ChuChu Rocket!

Entwickler:  Sonic Team
Vertrieb:  Sega
Genre:  Geschicklichkeit/Knobelei
Spieler:  1-4
System:  Dreamcast

Story



Ahem. Soll ich wirklich? Na gut, hier ein Auszug aus dem Handbuch: "In einer Zeit weit von unserer entfernt, auf einem Planeten in einer anderen Galaxis, liegt ein Raumhafen. Dieser Space Port wird von Tausenden kleiner ChuChus bewohnt. Was die ChuChus mehr verabscheuen als alles andere, sind die KapuKapus. Die ChuChus lebten glücklich und zufrieden, bis eines Tages der Raumhafen von KapuKapus übernommen wurde. Die ChuChus müssen in Raketen flüchten. Das Schicksal der ChuChus liegt in Ihren Händen! Der ChuChu Rocket!-Abschuß-Countdown hat begonnen!"

Oder einfacher ausgedrückt: In Segas erstem online-tauglichen Dreamcast-Titel (wer kennt nicht die völlig verfehlte und irgendwie peinliche Anti-England-Fernsehwerbung?) lenkt der Spieler kleine weiße Mäuse (ChuChus) zu ihren Rettungsraketen, bevor sie von großen orangefarbenen Katzen (KapuKapus) gefressen werden oder in bodenlöse Löcher stürzen. Einfach, nicht?

Gameplay



Nun, in der Theorie vielleicht, die Praxis gestaltet sich allerdings nicht ganz so einfach. Leider verfügen nämlich weder Mäuse noch Katzen auch nur über das kleinste bißchen Hirn, weswegen sie stur geradeaus über das von oben gezeigte, 12 x 9 Kästchen große Spielfeld marschieren, bis sie an ein Hindernis stoßen. Am Spieler liegt es nun, durch geschickt plazierte Pfeile den Strom der Mäuse (und Katzen) umzulenken.

Im Prinzip müssen dabei drei Spielmodi unterschieden werden:

Der Wettkampf erlaubt bis zu vier Spielern, in einem hektischen Duell gegeneinander anzutreten. Innerhalb eines vorgegebenen Zeitlimits müssen möglichst viele Mäuse in die eigene und die Katzen tunlichst in die Raketen der Gegner bugsiert werden. Zufallsereignisse wie Katzen- oder Mäusefluten, Umsetzen der Raketen oder auch Veränderungen der Spielgeschwindigkeit erfordern immer neue Taktiken, zudem verschwinden gesetzte Pfeile nach einer kurzen Zeit. Dieser Modus kann auch über das Internet gespielt werden, wobei bis zu drei Teilnehmer vor einer Konsole sitzen.

Kooperativer geben sich die Stage Challenges. Hier versuchen ein oder zwei Mäusejäger gemeinsam, unter Zeitdruck die ihnen gestellten Aufgaben (alle Mäuse retten, Katzen füttern, 100 Mäuse in eine Rakete führen) zu lösen. Hier sind sowohl Geschick als auch Überlegung gefragt, da sich viele Probleme nur auf eine ganz bestimmte Art und Weise umschiffen lassen.

Das gilt auch für den Puzzle Mode, allerdings steht hier ausschließlich die Knobelei im Vordergrund. In insgesamt 100 immer vertrackter werdenden Rätseln müssen alle Mäuse gerettet werden, indem bereits vor dem Start die erforderlichen Pfeile auf dem Spielfeld abgelegt werden. Auf Tastendruck startet dann das Spiel, und man kann seinen (Miß-) Erfolg ohne Hektik mitverfolgen. Choleriker seien allerdings gewarnt: Einige der "Mania"-Levels sind derart vertrackt angelegt, daß man auf der Suche nach der richtigen Lösung nicht selten in wüste Flüche ausbricht und erst nach längerem Probieren und Pad-in-die-Ecke-Feuern über die Lösung stolpert.

Technik



Um es auf den Punkt zu bringen: Die Grafik ist schlicht wie ein Kieselstein, kommt dafür aber auch bei hohem Mausaufkommen und massiver Katzenpräsenz nicht ins Stocken. Auch wenn es anfangs nicht danach aussieht, bestehen doch sowohl Spielfeld als auch Katzen und Mäuse aus Polygongrafik, was aber nur für den Raketenabschuß wirklich genutzt wird. Ähnlich spartanisch fällt die Soundbegleitung aus: Wenig Effekte, (wenig) elektronisch verzerrte Sprachausgabe und einige ausgeflippte Synthesizerstücke untermalen die Rettungsaktion.

Auf der Habenseite steht eine gut funktionierende und vor allem äußerst simple Steuerung, die endlich einmal auch die Tatstatur unterstützt - vermutlich aufgrund der Online-Komponente. Diese funktioniert allerdings nur mäßig gut, obwohl man sich von Seiten Segas sichtlich Mühe gegeben hat: Für jede gewählte Sprache und Geschwindigkeit (50 oder 60 Hz) steht ein eigener Server bereit, auf dem man sich zum Chat oder zu schnellen Instant-Matches treffen kann. Leider steht es mit der Übertragungsgeschwindigkeit nicht zum besten, weshalb eine Verzögerung von einer halben Sekunde zwischen Setzen und Auftauchen eines Pfeils das Minimum darstellt. Hin und wieder kommt es auch zu wirklich katastrophalen Lags, wodurch ganze Gewinnsätze von vornherein verloren sind - zur Krönung wird dann meistens auch noch die Verbindung getrennt.

Dennoch haben die Duelle mit Unbekannten (Hallo Pate!:-) durchaus ihren Reiz, außerdem bietet das Internet noch einen weiteren Vorteil: Jeder Besitzer des gratis verteilten (und in Zukunft jeder Dreamcast beiliegenden) Spiels kann hier seine eigenen, mit Hilfe eines unkomplizierten Editors erstellten Puzzle-Levels der Spielergemeinde zum Download anbieten. Auch wenn das Angebot derzeit noch etwas mager und vor allem qualitativ nicht gerade überragend ist, ist hier mit reichhaltigem Nachschub zu rechnen. Falls künftig noch eine Bewertungsoption für die eingereichten Levels (= Qualitätskontrolle) angeboten wird, könnte dieses Feature "ChuChu Rocket!" einen stetigen Online-Besucherstrom garantieren.

Ergebnis



Auch wenn Online- und Solo-Modi sicherlich nette Beigaben sind, so erstrahlt der wahre Glanz dieses Spiels doch erst im Vierspielerduell an einer einzigen Konsole. Ohne die störenden Lags und mit der Möglichkeit, seine Kontrahenten verbal gegeneinander aufzuhetzen oder aus Leibeskräften zu beleidigen, steigert sich die Mäusejagd zu einem furiosen Adrenalinschub. Der Preis (0,- DM!) läßt auch die mickrige Präsentation schnell vergessen, und so bleibt nur eine Frage offen: Wenn schon ein relativ simples Puzzlespiel mit derart massiven Lags zu kämpfen hat, wie wird es dann erst bei künftigen Multiplayer-Highlights wie "Quake 3" aussehen? (Markus Ziegler)

Wertung