Battle Arena Toshinden 3

Entwickler:  Takara/Tamsoft
Vertrieb:  Sony
Genre:  Beat'em Up
Spieler:  1-2
System:  Playstation

DIE STORY 



Kaum ist die eine Organisation zerschlagen, schon zeigt sich der nächste Übelwicht und fordert die aus den Vorgängern bekannten und bewährten Helden zum Zweikampf auf Leben und Tod. So war es, und so wird es wohl auch immer bleiben. Na, wenigstens müssen die mittlerweile 14 Helden nicht (wie im Genre üblich) gegen ihre eigenen Kumpels antreten, vielmehr stehen ihnen 14 fiese und leicht veränderte Abbilder ihrer selbst gegenüber. Zudem gilt es, den alten Endboß Sho und die neuen Abel bzw. Veil zu schlagen. Mit Veil darf man danach noch gegen Kayins Mündel Naru antreten. Alle diese Charaktere sind nach (möglichst Continue-freiem) Durchspielen ebenfalls verfügbar und können auf die Memory Card abgespeichert werden. Mehr Infos? Ein Blick ins FAQ genügt!

Battle Arena Toshinden war eines der allerersten Playstation-Spiele und damals der härteste Konkurrent für Segas Virtua Fighter. Der zweite Teil konzentrierte sich leider nur noch auf möglichst übertriebene Special Moves und enttäuschte durch pixelige Grafiken.

DAS GAMEPLAY 


Die Grundlagen dürften klar sein: Eine(r) gegen eine(n), wer zuerst zu Boden geht, hat verloren. Die Anzahl der Gewinnsätze ist ebenso verstellbar wie das Zeitlimit, zudem stehen wie gewohnt acht Schwierigkeitsgrade zur Anwahl. Damit wären wir schon beim ersten Schwachpunkt: Selbst auf Stufe "impossible" ist es mit den meisten Kämpfern ein leichtes, den Endgegner zu erreichen, ohne eine Runde zu verlieren. Das liegt zum einen an den unzähligen verschiedenen Special-, Super Special-, Counter-, Overdrive- und Desperation Moves, die sich zum Großteil (manche auf Wunsch) durch simplen Tastendruck auslösen lassen. Zum anderen ist der CPU-Gegner selbst auf den höchsten Stufen nicht in der Lage, konsequent zu blocken. Schließlich und letztlich darf nun nach Herzenslust auf am Boden liegende Gegner eingedroschen werden, selbst nach dem K.O. wird so noch munter der Combo-Zähler erhöht. Na, uns soll's recht sein...

Zur Auswahl stehen die üblichen Spielmodi: Arcade, Duell gegen Rechner oder Mensch, Training und Survival. Bei letzterem wird der nächste Gegner zufällig aus den verfügbaren Kämpfern bestimmt, unter Umständen muß also auch gegen die zuvor versteckten Endgegner angetreten werden. Auch hier lassen sich die besten Resultate mittels Highscore-Leiste verewigen. Das hört sich in der Theorie alles ausgezeichnet an, kommen wir nun zur Praxis:

BAT 3 hat mit echtem Kampfsport nicht mehr viel zu tun: Die Kämpfer tragen zentnerschwere Keulen, Motorsägen, halbautomatische Feuerwaffen und weiß der Geier welche Kuriositäten noch. Zusammen mit den unzähligen Feuerbällen, Flammenkicks oder Elektroschockern ergibt das ein sehr unterhaltsames, aber nicht sonderlich realistisches Spektakel. Dazu kommt, daß die Duelle neuerdings in abgeschlossenen Räumen stattfinden, wodurch man seinen Widersacher schon mal an Decke und Wände klatschen oder in eine Ecke drängen kann, aus der er sich nur durch geschickten Einsatz der Sidesteps befreien kann. Neuerdings existieren zwar auch einige Combos, diese sind im Kampf gegen menschliche Kontrahenten jedoch eher nutzlos. Vielmehr läuft das Spiel immer nach dem gleichen Muster ab: Der eine startet einen Angriff, der andere blockt ihn und versucht, den Angreifer zu treffen, bevor der wiederum verteidigen kann. Aus diesem Grund erfreuen sich kurze, schwache Angriffe höchster Beliebtheit, wodurch wiederum das Match unnatürlich in die Länge gezogen wird. Aber das ist Kennern der Serie ja nichts Neues, kommen wir also zum interessanten Teil, und das ist...

DIE TECHNIK 


Zunächst die augenfälligste Neuerung: Nach dem Totalausfall in Teil eins und dem seltsamen Mix aus Realfilm und Spielgrafik im Nachfolger glänzt Toshinden 3 mit einem minutenlangen Renderintro. Zwar wird dabei nicht einmal ansatzweise die Genialität der Soulblade- und Tekken-Videos erreicht, aber ein Anfang ist gemacht (vor allem Vermilion sieht einfach klasse aus). Die Abspänne bestehen weiterhin aus einer öden Textwüste, die über den posierenden Helden gezogen wird, und auch Replays sucht man nach wie vor vergeblich. Unglaublicherweise wurden die Charakterporträts nochmals verschlechtert: Nach den uninspirierten 3D-Modellen des zweiten Teils kehrte man zwar wieder zu Anime-Bildchen (BAT 1) zurück, allerdings sind diese so schreiend häßlich ausgefallen, daß man glaubt, vor einem NES (nicht SNES!) zu sitzen. Doch das alles sind Nebensächlichkeiten...

Das Spielgeschehen läßt sich wie gewohnt aus mehreren Kameraperspektiven betrachten, neu ist allerdings die Wahl der Grafikdarstellung. Entweder wird mit 25 Frames pro Sekunde und allen Details geprügelt, oder man schaltet im Optionsmenü auf die 50-FPS-Variante um. Diese kann zwar mit superflüssigen Animationen aufwarten, dafür wird aber auf die meisten Texturen sowie viele Effekte und Shading verzichtet. Paradoxerweise ist dieser Modus trotz aller Einschränkungen spürbar langsamer, weshalb er sich bestenfalls für Experimentalzwecke anbietet. Daß die Animationen stets etwas abgehackt wirken, kann übrigens kaum an mangelnder Rechenpower liegen. Ich vermute eher, daß dadurch der Cartoon-Charakter des Spiels weiter gefördert werden sollte. Passend dazu erklingen schnelle Remixes der originalen Musikstücke und die üblichen Kampfschreie.

DAS ERGEBNIS 



Battle Arena Toshinden 3 ist so etwas wie der Clown unter den 3D-Kampfspielen. Neben den oben erwähnten Waffen zeigt sich das vor allem an der Kämpferpalette: Ein Kind als Oberendgegner, ein Affe mit Klauen, eine Geisha mit knöchellangem und völlig unpraktischem Kimono, ein Michael-Jackson-Verschnitt (wirklich!), die Liste ließe sich noch fortführen. Dazu kommen lächerlich wirkungslose, aber optisch atemberaubende Special Moves und Combos, die nicht selten in den 20er-Bereich zählen. Andererseits macht es durchaus Spaß, sich mit Kettensäge und Schrotflinte zu beharken, und dank des lächerlichen Schwierigkeitsgrads kommen auch blutige Anfänger zu ihrem Recht.

Kurz und relativ gut: BAT 3 kommt weder technisch noch spielerisch an den Klassenprimus Soulblade heran, bietet aber abgedrehte Unterhaltung, die nur noch entfernt an das Prügelspiel von einst erinnert. Dank der großen Charaktervielfalt und der versteckten Kämpfer ist die Motivation zumindest eine gewisse Zeitlang gesichert, danach verlieren die Duelle gegen die Rechenknechte jedoch stark an Reiz. Wie so oft sind menschliche Mitspieler hier eindeutig das Salz in der Suppe... (Markus Ziegler)

WERTUNG