Sega ist auch heute noch einer der bedeutendsten (und meiner Meinung nach beste) Hersteller von Spielautomaten weltweit. Daß dieser Erfolg nicht über Nacht kam, belegt unter anderem diese CD. Hierauf befinden sich die drei Arcade-Klassiker After Burner II, Out Run und Space Harrier. Zwar wäre es falsch zu behaupten, diese Spiele stammten noch aus den Gründertagen der elektronischen Unterhaltung, doch offenbart bereits ein kurzer Blick die Nagespuren des sprichwörtlichen Zahns der Zeit. Videospieler ab zwanzig dürfen den folgenden Abschnitt überspringen, da er für sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine neuen Informationen enthält.
After Burner II entpuppt sich als hektisches Shoot'em Up. An Bord einer F-14 bekämpft der Spieler ganze Feindeshorden, nur bewaffnet mit seiner Vulcan-Bordkanone und einem beachtlichen Vorrat an Lenkraketen, die alle paar Stages von einem Tankflugzeug oder auf einem befreundeten Flughafen aufgestockt werden.
Out Run ist einer der ganz großen Namen im Rennspielgenre. Am Steuer eines Ferrari Testarossa und eine schnuckelige Blondine auf dem Beifahrersitz prescht man über eine sich immer wieder verzweigende Rennstrecke dem Ziel zu, wobei einem das Zeitlimit, sperrige LKWs und übereifrige Konkurrenten ständig einen Strich durch die Rechnung machen wollen.
Bei Space Harrier schließlich rennt das Spielersprite über weitläufige Ebenen eines fernen Planeten, weicht unzerstörbaren Säulen aus und schießt auf alles, was sich ihm in den Weg stellt. Ich meine mich auch noch an eine seltsame Hintergrundstory mit friedliebenden Drachen erinnern zu können, aber die spielt in einem Ballerspiel ohnehin keine übermäßig wichtige Rolle.
DAS GAMEPLAY
Um es kurz zu machen: Bei der
Konvertierung auf die Saturn-Konsole ging nichts von der Spielbarkeit der
Arcade-Originale verloren. Ob man bei After Burner feindlichen Raketen,
in Out Run ebensolchen Fahrzeugen oder mit dem Space Harrier rasant näherkommenden
Säulen ausweicht, die eigene Figur steuert sich exakt wie in der
Spielhalle. Ich weiß nicht, ob sich die Video Kids von heute
ihre Games ohne Extrawaffen, Turbo Buttons und Renderintros vorstellen
können, doch genau das findet man hier:
rohes, unverfälschtes
Gameplay.
DIE TECHNIK
Willkommen in der Welt der 80er,
willkommen in der Welt von Sprites und Vektorbobs (daß
ich die noch mal sehen darf...), von Scrolling und Scaling!
Damals hatte das Wort "3D" nicht die gleiche Bedeutung wie in heutigen
32- und 64Bit-Zeiten. Statt komplizierten Polygon-Modellen mit Light Sourcing
und Gouraud Shading verstand man darunter zoomende Bitmap-Grafiken.
Alle drei Spiele nutzen diese Techniken. Besonders deutlich wird das bei
After Burner, wo die Kondensfahnen von Raketen nichts anderes als eine
Aneinanderreihung von kleinen zweidimensionalen Wolken sind. Diese werden
mit rasender Geschwindigkeit ins Bild gezoomt und auf Höhe der Kamera
ausgeblendet, wodurch die Illusion einer schnellen Vorwärtsbewegung
entsteht. Die Nachteile liegen auf der Hand: Einerseits existiert keine
wirkliche dreidimensionale Bewegung, das heißt, man sieht Objekte
immer nur aus vorgegebenen Perspektiven. Zum anderen werden die Objekte
beim Näherzoomen recht grobpixelig, was durch ihre Schnelligkeit nur
geschickt vertuscht wird. Donnert man jedoch mit seiner F-14 in den Boden,
bleibt einem schier die Spucke weg ob der primitiven Lanschaft. Hinzu kommt,
daß anno dunnemals auch Farbpaletten noch nicht mit 16,7 Millionen
Farben arbeiteten. Man mußte schon froh sein, gleichzeitig 32 davon
zu Gesicht zu bekommen.
DAS ERGEBNIS
Wie dem auch sei, für Nostalgiker ist diese Sammlung von Arcade-Meilensteinen ein echtes Muß, und speziell Space Harrier hat (fast) nichts von seinem einstigen Reiz verloren. Allerdings war die Einführung verschiedener Schwierigkeitsgrade bitter nötig, denn in der Spielhalle des letzten Jahrzehnts wehte ein rauher Wind. Vor allem After Burner II fordert die volle Konzentration und beinahe übermenschliche Reflexe (selbst mit Cheat). Ich persönlich finde die Idee der Automaten-Revivals (Namco hat hierzu ja die "Museum"-Linie ins Leben gerufen) jedenfalls genial, und Segas Einstand ist ohne Frage geglückt. Zwar verfügt keins der Spiele über eine nennenswerte Langzeitmotivation, für einen Schnellschuß zwischendurch (und um Abstand zum Testeralltag zu gewinnen) sind die Teile aber goldrichtig. Ich freue mich schon auf Volume 2 der "Ages"-Reihe, dann hoffentlich mit "Golden Axe" (nicht "The Duel"), einem meiner Lieblings-Sidescroller aus goldenen Prügeltagen! (Markus Ziegler)
WERTUNG
System | Saturn |
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