Dynamite Cop
Entwickler: |
Sega |
Vertrieb: |
Sega |
Genre: |
Beat'em Up |
Spieler: |
1-2 |
System: |
Dreamcast |
Story
Wie im Kino, so im Spiel:
Bewährte Helden kommen nie zur Ruhe. Nachdem im indizierten Saturn-Vorgänger
bzw. der Spielhallenvorlage ein Wolkenkratzer von Terroristen gesäubert
wurde, schickt man das Bruce-Willis-Abziehbild Bruno Delinger (hieß
in der westlichen Version früher natürlich John McClane) diesmal
an Bord eines Luxusdampfers, wo es abermals die Tochter des US-Präsidenten
zu erretten gilt. Ihm zur Seite stehen die beiden Navy SEALs Jean Ivy und
Eddie Brown, allerdings dürfen sich nur maximal zwei Spieler zur gleichen
Zeit ins Abenteuer (und die damit verbundenen Schlägereien) stürzen.
Dies geschieht auf drei
verschiedenen Wegen, welche jeweils mit anderen Zwischensequenzen und Örtlichkeiten
aufwarten können, meist jedoch die selben Gegner beherbergen. Erst,
wer das Schiff in allen drei Varianten befreit hat (einmal mit einer unbegrenzten
Anzahl von Continues, das zweite Mal mit acht und beim dritten Versuch
mit nur drei), kann die drei treffend "Showdown" genannten Bonusmissionen
anwählen. Diese bieten zwar nicht viel Neues, schrauben den Schwierigkeitsgrad
mit Hilfe von Zeitlimits und erhöhten Trefferwirkungen jedoch weiter
nach oben.
Nicht genug? Na schön,
in einem Extra-Menü warten noch drei Bonusspielchen: Im Survival Mode
gilt es, ganze Horden von Angreifern mit nur einem Lebensbalken zu schlagen,
die Bestzeiten für jeweils zehn Gegner werden dann abgespeichert.
Des weiteren dürfen sich Duellanten in einem VS-Match gegenseitig
verprügeln. Und zuguter(?)letzt steht mit "Tranquiliser Gun" noch
ein Arcade-Oldie zur Auswahl, allerdings erst, nachdem im normalen "Dynamite
Cop" die Credits dafür erspielt wurden. Eigentlich ein eher dämliches
System, denn wer will schon ein Spiel aus dem Jahre 1980 zocken, wenn ihm
die leistungsstärkste Konsole der Welt zur Verfügung steht? Wer
sich nicht mehr erinnern kann - im Vorgänger wurde umgekehrt ein Schuh
daraus: Wer sich im (überraschend launigen) "Deep Scan" wacker schlug,
erhielt zusätzliche Continues für das Hauptspiel; eine wesentlich
sinnvollere Idee!
Gameplay
Das Spielprinzip ist
schnell erklärt: "Streets of Rage" meets "Virtua Fighter", um mal
bei Sega-Titeln zu bleiben. Nicht verstanden? Na schön: Im Stile eines
Sidescrollers der alten Schule (wie "Streets of Rage", "Double Dragon"
oder "Final Fight") verprügelt der Held unzählige Widerlinge
bis zur Errettung der Freundin/Tochter oder in diesem Fall Präsidententochter.
Neben dem wortwörtlich gemeinen Fußvolk warten immer wieder
größere Zwischengegner auf ihre Tracht Prügel, die ihnen
entweder (ähnlich den "Virtua Fighter"-Spielen) auf die altmodische
Art mit Fäusten und Füßen oder mit Hilfe der überall
herumliegenden Waffen verabreicht wird. Dabei sind die Helden nicht wählerisch,
zur Not wird in der Küche ein Thunfisch als Keule zweckentfremdet
oder gleich ein ganzer Tisch nach den Übelwichten geschleudert. Das
obere Ende der Zerstörungsskala bilden die allseits beliebte Anti-Tank-Rifle
sowie die neue Anti-Ship-Missile - allerdings nur in optischer Beziehung,
denn selbst nach drei Treffern mit dem Panzergeschütz haben die äußerst
hartnäckigen Gegner noch nicht genug...
Dafür sollte vor
dem Spiel die Option "Friendly Fire" tunlichst deaktiviert (belassen) werden,
da man sonst des öfteren nicht nur die Gangsterschar, sondern versehentlich
auch seinen Kompagnon von den Beinen holt! Daß "Dynamite Cop" mehr
ist als nur eine blinde Zerstörungsorgie, zeigt sich spätestens
in den Reaktionstests zwischen den einzelnen Stages: Hier müssen innerhalb
der erlaubten Schrecksekunde die vorgegebenen Buttons gedrückt werden,
was sich glücklicherweise nicht allzu schwer gestaltet. Gelingt das
Kunststück(chen), so wird zum einen der Energievorrat wieder aufgefrischt,
zum anderen müssen einige Gegner nicht mehr eigens bekämpft werden,
da man sie beispielsweise mit einem eleganten Schwung über Bord befördert.
Technik
Die dreidimensionalen
Räumlichkeiten können in puncto Detailreichtum zwar nicht mit
denen des indirekten Konkurrenten "Power Stone" mithalten, wissen jedoch
durch ihre hohe Auflösung und saubere Texturen zu gefallen. Die Animationen
sind gewohnt flüssig, nur einige Spezialattacken (beispielsweise die
Aufsteh-Rolle des Koch-Zwischenbosses) fallen etwas unnatürlich aus.
Die Videosequenzen wurden abermals im Stile der Spielgrafik gehalten, sind
nun aber zum Teil vorgerendert, was dank der kurzen Ladezeiten jedoch nicht
weiter stört. Das einzige, was einem als Macho-Weltretter wirklich
auf die Nerven geht, ist die fast schon schreiende Häßlichkeit
der Präsidententochter. Wenn das verzogene Gör dann auch noch
ihr obligatorisches "Thank you for saving my life again!" zum besten gibt,
würde man sich am liebsten voll Grauen abwenden und sich erst wieder
umdrehen, wenn sie das siebzehnte Lebensjahr erreicht hat. Dann nämlich
sieht sie plötzlich äußerst akzeptabel aus, wenn man der
Stück für Stück erspielbaren Bildergalerie glauben darf...
Na gut, derlei typisch
männliche Vorbehalte beiseite: Rein technisch gibt es auch an der
Soundbegleitung nichts auszusetzen, gelegentlich hätte man sich höchstens
etwas mehr Abwechslung in den Angriffs- und Schmerzenslauten gewünscht.
Noch eine gute Nachricht für Freunde des freien Spielens: Der schon
im Vorgänger völlig unnötige Blutmodus wurde abgeschafft,
weswegen das Spiel mit einer beruhigenden USK-Empfehlung ab 16 Jahren daherkommt.
Ergebnis
Was soll ich sagen? Ich
liebe es! Die untenstehende Note mag daher auch für manchen etwas
hochgegriffen sein, doch gibt es einfach nichts (na gut, nicht viel:-)
Besseres, als sich zu zweit vor dem Fernseher breitzumachen und eimerweise
Piraten zu verkloppen. Da diesmal auch an verschiedene Lösungswege
und Subgames gedacht wurde, hält die Motivation länger vor, als
es noch bei "Die Hard Arcade" (whoops, jetzt hab' ich den Namen doch genannt:-)
der Fall war. Kurzum: Prügel-Fans, holt es Euch! Alle anderen werden
ohnehin nicht bis hierher gelesen haben... (Markus Ziegler)
Wertung
System |
Dreamcast |
Grafik |
8,5 |
Sound |
7,5 |
Spielspaß |
10 |
Dauermotivation |
7,5 |
GESAMT |
9 (von 10) |