Crazy Taxi

Entwickler:  Sega/Acclaim
Vertrieb:  Acclaim
URL:  www.acclaim.de
Genre:  Rennspiel-Action
Spieler:  1
System:  PS2

Story - Gameplay - Präsentation - Fazit - Wertung



Es war einmal ein uraltes 8-Bit-Spiel, welches sich "Space Taxi" nannte. Hier transportierte der Spieler wartende Kunden von einer Plattform zur nächsten, wo sie sich mit Punkten bedankten. Klingt simpel? Nun ja, "Crazy Taxi" ist prinzipiell genau das Gleiche, nur dass die 40-Pixel-Bitmaps durch hochauflösende Polygon-Autos ersetzt, die vier Plattformen gegen zwei riesige US-Metropolen ausgetauscht und die Spielgeschwindigkeit um ca. den Faktor 10 heraufgeschraubt wurde.
Anfang des letzten Jahres landete Sega mit der Dreamcast-Umsetzung des beliebten Spielhallenautomaten einen (hierzulande bescheidenen) Hit, jetzt, nach dem tragischen Niedergang der Konsole, sicherte sich Acclaim die Rechte für eine 1:1-PS2-Konvertierung.

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Die Zielsetzung ist klar: In den besagten Phantasiestädten (eine abwechslungsreiche Mischung aus San Francisco und Miami) warten allüberall gestresste Mitbürger auf eine Mitfahrgelegenheit zum nächsten Levi's-Laden, Vergnügungspark oder KFC- (Kentucky Fried Chicken) Imbiss. Werfen wir also lieber einen Blick auf die verfügbaren Optionen: Sowohl der originale Spielhallenlevel als auch die für die Heimversionen hinzugekommene Sonderstage dürfen wahlweise nach Arcade-Regeln (jeder Fahrgast verlängert die restliche Spielzeit) oder in 3-, 5- bzw. 10-Minuten-Schichten befahren werden. Zusätzlich sind in der Crazy Box noch anfänglich neun (insgesamt 15) Sonderprüfungen zu bestehen, welche Sonderfähigkeiten wie den Turbostart oder bessere Slides trainieren sollen. Auch besitzen die vier anwählbaren Taxifahrer noch jeweils ein verstecktes Fahrzeug, welches nach Erhalt eines S-Ratings freigeschaltet wird.

Im eigentlichen Spiel steuern sich die Kisten jedoch allesamt sehr ähnlich, das heißt, sie reagieren willig auf Lenkmanöver, werden jedoch bei heftigen Zusammenstößen oft ziellos herumgewirbelt. Dank der stets eingeblendeten Richtungspfeile und Zielangaben ist dies zwar nicht unbedingt ein Beinbruch, kostet jedoch wertvolle Sekunden, was dem zu erwartenden Trinkgeld schadet. Dieses lässt sich übrigens durch waghalsige Sprünge und Überholmanöver erhöhen, während Crashes und Umwege merklich auf die Stimmung der Passagiere schlagen.

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Der größte Pluspunkt in "Crazy Taxi" sind die liebevoll designten und sehr lebendig wirkenden Städte. Passanten hechten panisch zur Seite, wenn man auf der Suche nach einer Abkürzung durch ein Straßencafé prescht, die Computer-Autos blinken, bevor sie die Spur wechseln oder abbiegen, und der eigene Passagier will den Weg immer besser kennen als der Fahrer, was zu lustigen Streitereien führt. Leider sind diese wie auch alle Bildschirmtexte in englischer Sprache gehalten, was dank der intuitiven Handhabung jedoch nur im ersten Moment stört. Ärgerlicher sind da schon einige recht massive Pop-Up-Fehler, welche die ansonsten exzellente (und auch exzellent animierte) Vollbild-Grafik ein klein wenig auf den Boden der Tatsachen zurückholen.

Dagegen überzeugt die Musikkulisse auf ganzer Linie: The Offspring und Bad Religion beschallen den Spieler mit Gutelaunemusik, dass es nur so kracht, und lediglich die etwas zu niedrige Anzahl der verschiedenen Musikstücke verhindert eine perfekte 10 in dieser Kategorie!

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Das klingt alles mächtig nach der Dreamcast-Version? Nun, das sollte es auch, schließlich handelt es sich hier wie eingangs erwähnt um einen 1:1-Port. Dankenswerterweise beinhaltet das auch die hochauflösende Grafikdarstellung, ja, die hohe Framerate scheint sogar noch einen Tick konstanter auszufallen. Schade nur, dass das Problem der speziell auf langen Geraden doch sehr augenfälligen Pop Ups nicht gelöst wurde, wie ich mir auch sonst das eine oder andere Extra erhofft hätte. Nach wie vor stellt nämlich die Motivationskurve den Hauptkritikpunkt dar: "Crazy Taxi" ist nun einmal ein tierisch unterhaltsames Spaßspiel, dem es dafür an Substanz mangelt. Die Original-Entwickler mühten sich zwar redlich, durch Bonus-Events und zwei zugegebenermaßen sehr weitläufige Hauptstages die Langzeitmotivation aufrechtzuerhalten, doch fehlt ein (wie auch immer gearteter) Mehrspielermodus ebenso wie die Möglichkeit, einfach ohne Rücksicht auf ein Zeitlimit die Stadt nach Abkürzungen, versteckten Passagen und sonstigen netten Gags abzuklappern. So etwas hat die PS2-Version aber leider ebenfalls nicht zu bieten.

So bleibt unter dem Strich ein optisch herausragendes und äußerst witziges Rennspiel mit einem bemerkenswerten Soundtrack, das der Konkurrenz in Sachen Instant-Spielbarkeit und Funfaktor klar die Rücklichter zeigt. Leider nicht mehr, aber mit Sicherheit auch nicht weniger! (Markus Ziegler)

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System:  PS2
Grafik:  9
Sound:  9,5
Spielspaß:  9,5
Dauermotivation:  7
GESAMT:  8,5 (von 10)