Capcom vs. SNK Millennium Fight 2000

Entwickler:  Capcom/SNK
Vertrieb:  Virgin
Genre:  Beat'em Up
Spieler:  1-2
System:  Dreamcast

Story



Schon immer spaltete sich das Lager der Videospieler in Gruppen: Playstation gegen Saturn, Mario gegen Sonic, Tekken gegen Virtua Fighter - das alles lieferte Stoff für spannende Debatten. Selbstverständlich hat auch das Genre der 2D-Beat'em-Ups seinen ureigenen Zwist (zumindest seit Midways "Mortal Kombat"-Serie endgültig Schnee von gestern ist): Capcom gegen SNK! Auf der einen Seite stehen die selbst hierzulande noch relativ populären Street Fighter und Marvel-Superhelden, auf der anderen die Serientäter aus "Fatal Fury", "Samurai Showdown" und "Art of Fighting". Beide Parteien unterscheiden sich grundlegend in Gameplay, Optik und nicht zuletzt auch der grundlegenden Philosophie. Während Capcom seit jeher auf (Super-) Combos und einen flüssigen Spielverlauf setzt, beherrschen in SNK-Spielen zumeist einzelne Special Moves das Bild, Abstriche beim Spielfluss werden in Kauf genommen, um ultra-gesundheitsschädliche Desperation Moves gebührend in Szene zu setzen. Und all die Jahre über fragte man sich: Wer wäre wohl stärker, wenn es zu einem Kampf zwischen Ryu (Street Fighter) und Ryo (Art of Fighting) käme? Ist Kens Dragon Punch dem Burn Knuckle von Terry Bogard gewachsen? Und wer ist fieser: M. Bison oder Geese Howard? Nun endlich kann sich jeder selbst ein Bild von der Lage machen: Capcom und SNK schicken ihre populärsten Kämpen (oder zumindest die meisten davon) ins Rennen um die Gunst des Spielers!

Gameplay



Insgesamt 28 davon (14 pro Lager) stehen anfangs zur Auswahl, später lassen sich noch fünf geheime Akteure freischalten. Genaugenommen müsste das Spiel eigentlich "Street Fighter vs. SNK" heißen, da bis auf Geheimcharakter Morrigan sämtliche Capcom-Kämpfer der Straßenkämpferriege entspringen. Ja, wenn man von Cammy und Sakura sowie den versteckten Prüglern Akuma und Evil Ryu absieht, geht ausschließlich die Originalbesetzung von "Street Fighter 2" an den Start. Etwas mehr Abwechslung ist auf der SNK-Seite geboten. Zwar fehlen auch hier mehrere Fan-Favourites wie Andy Bogard, Joe Higashi oder Robert Garcia, doch wirkt die Mischung aus "Art of Fighting"-Veteranen, "Fatal Fury"-Haudegen und "King of Fighters"-Newcomern hier wesentlich ausgeglichener.

Um es beiden Seiten recht zu machen, darf jede Fraktion ihre gewohnte Spielweise übernehmen: Der "Capcom Groove" sieht die üblichen drei Superleisten vor, mit denen sich Super Combos in drei Stufen aktivieren lassen, SNK-Liebhaber setzen dagegen auf eine Extraleiste, welche sich durch das gleichzeitige Drücken von Hard Punch und Hard Kick (CvsSNK kommt mit vier Attacken aus) füllen lässt. Somit sind Level-1-Supercombos möglich, befindet sich zudem die Energie im kritischen Bereich (die Anzeige blinkt), wird daraus ein Level-3-Angriff, zudem können dann auch ohne Aufladen Level-1-Attacken ausgeführt werden. Beide Spielsysteme haben ihre Vor- und Nachteile, für welches man sich entscheidet, ist letztlich eine Frage der persönlichen Vorlieben.

Eine weitere Neuerung wartet bei der Charakterauswahl: Diese sind nunmehr in vier Klassen unterteilt, was sich auf Lebensenergie und Angriffsstärke auswirkt. Insgesamt setzt sich ein Team aus Klassenpunkten zusammen, deren Zusammenstellung frei gewählt werden kann. Wem die übliche 2+2-Verteilung (beispielsweise Ryu und Ken) zu langweilig ist, darf sich also jederzeit mit vier Prügelknaben und -mädchen in die Schlacht stürzen oder alles auf einen einzigen 4er-Helden setzen. Nach jedem Knockout erhält der Sieger einen kleinen Teil seiner Energie wieder zurück, um für die nächste Runde gewappnet zu sein.

Keine Überraschungen gibt es in den eigentlichen Kämpfen: Wie gewohnt prügeln sich zwei Teilnehmer in einer horizontal (und leicht vertikal) scrollenden Arena, wobei Feuerbälle und ähnliche Special Moves das Bild bestimmen. Abhängig von der Herkunft der hauptsächlich gespielten Charaktere wechselt der Endgegner zwischen M.Bison (für SNK-Kämpfer) und Geese Howard (gegen Capcom). Unglücklicherweise beschränken sich die Endsequenzen folglich auf nur zwei leidlich animierte Szenen, nur der Bonuskampf gegen Akuma kann mit einem anderen Ende aufwarten. Anscheinend versagte die Intelligenz der Entwickler auch bei der Wahl der Schwierigkeitsgrade: "Capcom vs. SNK Millennium Fight 2000" ist selbst auf der höchsten der acht Stufen geradezu kindisch einfach, besonders Endgegner Geese enttäuscht durch höchst einfallslose Angriffsmuster und leicht zu konternde Sprungattacken.

Abhängig von der Spielerperformance regnet es nach dem Vorbild von "Marvel vs. Capcom 2" nach jedem Durchspielen bzw. Vs.-Match Punkte, welche zum Freischalten der 77 Secrets benutzt werden. Neben einer Flut an unspektakulären, um nicht zu sagen: langweiligen Extras wie neuen Farbpaletten und minimal abgeänderten Kämpfern lassen sich hier auch die versteckten Kämpfer, neue Stages und kleinere Features (z.B. die Möglichkeit, wie in "King of Fighters" zu rennen) erwerben. Auch ein Trainingsmodus sowie ein Paletten-Editor sind mit von der Partie, das Hauptaugenmerk liegt jedoch ganz klar auf dem Arcade Mode und den Duellen mit menschlichen Gegnern.

Präsentation



Machen wirs kurz: CvsSNK bietet die üblichen 2D-Sprites, welche aus diversen Spielen zusammengetragen zu sein scheinen. So erinnern Ryu und Ken an ihren Auftritt in SF3, während die meisten anderen Capcom-Charaktere direkt der Alpha-Reihe entsprungen zu sein scheinen. Am Stil der SNK-Fighter hat sich ja seit Jahren nur wenig geändert, weshalb der Wiedererkennungswert erwartungsgemäß sehr hoch ist. Erwähnenswert sind an dieser Stelle noch die hübschen Stage-Intros im SNK-Stil, was in Capcom-Spielen bislang nur rudimentär genutzt wurde. Einziger Kritikpunkt: die unverändert grob aufgelösten Kämpfermodelle, welche speziell auf einem PC-Monitor stark aufpixeln.

Die Sounduntermalung setzt sich aus den üblichen, rocklastigen Begleitmusiken, typischen Kampfschreien sowie sehr brauchbaren Soundeffekten zusammen. Letztlich bietet also auch sie keine Überraschung, jedoch auch keinen Anlass zur Klage. Die Ladezeiten fallen ebenfalls erfreulich kurz aus, kurzum: Hier wartet eine grundsolide technische Umsetzung des Arcade-Automaten.

Ergebnis



"Capcom vs. SNK Millennium Fight 2000" ist ein hochinteressantes Beat'em Up für echte Anhänger einer der beiden Schulen. Wer mit den Lizenzen bzw. den Vorgängerspielen nichts am Hut hat, erhält zwar ein hübsch präsentiertes 2D-Gerangel mit einer reichen Auswahl an Kämpfern, der wahre Reiz dieses Spiels bleibt ihm jedoch verborgen. Besonders im Duell mit einem Vertreter der anderen Seite läuft die Schlacht um Groove-Points zur Hochform auf, der Solomodus vermag aufgrund des viel zu niedrig angesetzten Schwierigkeitsgrades (offensichtlich trauen die Japaner ihren europäischen Widersachern in dieser Hinsicht nicht allzuviel zu) nur für kurze Zeit zu motivieren. (Markus Ziegler)

Wertung