Fighters Megamix

DIE STORY 

"Virtua Fighter" war die erste Arcade-Prügelei, die das Geschehen erfolgreich in die dritte Dimension verlagerte. Man kann wohl ohne Übertreibung behaupten, daß VF die Mutter aller 3D-Beat'em-Ups ist. Während in der Spielhalle bereits der dritte Teil für Furore sorgt, wurden für die Saturn-Konsole (heißt es eigentlich das Saturn oder der Saturn?) immerhin bereits "Virtua Fighter", "Virtua Fighter Remix", "Virtua Fighter 2" sowie die Niedlich-Ausgabe "Virtua Fighter Kids" umgesetzt. Es folgte außerdem eine Konvertierung des VF-Ablegers "Fighting Vipers", demnächst stehen angeblich auch noch "Sonic Fighters" (das Spiel zum Prügel-Igel) sowie "Last Bronx" (eine Art "Fighting Vipers" mit Waffeneinsatz) an.

Die Hauptzutaten von "Fighters Megamix" rekrutieren sich zu gleichen Teilen aus "Virtua Fighter 2" und "Fighting Vipers", zudem geben etliche andere Sega-Figuren ein Gastspiel. Alles in allem ergibt das stattliche 32 (zweiunddreißig) Kämpfer, wohl die bislang höchste Teilnehmerzahl in einem Bildschirm-Prügler. Die insgesamt zehn versteckten Charaktere erhält man nach Siegen in neun Turnieren, die allesamt thematisch geordnet sind: Mal geht es gegen die virtuellen Fighter, mal gegen die kämpfenden Vipern, mal müssen die Mädels, mal die Bosse von der Platte geputzt werden. Den Clou bildet der Kurs mit den geheimen Gegnern, dessen Endgegner (man lese und staune) das Hornet-Auto aus "Daytona USA" bildet. Natürlich sind manche der Neuankömmlinge im Zweikampf eher uneffektiv (das Auto auf seinen Hinterrädern oder der aufgeblasene Plastikbär Kumachan beispielsweise), doch die Lacher, wenn man sie zum ersten Mal sieht, machen das allemal wett. Darüber hinaus gibt es noch einige neue Outfits sowie ein verstecktes Bonusspielchen à la Memory, für das man mit drei netten Bildchen von Janet aus "Virtua Cop 2" belohnt wird. Die Bilder ließen sich in unserer Version übrigens nicht auf einem PC betrachten - schade!!!

DAS GAMEPLAY 


Die Menge der Optionsmenüs aus VF2 wurde leider ein wenig zusammengekürzt, außerdem sind einige der Auswahlmöglichkeiten erst im Charakterscreen zugänglich. Nachdem man sich für eine Spielvariante (VF oder FV) und seine(n) Lieblingskämpfer(in) entschieden hat, darf man (s. o.) seine Gegner in einer ganz bestimmten Reihenfolge verkloppen. Sind die ersten vier Kurse absolviert, werden die nächsten vier zugänglich, bevor der letzte spielbar ist. Die Duelle finden je nach Gegner in einem Gitterkäfig (FV) oder auf einer unendlichen Fläche (VF) statt, Ring Outs entfallen deswegen von vornherein. Als alter VF2-Fan vermißt man dieses vertraute Element schmerzlich. Das sind jedoch nicht die einzigen Neuerungen: Jetzt können alle Kämpfer auch einen Seitschritt ausführen, um Angriffen auszuweichen und ganz hinterrücks einen Wurf anzusetzen. Die Anzahl der verschiedenen Wurf- und Grifftechniken dürfte dabei wohl einen weiteren Rekordwert markieren; waren bei VF2 noch drei pro Teilnehmer die Regel, so sind es jetzt zwischen sechs und sieben, wobei einige in der Nähe von Wänden noch zusätzliche Auswirkungen haben.

Um dem Spieler Gelegenheit zu geben, sich auf diese Unzahl verschiedener Special Moves, Combos und eben Würfe vorzubereiten, bietet sich der ganz hervorragende Trainingsmodus an. Hier werden nacheinander alle Techniken der Standardkämpfer aufgelistet und bei erfolgreicher Ausführung durch den Spieler mit einem OK bewertet (wichtig für das Extraspielchen). Selbst Akiras legendärer "Stun Palm of Doom", wie ihn die englischsprachige VF-Gemeinde getauft hat, ist vorhanden, allerdings stimmen in einigen wenigen Fällen die Notationen nicht hundertprozentig. Da es sich dabei jedoch vorwiegend um Faustangriffe bei Sprüngen handelt, sollte es nicht allzu schwer sein, die meisten davon selbst herauszufinden. Es ist wohl unnötig zu erwähnen, daß die Move-Liste seit VF2 nochmals gründlich aufgebohrt wurde, wodurch auch einige Manöver des hochgelobten VF3-Automaten Verwendung fanden. Somit ist Fighters Megamix vielleicht das komplizierteste Prügelspiel überhaupt und nur mit Hilfe der Trainingsoption und tagelanger Übung wirklich zu meistern.

Des weiteren sollte erwähnt werden, daß die Vipers auch bei Fighters Megamix ihre Rüstungen mit in die Arena mitbringen. Das mag auf den ersten Blick unfair erscheinen, doch lassen sich die Klamotten mit einigen gezielten Hieben zerbröseln, wodurch der Kämpfer um so verletzlicher dasteht. Als krönenden Abschluß gibt es auch diesmal wieder die "Team Battle", bei der zwei Mannschaften zu je acht Kämpfern gebildet und aufeinander losgelassen werden. Auch der Survival-Modus ist nicht ohne: Mit nur einem Energiebalken soll der Spieler in drei, sieben oder fünfzehn Minuten möglichst viele Gegner auf die Matte schicken, wie man jedoch ohne Cheat eine Viertelstunde im Ring aushalten soll, wissen vermutlich nur die Programmierer. Ach ja, ein Versus Mode für zwei menschliche Streithähne ist natürlich ebenfalls wieder vorhanden, aber das bedarf ja eigentlich keiner Erwähnung, oder?

DIE TECHNIK 


Hier kommt der enttäuschende Part: Die detailarmen Hintergründe und pixeligen Fighter spielen nicht einmal ansatzweise in derselben Liga wie Namcos Playstationhit "Soulblade". Ja, bereits das über ein Jahr alte Saturn-"Virtua Fighter 2" hatte interessantere Szenarien bei höherer Bildschirmauflösung zu bieten. Auch die im Wind wehenden Haare von einst sind passé, dafür wurden die hervorragend animierten Figuren mit Licht und Schatten versehen. Das Spieltempo kann leider nicht ganz mit aktuellen Konkurrenten mithalten. Während in den Trainingsleveln noch flott drauflosgetreten werden kann, geht das Spiel bei echten Duellen merklich in die Knie. Auch die Anzahl der Siegesposen wurde seit VF2 reduziert, dafür bekommt man nach einem K.O. ein gewohnt langes Replay zu Gesicht, und auch die dynamischen Kameraperspektiven beim Zerschlagen einer Rüstung bringen die Optik auf Touren. Auf der Soundseite stehen gute Musikstücke, markige Effekte und zum Teil sehr schöne Schreie, dafür klingt die Sprachausgabe nach einem Sieg erschreckend schwach. Am ärgerlichsten finde ich jedoch, daß auch Fighters Megamix wieder keine Charakterabspänne zu bieten hat. Zwar ist das Renderintro ganz nett anzusehen, wie es jedoch dem Turniersieger ergeht, darüber schweigt sich das Spiel aus. Die Wiederholungen der K.O.s werden zwar durch einige Zwischenbildchen aufgelockert, doch das war es dann (abgesehen vom Eintrag in die Highscore-Liste, versteht sich).

DAS ERGEBNIS 



Selten habe ich so auf ein Spiel gewartet wie hier, selten war die anfängliche Enttäuschung so groß, und selten mußte ich meine Meinung so schnell revidieren. Zu Beginn vermißte ich die Liebe zum Detail, die andere AM2-Spiele auszeichnet, doch nach kurzer Zeit stellte sich das alte Virtua-Fighter-Fieber wieder ein. Wenn auch der Schwierigkeitsgrad diesmal generell etwas niedrig ausgefallen ist, so kommen doch (speziell gegen gut trainierte Menschen) immer wieder spektakuläre Begegnungen zustande. Und noch ein Argument spricht für FM: Mit dem Drunken-Fist-Boxer Shun Di ist der genialste Digi-Prügelknabe aller Zeiten zurückgekehrt und besser als je zuvor! Fighters Megamix ist mit seinen 32 Kämpfern und weit über tausend Angriffstechniken beinahe kein simples Konsolenspiel mehr, sondern fast schon eine Lebensaufgabe. (Markus Ziegler)

WERTUNG



 
System Saturn
Grafik
7,5
Sound
7,5
Spielspaß
9
GESAMT
8,5 (von 10)