Discworld II

Vermutlich Vermißt

Entwickler:  Perfect Entertainment
Vertrieb:  Psygnosis
Genre:  Adventure
Spieler:  1
System:  Playstation/Saturn

Die Story



Träge zieht die riesige Schildkröte "Groß A-Tuin" ihre Bahnen durch das All. Auf ihrem Rückenpanzer stehen vier Elefanten, die eine gewaltige Scheibe tragen - die Scheibenwelt. Dort geben sich Götter und Sagengestalten die Klinke in die Hand, denn der englische Autor Terry Pratchett läßt in seinem mittlerweile unzählige Bände umfassenden Scheibenwelt-Zyklus kein Klischee des Fantasy-Genres ungeschoren. In dieser zweiten Versoftung der Romanreihe sind wortwörtlich Tod und Teufel los. Nun ja, vielleicht mehr Tod als Teufel: Kurz gesagt hat der Knochenmann beschlossen, seine Sense vorübergehend an den Nagel zu hängen und eine Weile Urlaub zu machen. Da die nichtsahnende Bevölkerung aber dennoch fleißig weiterstirbt, ist die Gegend bald von irritierten Zombies und Tomatensaft trinkenden Vampiren bevölkert. Wen ruft man in einem solchen Fall? Keine Frage: Rincewind, den untalentiertesten Zauberer der Scheibenwelt und nebenbei auch schon Held des Vorgängerspiels. Ihm zur Seite stehen seine unersättliche Truhe aus lebendigem Birnbaumholz (Inventory) sowie sein unübertrefflicher Zynismus. Nun liegt es ihm, in insgesamt vier Akten den Status Quo wiederherzustellen.

Das Gameplay



Wer den ersten Teil gespielt hat, weiß bereits ziemlich genau, was ihn in Discworld II erwartet: Wahlweise mit Maus-Unterstützung (Playstation) stürzt sich der rotgewandete Magier in zahllose Gespräche mit der skurrilen Bevölkerung, erledigt kleine Aufträge und stopft seine unbegrenzt aufnahmefähige Truhe mit den unmöglichsten Gegenständen voll - irgend jemand wird schon wissen, was man mit einem gestrandeten Hammerhai anfängt... Im Lauf des Spiels darf dann auch die Hauptstadt Ankh-Morpork verlassen werden, ja, selbst ein Besuch in Tods Behausung läßt sich nicht vermeiden.

Um diese gigantische Suchaktion noch einigermaßen im Rahmen zu halten, wurde die Story in vier Akte unterteilt. Während innerhalb eines solchen Abschnittes meist mehrere Rätsel gleichzeitig in Angriff genommen werden können, bildet ein neuer Akt gleichzeitig einen neuen Anfang. Auch die Dialogpartner haben jedesmal andere Informationen zu bieten, was eine neuerliche Befragung erfordert.

Der Schwierigkeitsgrad der verschiedenen Aufgaben variiert zwischen "logisch" und "total abgedreht". Hier sei auch die deutsche Übersetzung (Saturn nur Untertitel!) lobend erwähnt, die keine Hinweise unterschlägt und selbst die englischen Wortspiele relativ unverfälscht beibehält. Zu letzteren gehören unter anderem zahlreiche Anspielungen auf bekannte Kinofilme und illustre Gestalten. Beispielsweise verwandelt sich das unscheinbare Milchmädchen aus Teil 1 nach und nach in einen besonders naiven Marilyn-Monroe-Klon, und die Introsequenz gibt sich als Mischung aus "Rambo 2" und "Lethal Weapon 3".

Die Technik



Discworld 2 ist ein Cartoon-Adventure durch und durch. Aus diesem Grund sind sämtliche Charaktere und Hintergründe im plakativen Zeichentrickstil gehalten. Zwar wird nicht ganz die SVGA-Qualität der PC-Version erreicht, doch wirken die einfallsreichen Animationen und handgezeichneten Backgrounds auch auf einem Fernseher hervorragend. Der einzige Kritikpunkt betrifft das Scrolling in stark belebten Örtlichkeiten, das zuweilen doch stark zu ruckeln beginnt.

Auf der Soundseite stehen zurückhaltende, aber nett anzuhörende mittelalterliche Musikstücke und sehr gute Synchronsprecher. Hierzu ist allerdings zu sagen, daß die Saturnversion unverständlicherweise nur englische Sprachausgabe bietet, während die direkt von Psygnosis vertriebene Playstation-Umsetzung deutsche Dialoge mit bekannten Stimmen (Arne "Tom Hanks" Elsholtz übernahm Rincewinds Part) enthält. Mehrsprachige Untertitel gibt es jedoch hier wie da, und wer des Englischen mächtig ist und über beide Konsolen verfügt, sollte möglicherweise doch lieber zum Saturn-Spiel greifen - zum einen ist Ex-"Monty Python" Eric Idle als Rincewind einfach unschlagbar, zum anderen wirken die Gespräche hier annähernd lippensynchron und nicht ganz so aufgesetzt wie im Deutschen. Ach ja: Ein absoluter Höhepunkt ist das ebenfalls von Eric Idle gesungene Titellied "That's Death", welches in beiden Versionen glücklicherweise unverändert bleibt!

Das Ergebnis



Wer auf der Suche nach einem Adventure für seine Konsole ist und auf nicht ganz alltägliche Rätsel, massenweise Selbstironie und abgedrehte Wortspiele steht, ist bei Discworld 2 genau an der richtigen Adresse. Auch im zweiten Anlauf bietet die Scheibenwelt wieder beste Unterhaltung für viele Stunden, und wer doch einmal nicht weiterkommt, findet im Internet zahlreiche Lösungen. Der enorme Knobelfaktor und die vielen versteckten Gags lassen auch kleinere technische Schwächen (s. o.) vergessen, letzten Endes überwiegt ganz einfach der Spielspaß! (Markus Ziegler)