4 Wheel Thunder

Entwickler:  Kalisto
Vertrieb:  Midway/Konami
Genre:  Sport
Spieler:  1-2
System:  Dreamcast

Story



Die Verantwortlichen hinter 4WT wecken beim Kenner gemischte Gefühle: PC-Piloten ist Kalisto noch bestens bekannt durch die exzellente und trotz ihres Alters immer noch ansprechende Arcade-Raserei "Ultim@te Race", während Midway eher für jene hirnlose Instant-Unterhaltung steht, auf die US-Kids so abzufahren scheinen...

Gameplay



Dieser Widerspruch schlägt sich auch im Gameplay nieder: Das Spielprinzip ist kinderleicht (starte als Zwölfter, beende das Rennen als Erster), das Spiel selbst jedoch mördermäßig schwer. Sagte ich "mördermäßig"? Genausogut hätte ich "tödlich", "unmenschlich", "unsäglich" oder ein ähnliches Adverb der Superlative verwenden können. Trotz der unbegrenzten Anzahl an Continues bleibt der Sieg auf einer der insgesamt 24 Strecken fast immer ein unerreichbarer Wunschtraum. Egal, ob in einem der jeweils drei Out- oder Indoor-Arcadewettbewerbe oder im etwas aufgesetzt wirkenden Championship-Modus, die gegnerischen Fahrer scheinen mehr am Behindern des Spielers als am Sieg interessiert zu sein. Dazu gesellt sich die "Thunder"-typische Midway-Unart, dass ein Großteil des Rennens damit zugebracht werden muss, möglichst alle Boost-Kristalle einzusammeln und -zusetzen.

Gelingt dies nicht, hat der menschliche Teilnehmer automatisch das Nachsehen. Obwohl der Computer nämlich keinerlei Power Ups (in der Meisterschaft warten zusätzlich Geldboni) mitnimmt, rasen die CPU-gesteuerten Karossen mitunter sogar schneller als das Spielerauto mit Nitro, gar nicht zu reden von der weitaus besseren Beschleunigung und dem stellenweise geradezu sagenhaften Kurvenverhalten der Konsolenfahrer. Um die Problematik auf den Punkt zu bringen: Fährt man nicht ständig mit Vollgas, verliert man. Findet man nicht mindestens 90 Prozent aller Booster, verliert man. Gelingt es nicht auf Anhieb, einen Konkurrenten zu überholen, verliert man. Dreht sich das eigene Gefährt, verliert man. Donnert man gegen eines der zahlreichen Hindernisse und muss zurücksetzen, verliert man. Fair, was?

Kein Wunder, dass "4 Wheel Thunder" seine unbestreitbaren Stärken in puncto Steuerung und Präsentation nur im Zweispielermodus so richtig ausspielen kann. Hier treffen sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit zwei menschliche Pistenrowdies, um am Splitscreen entweder die oben angesprochenen oder vier spezielle Wettbewerbe gegeneinander auszutragen. Schade nur, dass beim launigen Bombentauschen und Fangenspielen in den eigens dafür vorgesehenen Arenen nicht vier, sondern eben nur zwei Teilnehmer zum Zug kommen...

Technik



Grafisch braucht sich 4WT vor der (spärlichen) Konkurrenz nicht zu verstecken: Wahlweise im 50- oder 60-Hz-Vollbild rauschen die ordentlich animierten Karren durch ansprechende und vor allem sehr abwechslungsreiche Kulissen. Die Framerate bleibt dabei konstant im tiefgrünen Bereich, und lediglich die Replays lassen etwas an Dynamik vermissen. Dafür sind Pop Ups und Clipping-Fehler völlige Fremdwörter: Man sieht stets bis zum Horizont und kann die Schlaglöcher auf der Piste fast fühlen - es sei denn, man verfügt ohnehin über ein Vibraton Pack, welches vorbildlich angesprochen wird.

Auf der Soundseite buhlen durchschnittliche Drum'n'Bass-Stücke sowie ganz brauchbare Soundeffekte um die Gunst des Spielers, das Gelbe vom Ei sind jedoch beide nicht. Wirklich lästig ist gar der Ansager: Ich erreiche unter unsagbaren Mühen wieder einmal einen heldenhaften zweiten Platz (der im Championship-Modus jedoch immerhin zum Weiterkommen reicht), und was sagt der Kerl? "You lose!" Da fragt man sich doch, ob ein bisschen Lob nicht motivierender wäre...

Ergebnis



Meine Eindrücke lassen sich wie folgt wiedergeben:
1. Oh je, ein Midway-Rennspiel...
2. Heyyy, von Kalisto, vielleicht taugt es ja doch was!
3. Hm, sonderlich viele Optionen hats mal wieder nicht.
4. Ui, das sieht ja mal gar nicht so übel aus!
5. Prima, das fährt sich sogar gut.
6. Klasse, auf Anhieb Sechster. Was, zum Weiterkommen muss ich
Erster werden?!?
7. [Eine fluchgeladene Stunde zieht ins Land]
8. Aufgabe: Nur mit dauerndem Speichern bzw. ständigem Neustarten lässt sich eine Meisterschaft gewinnen, da die drei besten Computerfahrer stets in der selben Reihenfolge durchs Ziel fahren. So etwas nervt (nicht nur) mich!

Fazit: "4 Wheel Thunder" macht im Duell mit einem menschlichen Mitspieler durchaus eine Zeitlang Spaß. Dieser verfliegt in Solowettbewerben jedoch binnen Sekunden, vor allem, da zu Beginn gerade mal fünf Rennstrecken und acht Wagen (von angeblich über 60) freigeschaltet sind. Wer allerdings über ein unfehlbares Gedächtnis sowie die Reflexe eines Jedi-Meisters verfügt, darf gerne sein Glück versuchen, in Sachen Optik und Steuerung fährt 4WT ja durchaus in der Oberklasse mit... (Markus Ziegler)

Wertung