Destrega

Entwickler:  Koei
Vertrieb:  Sony
Genre:  Beat'em Up
Spieler:  1-2
System:  Playstation

Story



Freunde ungewöhnlicher Beat'em Ups kommen derzeit voll auf ihre Kosten: Erst Capcoms "Power Stone" für Dreamcast, jetzt "Destrega" für die Playstation - Abweichung von der Norm scheint das neue Erfolgsrezept zu sein. Nun denn, aufgemerkt:

Das Fantasyreich Ipsen steckt in Schwierigkeiten - übermenschliche Wesen (genannt "Strega") und Rebellen auf der einen und machthungrige Benutzer magischer Relikte auf der anderen Seite liefern sich erbitterte Schlachten. In diesen unruhigen Zeiten taucht Gradd auf, ein junger Strega, dessen Dorf einem Überfallkommando der Obrigkeit zum Opfer fiel. Im rund zwei Stunden dauernden Story-Modus lernt er Mitstreiter und Feinde kennen, bis endlich der letzte der rund zwei Dutzend Kämpfe gewonnen ist. Selbstverständlich darf nach jeder Prüfung abgespeichert werden, und ebenso selbstverständlich stehen auch ein Arcade-, Vs-, Practice-, Time-Attack-, Survival- sowie Team-Battle-Modus zur Auswahl.

Gameplay



Erinnert sich noch jemand an die Kampfeinlagen aus "Xenogears", einem Quasi-"Final Fantasy"-Klon von Square? Und kennt jemand die Manga-Serie "Dragon Ball"? Wenn ja: "Destrega" spielt sich exakt wie die "Xenogears"-Prügeleien und könnte direkt dem "Dragon Ball"-Szenario entsprungen sein. Im Klartext: Alle zwölf Teilnehmer (einen echten Endgegner gibt es nicht) verfügen über drei unterschiedliche Attacken, Block-, Sprint- und Sprungtaste. Da die weitläufigen Arenen viel Platz zum Manövrieren und Verstecken bieten, wird zwischen Nah- und Fernkampf unterschieden. Während Aug' in Aug' ganz traditionell die Fäuste und Füße sprechen, verwandeln sich die Angriffe ab einer gewissen Distanz in unterschiedliche Feuerbälle, Eisdolche und ähnliche Zaubersprüche. Der Vorrat an magischer Energie wird direkt unterhalb des Lebensbalkens angegeben und regeneriert sich andauernd.

Die eigentlichen Gefechte verlaufen denn auch recht unterschiedlich: In den seltensten Fällen entwickeln sich ausgedehnte Nahkämpfe, meist umkreisen sich die Kandidaten, suchen hinter Böschungen, Säulen und Brückenpfeilern Deckung und feuern im richtigen Augenblick ihre Magiesalven ab. Durch geschickte Kombinationen der verschiedenen Sprüche lassen sich unterschiedliche Streu-Effekte erzeugen, speziell auf der höchsten Schwierigkeitsstufe empfiehlt sich jedoch eine andere Taktik: Da der Computer hier blockt wie ein Weltmeister, treffen meist nur schnelle, leichte Angriffe ihr Ziel, da sie den Gegner oft in der Vorbereitung eigener Attacken überraschen. Überhaupt ist der Schwierigkeitsgrad ein kleiner Kritikpunkt: Gelegentlich wird man von einem Gegner fünfmal hintereinander vernichtend geschlagen, im nächsten Match jedoch manövriert er sich plötzlich selbst auf ungünstiges Gelände und wird zum leichten Opfer. Sehr seltsam!

Der Storymodus ist übrigens generell eher einfach gehalten, da außerdem nach jedem Sieg abgespeichert und nach jeder Niederlage der Kampf wiederholt werden darf, genügen grundlegende Kenntnisse der Spielmechanismen durchaus zum Erfolg. Die diversen Techniken (u. a. das aus "Dragon Ball" bekannte Wegschlagen von Energiekugeln) werden dankenswerterweise in einem kurzen Lehrvideo veranschaulicht, die Praxis eignet man sich im Übungsmodus an. Auch die eingangs erwähnten Team- und sonstigen Modi sind eine kurze Erwähnung wert, bieten jedoch nichts grundlegend Neues; typische Genrestandards eben...

Technik



Ganz nett, was Koei da aus der alten Playstation herausholt: Die Polygon-Arenen sind riesig und einigermaßen detailliert, die Kamera zoomt fleißig durch die Gegend, und die Spielfiguren sind flüssig animiert. Schade nur, daß sie aufgrund ihrer Entfernung zueinander und der daraus resultierenden Zoomstufe meist im Miniaturformat dargestellt werden! Besser sieht es da im Story Mode aus, welcher zum größten Teil aus Dialogen besteht, welche von der Spiel-Grafikengine in Echtzeit berechnet werden. Leider beschränken sich Rendersequenzen auf das immer wieder sehenswerte Intro, auch Charakterabspänne sucht man vergeblich. Stattdessen erblickt das müde Kämmpferauge nach Spielende eine Statistik der erstrittenen Punkte, welche zwar das wichtigste Kriterium (den Schwierigkeitsgrad) komplett ignoriert, sich jedoch als Highscore abspeichern läßt.

Leider ist aber auch in Ipsen nicht alles Gold, was glänzt: So trüben viele häßliche Clippingfehler das optische Bild, und die deutsche Lokalisierung ist einmal mehr ein Minus in der Checkliste! Prinzipiell ist es ja sehr lobenswert, daß auch die gesprochenen Texte deutsch synchronisiert und nicht nur untertitelt werden, doch hege ich den schlimmen Verdacht, daß hier die gleichen Dilettanten zum Zuge kamen wie seinerzeit bei der "Granstream Saga". Es wirkt einfach lächerlich, wenn beispielsweise Reyus nach einem Sieg mit pubertierender Stimme die Worte "Ich habe die Kraft!" ruft. Ich frage mich ernsthaft, was solche Sprecher mit ihrer Arbeit verdienen, doch trifft sie nur die halbe Schuld, denn bereits die Übersetzung des Skripts (vermutlich aus dem Englischen) zeugt nicht gerade von brillanten rhetorischen Fähigkeiten...

Ergebnis



Unter dem Strich ist "Destrega" ein sehr unterhaltsames Spiel für zwischendurch, allerdings nur gegen einen menschlichen Kontrahenten. Sicher, der "Handlungsmodus" (noch so eine geniale Übersetzung) ist sehr gut gelungen, bietet aber leider keinerlei Verzweigungen und Abwechslung, weshalb ihn Solisten zwar mit Sicherheit einmal lösen, danach aber vermutlich nie wieder starten werden. Dummerweise ist es auch zu zweit nicht allzu gut um die Langzeitmotivation bestellt, dazu birgt das Spiel einfach zu wenige Handlungsmöglichkeiten und erlernbare Taktiken. Wer jedoch wie erwähnt nur ein unterhaltsames Wettkampfspiel für gesellige Abende sucht, ist mit "Destrega" sicherlich gut beraten. (Markus Ziegler)

Wertung