Dark Cloud
Entwickler: |
Level 5 |
Vertrieb: |
Sony |
URL: |
www.ps2.de |
Genre: |
Actionadventure |
Spieler: |
1 |
System: |
PS2 |
Story
- Gameplay - Präsentation
- Fazit - Wertung
Vor langer
Zeit (und vermutlich in einer weit entfernten Galaxie), als es noch Magie
auf der Welt gab, bestand die Welt noch aus zwei großen Kontinenten.
Die Menschen in Ost und West lebten in Frieden miteinander – ein Umstand,
der in gewissen Kreisen schon damals auf Missbilligung stieß. So
ignorieren ein machthungriger General und seine Spießgesellen die
Warnungen der Geschichtsschreiber und erwecken einen legendären Flaschengeist
zu neuem Leben. Dieser gehört allerdings nicht zur "Ich gewähre
Dir drei Wünsche"-Art, sondern suchte bereits Jahrhunderte zuvor den
östlichen Kontinent mit Tod und Zerstörung heim. Auch diesmal
kennt seine Wut keine Grenzen. Das bekommt auch das Dorf des jungen Toan
zu spüren, welches mitten in den Vorbereitungen zu einem großen
Fest vom Angriff des Dschinns überrascht wird. Doch noch ist nicht
alles verloren: Während die Bösewichte ihren Vernichtungsfeldzug
fortsetzen, wirkt ihnen heimlich der Feenkönig entgegen. Er hat unbemerkt
alle Städte des Reiches mit einem Zauber belegt, der die Häuser,
Menschen, ja sogar Bäume und Flüsse im letzten Moment in kleine
Kugeln, die so genannten Atlas (Singular: Atla) einschließt. Da er
selbst jedoch nichts gegen die Macht des Geistes ausrichten kann (das wäre
ja auch zu einfach gewesen), schickt er den milchbärtigen Toan aus,
um die Dungeons der Welt abzuklappern, die Atlas einzusammeln und die Ortschaften
wieder aufzubauen.
Story
- Gameplay - Präsentation
- Fazit - Wertung
"Gut geklaut
ist halb gewonnen", so lässt sich das Rezept der Entwickler von Level
5 zusammenfassen: Toan sieht nicht nur aus wie Zeldas Link mit einem Poncho,
sondern rennt die meiste Zeit über auch wie er durch Dungeons, öffnet
Schatztruhen (sowie Atlas) und bekämpft Monster per Lock-on-Automatik.
Auch er erhält keine Erfahrungspunkte, sondern Items, welche seine
Ausdauer vergrößern, seine Abwehr verbessern und sein Inventory
erweitern. Auf seiner Reise rekrutiert Toan noch fünf weitere Charaktere,
welche in ihren Funktionen etwa Links verschiedenen Waffen und Items entsprechen:
Der eine kann Schalter mit Hilfe eines gewaltigen Hammers umlegen, die
nächste öffnet magische Türen durch passende Elementarzauber,
und das gleich zu Beginn verwandelte Katzenmädchen springt über
Schluchten und ähnliche Passagen hinweg. Einen Vorteil hat die jederzeit
mögliche Umschaltung jedoch: Geht dem einen Charakter die Puste aus,
ist er vergiftet oder steht vor dem Verdursten – kein Problem, einfach
auf den nächsten umschalten, und schon gehören diese Schwierigkeiten
(vorübergehend) der Vergangenheit an.
Also ist "Dark Cloud" nichts
weiter als ein "Zelda"-Klon? Weit gefehlt, schließlich lassen sich
auch aus anderen Spielen hervorragend Elemente "entleihen". Das Waffensystem
beispielsweise entstammt zu weiten Teilen dem PS-One-Abenteuer "Vagrant
Story": In jede Waffe lassen sich Kristalle einsetzen, welche ihr spezielle
Attribute verleihen – etwa mehr Haltbarkeit, mehr Durchschlagskraft (auch
gegen einzelne Monstergattungen), Elementar-Eigenschaften und etliches
mehr. Hat eine Waffe genügend Schaden ausgeteilt, darf sie aufgerüstet
werden, wobei die Kraft der Kristalle permanent auf sie übertragen
wird. Somit lassen sich neue Steine an ihre Stelle setzen, und das Spielchen
beginnt von vorn. Außer dass sich Waffen mit bestimmten Mindeststärken
in neue Mordwerkzeuge verwandeln lassen, dient das Hochstufen noch einem
anderen Zweck: Ab Level fünf kann die Essenz (also jede Eigenschaft)
einer Waffe in einem Stein gebündelt werden, welcher daraufhin in
eine weitere Waffe eingesetzt werden kann. Dadurch rettet man 60 Prozent
der angehäuften Angriffswerte und überträgt sie auf neue,
meist stärkere Waffen. An sich wäre dieses System sehr motivierend,
müssten die zerbrechlichen Schwerter, Schleudern, Äxte, Feuerwaffen
und sogar magischen Ringe nicht ständig repariert werden. Bei jedem
Angriff nutzt sich die Haltbarkeit ab, und ständig muss neues Reparaturpulver
gekauft werden – am besten im Zehnerpack. Als ob dies nicht schon genug
nerven würde, genügt ein unachtsamer Moment, und die Waffe zerspringt.
Richtig gelesen: Wenn die Haltbarkeitspunkte auf Null fallen, ist die Waffe
hinüber – Stunden von Aufrüstarbeit, alle Reparaturen, alle Mühen,
alles umsonst. Dagegen ist es sogar vergleichsweise harmlos, selbst getötet
zu werden. Man wird lediglich mit der Hälfte seines Geldvorrates wiederbelebt
– verkehrte Welt!
Das letzte große "Vorbild"
von "Dark Cloud" ist "Sim City". Sobald nämlich die ersten Atlas gefunden
sind, beginnt der große (und in der Tat sehr spaßige) Aufbaupart
des Spiels. Hierzu werden zunächst die einzelnen Häuser durch
ihre Bewohner sowie Details wie Lampen, Bänke und Vorratskammern komplettiert
und anschließend in der Landschaft verteilt. Durch Gespräche
mit den Einwohnern erfährt man sowohl die noch fehlenden Details als
auch den Ort, an dem das Haus nach Möglichkeit zu stehen hat – in
der Nähe eines bestimmten anderen Hauses, auf einem Hügel, am
Wasser oder auch in einer vorgegebenen Blickrichtung. Erfüllt man
diese Wünsche, erhält man oftmals nützliche Items, Waffen
oder Lagerplätze für das überquellende Inventory, eine hundertprozentige
Trefferquote wird gelegentlich sogar mit neuen Angriffsbewegungen belohnt.
Story
- Gameplay - Präsentation
- Fazit - Wertung
Wäre "Dark
Cloud" als Launchtitel für die PS2 erschienen, hätte man sicher
noch über die eine oder andere Grafikschwäche hinwegsehen können,
und auf der Habenseite stehen ein flüssiger Bildaufbau, gute Animationen
des Helden (was man von seinen Kameraden leider nicht immer behaupten kann)
sowie hübsch detaillierte Objekte (Häuser etc.). Auch die permanent
von Hand (zweiter Analogstick) nachzujustierende Kameraführung hinterlässt
einen guten Eindruck, was man von der allgemein etwas hektischen Steuerung
leider nicht unbedingt behaupten kann. Dazu gesellen sich Pop Ups und Aliasingprobleme
sowie eine unübersehbare Einfallslosigkeit bei der Gestaltung vieler
Monster und (Zufalls-) Dungeons.
Auch soundtechnisch kann
"Dark Cloud" nicht ganz in die Spitzenkategorie vorstoßen. Zwar klingen
die Musikstücke ausnahmslos recht angenehm, doch wird in jedem Dungeon
nur eine einzige davon abgespielt, und das wieder und wieder. Geht man
davon aus, dass wiederholtes Durchforsten bereits gespielter Ebenen (nur
so finden sich einige wichtige Kristalle) zum Spielplan gehört, bereits
der erste Dungeon jedoch 15 Levels umfasst, so wird das auf Dauer doch
sehr eintönig. Zudem muss der Spieler wieder einmal auf Sprachausgabe
verzichten, dafür fällt die deutsche Übersetzung der Screentexte
recht spaßig aus. Ein letztes Detail sei jedoch ebenfalls nicht verschwiegen:
Bei unserer Testversion kam es während mancher Dialoge zu massiven,
reproduzierbaren Grafikaussetzern. Diese traten zwar nur bei bestimmten,
unwichtigen Antworten auf, doch sind 2.000 Amok laufende Polygone selbst
dann kein schöner Anblick.
Story
- Gameplay - Präsentation
- Fazit - Wertung
"Dark Cloud"
wird es schwer haben, neue Freunde zu finden. Wer Spaß daran hat,
seine Charaktere systematisch hochzuleveln, stundenlang die selben Dungeonlevels
zu wiederholen, um noch mehr Power Ups zu finden, und ganz generell ein
geduldiger Mensch ist, kommt hier zugegebenermaßen voll auf seine
Kosten. Alle anderen jedoch werden durch die gerade zu Beginn äußerst
dünne Storyline sowie die sich ständig wiederholenden Fleißaufgaben
eher abgeschreckt. Das bedeutet nicht, dass es keinen Spaß macht,
Truhenmonster umzuknicken oder seine Waffen aufzurüsten – doch nach
zwei, drei Stunden würde man eben gerne auch einmal etwas Anderes
machen, und der Städtebau geht nun einmal nur dann voran, wenn man
fleißig Verliese von Monstern säubert. Das jedoch ist selbst
in Zeiten von "Diablo 2" auf Dauer einfach nicht genug, um den Spieler
vor den Fernseher zu bannen. (Markus Ziegler)
Story
- Gameplay - Präsentation
- Fazit - Wertung
System: |
PS2 |
Grafik: |
7 |
Sound: |
6,5 |
Spielspaß: |
8,5 |
Dauermotivation: |
7 |
GESAMT: |
7,5 (von 10) |