Formel 1 2000
(Formula One 2000)

Entwickler:  Studio 33
Vertrieb:  Sony
Genre:  Rennspiel
Spieler:  1-2
System:  Playstation

Story


The same procedure as last year? - The same procedure as every year! Auch in diesem Jahr präsentiert Sony allen Formel-1-Fans eine Neuauflage der seit 1996 (damals noch unter der Regie von Psygnosis) laufenden Rennspielserie. Wieder einmal ist alles am Start, was Rang und Namen hat, und das im wörtlichen Sinne. Neben sämtlichen Fahrern und Teams sind auch alle Originalstrecken vertreten, darunter auch der brandneue Indianapolis-Kurs! Das ist es schließlich, was die Fans sehen wollen!

Gameplay


Auf dem vielleicht kahlsten Auswahlscreen aller Zeiten, darf sich der Playstation-Schumacher für zwei grundlegend verschiedene Spielmodi entscheiden: Arcade und Grand Prix. Letzterer bietet entweder ein einzelnes Rennen (inklusive Training, Fahrzeug-Setup und Qualifying) oder gleich eine komplette Saison. Nur in diesem Modus gibt es auch die üblichen Optionen zu finden: Witterungsbedingungen, Schwierigkeitsgrade, Brems- und Lenkhilfe, Schäden und Defekte, Rundenzahl (mindestens fünf, maximal die volle Distanz), Flaggen und Treibstoffverbrauch.

All diese Kleinigkeiten sucht man im Arcade-Rennen vergebens, weshalb dieses ironischerweise auch Anfängern kaum empfohlen werden kann. Ein Übungsrennen fehlt ebenso wie die angesprochenen Fahrhilfen oder sonstige Erleichterungen, stattdessen tickt gnadenlos die Uhr herunter. Erreicht man in der vorgegebenen Zeit nicht den nächsten Checkpoint, heißt es "Game Over", weshalb Streckenneulinge ohne vorheriges Training im Grand Prix kaum Chancen auf das Weiterkommen, geschweige denn den Sieg haben dürften. Dabei wäre dieser Wettbewerb prinzipiell sehr motivierend aufgebaut: Die 17 Strecken werden nach ihrer geografischen Lage in Dreier- oder Vierergruppen gebündelt, wobei einige dieser Events erst freigespielt werden müssen. Das gilt auch für die insgesamt vier Fahrzeugklassen: Ferrari und McLaren-Mercedes bilden die letzte Kategorie, zu Beginn stehen nur Arrows und Konsorten zur Verfügung. Doch, wie gesagt, dieser Modus verlangt nach einiger Übung, die man sich nur in Championship-Rennen holen kann.

Dazu kommt, dass die Tasten des Pads zwar frei konfiguriert werden dürfen, die Nervosität des Analogsticks jedoch stets die gleiche bleibt. Nur für das NeGcon steht eine Kalibrierungsoption zur Verfügung, was es wieder einmal praktisch unentbehrlich macht. Selbst mit dem Analogstick des Dual Shocks ist die Karre nämlich kaum gezielt zu steuern, schon der kleinste Lenkausschlag lässt den Boliden auf die andere Seite der Strecke hüpfen. Und auch wenn man sich daran gewöhnt hat, bleibt das Rennen eine echte Herausforderung - dafür sorgen die äußerst rücksichtslos agierenden Computergegner. Egal, ob man einen anderen Fahrer überrunden will oder selbst eine Kurve nicht perfekt erwischt und nun Probleme mit einem Verfolger hat - die Jungs kennen keine Scheu vor Kollisionen und blicken scheinbar nie in den Rückspiegel! Die Penetranz, mit der ich beim Test von der Strecke geschossen wurde, würde selbst einen Michael Schumacher vor Neid erblassen lassen...

Technik


"Formel 1 2000" erinnert in technischer Hinsicht stark an seinen 99er-Vorgänger: Die 3D-Umgebung ist einigermaßen detailliert, und auch die mit einem dezenten Environment-Mapping verschönerten Fahrzeuge hinterlassen einen guten Eindruck. Allerdings leidet darunter die Framerate (und somit auch die Spielbarkeit) speziell in aufwendigen Kursabschnitten massiv! Wer in die S-Kurve von Monaco einfährt und womöglich noch zwei oder drei Fahrzeuge vor sich hat, erlebt schon fast eine Dia-Show, wodurch sich Unfälle und Kollisionen mit der Bande kaum vermeiden lassen.

Diese werden von einem deutschsprachigen Kommentator auch umgehend mit hämischen Bemerkungen quittiert, wobei der Kerl genau genommen keinerlei Anlass zur Schadenfreude hat: Sein belang- und emotionsloses Gelaber stört während des Rennens eigentlich nur, zudem haben sich einige gravierende Fehler eingeschlichen! So kann ich mir beispielsweise nicht vorstellen, dass in Monte Carlo der Große Preis von San Marino ausgetragen
wird, und auch seine Zählweise der roten Startlichter ("Da geht die erste Lampe an, jetzt die zweite, jetzt geht die fünfte Lampe an, die dritte Lampe leuchtet, jetzt geht die vierte Lampe an!") sorgt für nicht unbeträchtliche Heiterkeit! Dagegen jaulen die Fahrzeuggeräusche recht brauchbar aus den Boxen, und die explosionsartigen Kollisionssounds - nun ja, man SOLL ja auch nicht mit 250 an der Leitplanke entlangschrammen...

Ergebnis


Ich gebe zu, dass ich trotz Schumis WM-Titel kein übermäßig begeisterter Fan der Formel 1 bin, weshalb echte Freaks sicher den einen oder anderen halben Punkt zur Bewertung addieren können. Dennoch hat "Formel 1 2000" ganz objektiv gesehen einige Mängel, welche die FIA-Lizenz nicht aufwiegen kann. Die kargen Optionsmenüs sowie der etwas aufgesetzt wirkende Arcade-Modus tun ein Übriges, um die Wertung zu drücken. Der Hauptkritikpunkt ist jedoch das schiere Alter der Playstation-Hardware und die damit verbundene Performance-Schwäche, die ein kontrolliertes Spielen erschwert. Mit Powergeräten wie der PS2 vor der Tür fragt man sich unwillkürlich, warum man sich heute noch die grobe Auflösung und stockende Framerate eines PS1-Rennens antun sollte - Technik-Highlights wie "Ridge Racer Type 4" oder inhaltlich unerreichte Titel wie die "Gran Turismo"-Serie einmal ausgenommen... (Markus Ziegler)

Wertung