Colony Wars

Red Sun

Entwickler:  Psygnosis
Vertrieb:  Sony
Genre:  Space-Shooter
Spieler:  1
System:  Playstation

Story



Noch immer toben die Vengeance-Kriege zwischen der Navy und der Liga der Freien Welten. Auf der anderen Seite des Universums geht Alexander Valdemar derweil seiner Tätigkeit als Minenarbeiter nach, bis ihn eines Tages seltsame Träume heimsuchen. Ein geheimnisvoller General nimmt Kontakt mit ihm auf und kündet das Ende der menschlichen Rasse an. Ein monströses Raumschiff, die titelgebende "Red Sun", sei die Wurzel allen Übels und müsse unbedingt aufgehalten werden. Ohne zu zögern kündigt Valdemar seinen Job, schwingt sich in sein altersschwaches Raumschiff und
folgt seinen Visionen durch die gesamte Galaxie. Zwischendurch bietet er sämtlichen Nationen und Verbänden seine Dienste an, was ihm alsbald das Ansehen der Raumfahrergilde sowie genügend Bares für neue Schiffe und Waffensysteme einbringt.

"Colony Wars: Red Sun" ist der dritte Teil der Space Opera aus dem Hause Psygnosis und für die Playstation in etwa das, was "Wing Commander" für den PC darstellt. Allerdings werden im Gegensatz zu Origins Saga für jeden Teil neue Szenarien und Hauptcharaktere entworfen, zudem unterscheidet sich der nichtlineare Spielaufbau diesmal erheblich vom üblichen Eine-Mission-nach-der-anderen-Design.

Gameplay



Das Spielprinzip ist schnell erklärt: Von mehreren Raumbasen aus (eine pro Sonnensystemen) wählt der Spieler alias Alexander Valdemar seinen nächsten Einsatz, bestückt sein Raumschiff mit unterschiedlichen Lasern, Energie- und Projektilwaffen (von denen jeweils bis zu drei erworben und gleichzeitig abgefeuert werden können) bzw. verstärkten Schildgeneratoren und stürzt sich in die Schlacht. Wie schon im Vorgänger dienen neben dem Weltraum auch Planetenoberflächen als Schauplätze für die Geleitschutz-, Bergungs- und Vernichtungsaufträge. Erfolgreich absolvierte Aufträge schalten weitere frei, bis man sich dazu entschließt, die (speziell gekennzeichneten) Story-Missionen zu fliegen und damit die Handlung voranzutreiben.

Abgesehen von diesen sind also alle anderen Ausflüge optional, doch gewährleisten mehr Abschüsse den Aufstieg in höhere Gildenränge, was wiederum bessere Waffen und Ausrüstungsgegenstände freischaltet. Während man sich so Schritt für Schritt an die Vernichtung des bösartigen Sha'Har-Imperiums macht, lockern nette Rendersequenzen den stressigen Spielalltag auf, zudem wissen auch die Missionen selbst durch abwechslungsreiche Szenarien zu gefallen: Der "Thunderbowl", ein publikumswirksames Deathmatch gegen drei Computerpiloten, findet beispielsweise unabhängig von allen politischen Wirren in fast jedem Sonnensystem statt, Betäubungsraketen und Traktorstrahlen erlauben Jagd- und Kaperausflüge. Selbst die genreüblichen Bewachungs- und und Kampfaufträge weisen originelle Ideen auf, so wird man einmal von einer Raketendrohne quer durch das feindliche Gebiet gezerrt, ohne selbst den Kurs bestimmen zu können.

Leider scheinen die Entwickler in ihrer Freude über den nichtlinearen Missionsverlauf jedoch etwas das Balancing vergessen zu haben. Während die optionalen Einsätze - in denen es hauptsächlich ums Geldverdienen geht - fast durchweg sehr einfach und vor allem schnell beendet sind, stellen einige der späteren Storymissionen fast unüberwindliche Hindernisse dar. Freilich können fehlgeschlagene Missionen beliebig oft wiederholt werden, optimalerweise hätte die Verteilung aber umgekehrt sein müssen: Wer sich unbedingt das Geld für neue Raketen verdienen will, sollte sich mehr anstrengen müssen als jemand, der hauptsächlich das Universum retten will. So wird vermutlich jeder Spieler alle Missionen gleich im ersten Anlauf mitnehmen, was den Reiz, das Spiel mehrmals durchzuspielen, deutlich herabsetzt.

Technik



Grafisch zeigt "CW: Red Sun" noch einmal, wozu Sonys alte Playstation in der Lage ist: Phantasievolle Raumschiffdesigns, hübsche Texturen und beeindruckende Explosionen erfreuen das Spielerauge, nur manchmal geht das Spieltempo unter der Last der vielen Gegner und Polygone etwas in die Knie. Ein weiterer kleiner Schwachpunkt ist die doch sehr eingeschränkte Sichtweite auf den Planetenoberflächen, was jedoch durch die gigantischen Riesenschiffe und imposanten Boßgegner mehr als wettgemacht wird. Dazu gesellen sich ein fulminantes Renderintro sowie gute, jedoch nicht ganz diese Qualität erreichende Zwischensequenzen.

Auch der Dolby-Surround-Sound gibt sich keine Blöße: Die orchestrale Musikbegleitung in den Schlachten paßt hervorragend zum dramatischen Geschehen, und auch die satten Schuß- und Explosionsgeräusche (unterstützt von der Dual-Shock-Funktion) heben die Stimmung. Einzig die deutsche Synchronisation gibt (mal wieder) Anlaß zu leiser Kritik: Wann endlich werden die Sprecher lernen, daß sich echte Menschen nicht wie Clint Eastwood anhören müssen, um cool zu sein? Leider lenkt diese verkrampfte Abgebrühtheit etwas von der ansonsten recht stimmigen Atmosphäre ab, und das ewige "Einen schönen Tag noch!" der Fluglotsen kann man schon nach der fünften Mission nicht mehr hören.

Ergebnis



Dank seiner für Playstation-Verhältnisse hervorragenden Grafik, der gewohnt guten Steuerung (ein Analogpad vorausgesetzt) und nicht zuletzt seines unterhaltsamen Missionsdesigns stellt "Colony Wars: Red Sun" ganz klar den derzeit besten Space-Shooter für Sonys 32-Bitter dar. Im Vergleich zum Vorgänger gefallen hauptsächlich die wesentlich ausführlicheren und somit besser gelungenen Briefings sowie die freie Missionswahl.

Obwohl ich persönlich derzeit etwas von Digital Anvils PC-Shooter "Starlancer" verwöhnt bin, machte mir Valdemars Abenteuer doch großen Spaß, der nur von den teilweise drastischen Schwierigkeitsunterschieden in aufeinander folgenden Missionen gedämpft wurde. Beispielsweise scheiterte ich ein Dutzend mal nur deswegen, weil eine bereits evakuierte Raffinerie von den Sha'Har zerstört wurde, obwohl ich (ganz ohne die sonst übliche Unterstützung) jedesmal -zig Angreifer abgeschossen hatte - warum zum Teufel evakuiert man das Gelände denn, hä? Doch Schwamm drüber, für echte Weltraumhelden bilden vermutlich just solche Herausforderungen das größte Kaufargument... (Markus Ziegler)

Wertung