Entwickler: | Square(soft) |
Vertrieb: | Sony |
Genre: | Rollenspiel |
Spieler: | 1 |
System: | Playstation |
Vorwort
Nun, da wäre zum einen natürlich die traditionell hochkomplexe und ausschweifende
Story
Natürlich entwickelt sich diese Geschichte erst ganz allmählich, schließlich bieten die ersten drei CDs (die vierte dient eigentlich nur dem großen Finale sowie dem ca. viertelstündigen Abspann) genügend Platz für überraschende Wendungen, Nebenquests und Gespräche ohne Ende. So kann es kaum verwundern, daß aus den anfänglichen Rivalen Squall und Cifer (heißt in der englischen Version Seifer) erbitterte Todfeinde oder aus der scheinbaren Obergegnerin eine tapfere Mitstreiterin wird. Am interessantesten ist allerdings die Entwicklung des Hauptcharakters zu verfolgen: Durch seine Beziehung zu der lebhaften Rinoa wandelt sich der verschlossene Einzelkämpfer Squall in einen verantwortungsvollen Anführer, welcher sich sogar in den Weltraum schießen läßt, um seine Angebetete zu retten!
Weniger gelungen, aber für das Verständnis der Hintergründe notwendig sind die gelegentlichen Rückblenden, in denen eine komplett andere Dreierparty gesteuert wird, mit der man sich eigentlich nie so richtig anfreundet (obwohl die Jungs später auch in der Gegenwart zu sehen sind). Leider bleiben ungeachtet dieser Bemühungen einige Fragen bis zum Schluß unbeantwortet, und mit der Logik nimmt es die Story auch nicht immer ganz genau. Dennoch motiviert die Handlung nach einigen anfänglichen Hängern immer wieder zum Weiterspielen - und das ist schließlich das Wichtigste!
Gameplay
Über die ganze Welt verstreut finden sich 16 Guardian Forces (plus 3 1/2 zusätzliche:-), welche eng mit den beschworenen Monstern aus Teil 7 verwandt (zum Teil identisch) sind. Diese Wesen verfügen über eigene Attribute, Lebenspunkte und Fähigkeiten, die jedoch erst wirksam werden, wenn sie (die Wesen) mit Partymitgliedern gekoppelt werden. Sobald dies geschehen ist, darf die betreffende Spielfigur, welche ansonsten im Kampf weder Items benutzen noch Zauber wirken kann, auf das Repertoire der Guardian Forces (kurz G.F.) zugreifen. Neben den erwähnten Item- und Magie-Befehlen ist hier vor allem die "Draw"-Funktion wichtig: Das Ziehen von Gegnern ist die mit Abstand wichtigste (und über lange Zeit einzige) Quelle für Zaubersprüche, welche nicht wie gewohnt einmal erlernt oder erworben werden. Stattdessen speichert jeder Charakter maximal 32 verschiedene Zaubersprüche, von denen er jeweils bis zu hundert Stück anhäufen und beliebig mit seinen Kollegen tauschen kann.
Mit zunehmender Erfahrung kommen auch immer neue Spezialtechniken ins Spiel, beispielsweise das Raffinieren eines mächtigen Zaubers aus mehreren schwächeren oder passenden Items bzw. das Verwandeln eines Gegenstandes in einen anderen. Auf diese Weise füllt sich das Zauberarsenal rasch an, und man führt quasi ständig eine Reserve der wichtigsten Spells mit sich. Das ist deshalb so wichtig, weil eine Haupteigenschaft der G.F.s darin besteht, die Charakterattribute der Helden mit diversen Zaubern zu koppeln und somit um ein Vielfaches zu erhöhen. Wer also 100 Ultima-Sprüche gespeichert hat, verfügt im Handumdrehen über 9.999 Hitpoints, hat Bärenkräfte oder kann seine Element-Abwehr (ähnlich wie in FF7) maximieren. Was übrigens nicht im Handbuch steht, aufgrund des eingeschränkten Platzes aber später sehr nützlich sein kann: Durch einen Druck auf die Quadrat-Taste (die Button-Belegung ist erstmals auch frei konfigurierbar!) lassen sich Zauber auch wegwerfen. Wer also keine Verwendung mehr für seinen schwachen Feuerzauber sieht, muß ihn nicht hundertmal aussprechen, um Platz im Spruchmenü zu schaffen - ich hab's einmal versucht, oh Mann...
Bleiben wir noch einen Moment im Menü, genauer gesagt bei der Heldenausrüstung: Kurz gesagt, es gibt sie nicht mehr! Rüstungen scheinen bei Seed keinen hohen Stellenwert einzunehmen, und Waffen lassen sich nicht mehr kaufen (stattdessen findet man gelegentlich Anleitungen für Umbauten, welche dann ein Schmied gegen Lieferung der benötigten Einzelteile und geringe Entlohnung vornimmt). Da fragt man sich doch, warum ständig das SEED-Gehalt (richtig, nach Kämpfen gibt's keine Kohle mehr) überwiesen wird! Ich zumindest habe das Spiel als mehrfacher Millionär beendet, ohne jemals zu erfahren, wozu ich die Moneten wohl gebraucht haben könnte. Gut, ich habe tapfer alle Fragebögen (geschickt im umfangreichen Online-Tutorial versteckt) beantwortet, um meinen Rang auf Level 30 bzw. später Level A zu verbessern, dennoch kann ich mir nicht vorstellen, daß man sich bei Square zu diesem Punkt mehr als eine halbe Stunde lang Gedanken gemacht hat!
Wo ich gerade beim Meckern bin: Nette Idee, daß die Gegner mit zunehmender Erfahrung ebenfalls stärker werden und neue Zauber bzw. mehr Erfahrungspunkte liefern, doch wozu? Die Levelanstiege (entgegen der Tradition ist diesmal nicht bei Stufe 99, sondern erst bei 100 Schluß) erfolgen im fixen 1.000-Punkte-Takt, was zur Folge hat, daß schwächere Charaktere die stärkeren (speziell Squall) niemals einholen können. Toll!!! Zum Trost sei gesagt, daß es ab der dritten CD kinderleicht ist, alle Helden auf Stufe 100 zu pushen, da die meisten Gegner dort über 1.000 Erfahrungspunkte wert sind, und man dann nur so die Levelleiter hinaufstolpert. Kurioserweise erhält man in Kämpfen gegen Pflichtgegner (nicht nur Bosse) überhaupt keine EPs - ich frage mich ernsthaft, wer sich diesen Schwachsinn ausgedacht hat...
Kommen wir wieder zu den erfreulicheren Seiten dieses Spiels: Die zahlreichen Zufallskämpfe werden im altbekannten ATB-System (Active Time Battle) ausgetragen. Das bedeutet, daß die Zeit prinzipiell stetig weiterläuft und jeder Kämpfer erst dann zum Zug kommt, wenn sein Zeitbalken vollständig gefüllt ist. Im Optionsmenü lassen sich wieder Entscheidungen über die Kampfgeschwindigkeit treffen, außerdem bleibt es jedem selbst überlassen, ob die Zeit und damit auch die Angriffe der Gegner eingefroren werden, sobald man das Auswahlmenü aufruft (sehr zu empfehlen). Ein neues Feature sind die eingangs erwähnten G.F.-Abilities: Da außer der Attacke nur drei Fähigkeiten im Kampf zugelassen sind, gilt es, seine Party gut vorzubereiten. In der Regel wird die Kombination Draw (Zauber ziehen) - Magie - und G.F. die beste Wahl darstellen, vor schweren Schlachten empfiehlt sich jedoch zumindest bei einem Charakter das Umstellen auf den Item-Befehl oder zusätzliche Optionen wie Heilen und Wiederbeleben. Die restlichen Spezialfähigkeiten sind leider derart ineffektiv, daß sie in der Regel nur einmal ausprobiert und danach schnell wieder vergessen werden - mit Ausnahme des Karten-Befehls.
Karten? Ganz recht. Konnte man in FF7 weidwunde Gegner noch in ein Item verwandeln, so sind es jetzt Sammelkarten, welche in einem überall anzutreffenden Bonusspiel zum Einsatz kommen. Schade nur, daß es überhaupt nichts bringt, alle der zum Teil unverschämt gut versteckten Karten aufzutreiben. Genauso schade übrigens, daß dieses "Triple Triad" das einzige Bonusspielchen in ganz FF8 darstellt - mal abgesehen von dem nur mit der hierzulande nicht verkauften Pocketstation spielbaren Tamagotchi-Klon "Chocobo World". Hach, das waren noch Zeiten, als wir mit Cloud Strife auf U-Boot-Jagd gegangen, Motorrad oder Snowboard gefahren sind und in der Arena um unser Leben bzw. grandiose Preise gekämpft haben...
Technik
Auch beim Sound gibt es standesgemäß nur einen Kritikpunkt: die nicht vorhandene Sprachausgabe! Wenn man sich überlegt, welche Mühe die Andromeda-Programmierer seinerzeit auf "Panzer Dragoon Saga" für den Saturn verwendet haben (eine eigene Sprache wurde dafür kreiert), ist es unverzeihlich, daß alle Videos pantomimisch ablaufen. Abgesehen davon jedoch ist alles bestens: Die Musikstücke sind eingängig wie eh und je, die Samples (beispielsweise die Fanfare nach siegreich bestandenen Kämpfen) erinnern angenehm an die Vorgängerspiele. Ein Lob erntet auch die deutsche Übersetzung, wenn auch einige Monsternamen sehr seltsam klingen ("Lebensverbieter" für "Forbidden"? Oh behave!) und die Coolness bestimmter Charaktere (z. B. Irvine) stellenweise etwas bemüht klingt. Andererseits - nach dem Fiasko in "Final Fantasy VII" wäre wahrscheinlich selbst eine Lokalisierung auf "Granstream Saga"-Niveau eine positive Überraschung gewesen.
Ergebnis
Die wichtigsten Pluspunkte
Die größten
Kritikpunkte
So, das soll genügen. Wie schon (zweimal) gesagt, Spaß macht das Teil trotzdem, aber nach einmaligem Durchspielen (immerhin über 100 Spielstunden) fehlt mir persönlich jegliche Motivation, es irgendwann ein zweites oder gar drittes Mal zu versuchen. Und dieser Reiz ist bei etlichen anderen Rollenspielen eben doch vorhanden... (Markus Ziegler)
Wertung
System | Playstation |
Grafik | 9,5 |
Sound | 8 |
Spielspaß | 8,5 |
Dauermotivation | 8,5 |
GESAMT | 9 (von 10) |