Ace Combat 3

Electrosphere

Entwickler:  Namco
Vertrieb:  Sony
Genre:  Luftkampf-Action
Spieler:  1
System:  Playstation

Story



Schön wäre es, wenn man sich immer auf Pressemitteilungen verlassen könnte: Von einem "erbitterten Krieg" zweier Megakonzerne ist da die Rede, von einem Storymodus, der "einem Hollywood-Spektakel nicht nachsteht". Nur leider, leider, leider fiel eben diese hochwillkommene Abwechslung anscheinend der Lokalisierung zum Opfer. So ist nach dem Intro nur noch eine einzige Rendersequenz zu bewundern, und die 35 Missionen wirken zum Teil sehr zusammengestückelt, so, als seien sie ursprünglich auf mehrere Kampagnen verteilt gewesen. Das Handbuch schweigt sich über die Hintergründe des schwelenden Konfliktes gänzlich aus, und die in den Briefings nur äußerst kurz angesprochenen Namen und Örtlichkeiten bleiben bis zuletzt (fast) bedeutungslos.

Flugsimulationen sind auf den Konsolen dünn gesät, und das zu Recht: Wer nicht über eine komplette Tastatur, sondern nur ein 10-Button-Pad verfügt, tut sich nun einmal schwer damit, Hightech-Maschinen vom Schlage einer F-22 zu lenken. So kann es nicht verwundern, daß auch "Ace Combat 3" in die Fußstapfen seiner actionlastigen Vorgänger tritt.

Gameplay



In 35 teils mehrstufigen Missionen gilt es, Luft und Bodenziele in einer dreistelligen Anzahl zu zerstören. Zu diesem Zweck trägt das eigene Flugzeug nicht bloß die jämmerlichen sechs oder acht Raketen, welche in der Wirklichkeit unter den Tragflächen Halt finden, nein, hier wird in anderen Dimensionen gerechnet: Zusätzlich zum unbegrenzt munitionierten Bordgeschütz stehen je nach gewähltem Raketentyp über hundert der Lenkflugkörper zur Verfügung! Nach erfolgreich abgeschlossenen Einsätzen (abhängig von Abschußquote und benötigter Zeit) wird der Hangar zudem um weitere Flugzeuge und Waffensysteme aufgestockt. Insgesamt stehen damit 14 Waffen sowie 21 Flieger zur Auswahl, darunter auch ein (fiktives) Spezialmodell für den Einsatz im Weltraum! Nettes Feature am Rande: Nach einmaligem Durchspielen dürfen sämtliche Missionen auf allen drei Schwierigkeitsgraden erneut geflogen werden, um das Rating zu verbessern und weitere Kampfjets freizuschalten.

A propos Schwierigkeitsgrade: Die eigene Maschine steckt schon einige Raketen- und MG-Treffer weg, bevor sie den Geist aufgibt und ein freundliches "Retry" zum beliebig häufigen Wiederholen des Einsatzes auffordert. Auf der leichtesten Stufe ist es sogar möglich, eine volle Sekunde lang über den Boden zu schleifen, bevor ein kritisches Schadensniveau erreicht wird! Auch sonst sind die Parallelen zum Vorgänger unübersehbar: Simulationselemente sind spärlich gesät, Starts und Landungen spielen nur eine untergeordnete Rolle und dürfen beliebig wiederholt bzw. auf Knopfdruck automatisch ausgeführt werden. Täuschkörper gegen feindliche Raketen gibt es nicht, und die Schubkontrolle pendelt sich automatisch immer wieder beim selben Wert ein. Zudem lockern zwar einige Geleitschutz- und Spezialaufträge (Canyonjagden, Nachtflüge, Höheneinsätze an Bord einer Blackbird) das Geschehen auf, in aller Regel beschränken sich die Missionen jedoch auf das gute alte Search And Destroy.

In diesem Zusammenhang sollten auch die diversen Waffensysteme nochmals erwähnt werden: Obwohl das Angebot an Primär- (Vulcan, schweres MG, Geschütz, Laser...) sowie Sekundärsystemen (Raketen, Splitterbomben, Marschflugkörpern) verhältnismäßig groß ist, erfüllt der Auswahlscreen vor dem Flug eher kosmetische Zwecke, da die beiden Standards (Vulcan-Kanone und Raketen) für alles geeignet und dank ihrer höheren Reichweite den originelleren Systemen vorzuziehen sind - wobei "Reichweite" vielleicht das falsche Wort ist, denn mit einer Zielaufschaltung bei maximal 2.000m wäre in Wirklichkeit selbst die Bezeichnung "Kurzstreckenrakete" bereits ein Euphemismus...

Technik



Zwar fehlen die eingangs erwähnten Zwischensequenzen, doch gibt es gelegentlich kurze Szenen in der für Playstation-Verhältnisse ausgezeichneten Spielgrafik zu sehen. Natürlich ruckeln die Bodentexturen stets ein wenig, und gelegentlich sind auch die typischen Clipping-Blitzer zu sehen, welche auf Sonys 32-Bitter scheinbar zum guten Ton gehören, alles in allem ist der optische Eindruck aber hervorragend: Freund- und Feindflugzeuge wurden recht detailliert umgesetzt, die fiktiven Flugobjekte liebevoll designt, und unterschiedliche Witterungsverhältnisse sorgen für einen Hauch von Realismus. Wer bei dichtem Nebel unter 1.000 Metern Flughöhe bleiben und dabei noch Raketenstellungen und Feindjäger erledigen muß, kann sich nicht über mangelnden Streß beklagen! Weiterhin seien noch die hübschen Lensflares, Schatten und Wasserspiegelungen erwähnt, welche speziell im Replay gut zur Geltung kommen. Da man während des Einsatzes nämlich mit dem Head-Up Display vorlieb nehmen muß (zwar läßt sich auch eine Außenansicht einblenden, doch ist diese zum Spielen nicht empfehlenswert), kann man sich hier so richtig über die gelungenen Manöver freuen, welche aus wechselnden Perspektiven dargestellt werden.

Auf den langweiligen Soundeffekten und durchwachsenen, jedoch je nach Auftrag wechselnden Musikstücken will ich jetzt gar nicht weiter herumreiten und stattdessen lieber anmerken, daß die Ladezeiten erfreulich kurz und das Vibrations-Feature sehr hilfreich bei der Vermeidung von Stalls ist. Auch die übrige Steuerung ist, wenn auch nicht frei konfigurierbar, so doch sehr solide ausgefallen, verlangt aber dringend nach einem Analog Controller! Digitale Luftpiraten sollten sich schon einmal auf die eine oder andere Bruchlandung vorbereiten...

Ergebnis



Das Resultat fällt also identisch zu dem des zweiten Teils aus: "Ace Combat 3" ist mit Sicherheit keine Simulation echter Kampfflugzeuge, sondern lediglich ein hübscher Shooter mit einem etwas größeren Flugareal, clevereren Gegnern, leicht anspruchsvollerem Handling sowie einem etwas bodenständigeren Szenario - trotz des abschließenden Ausflugs in die "Electrosphere", einer Art virtueller Spielmatrix, in der man sich nur noch auf seine Bordinstrumente verlassen kann. Schade nur, daß die zweifellos interessante Hintergrundstory in der deutschen Version komplett untergeht und wieder kein Linkmodus für vernetzte Playstationpiloten implementiert wurde - damit hätte das sehr unterhaltsame Spielprinzip vermutlich noch deutlich mehr Spaß gemacht! (Markus Ziegler)

Wertung