Gauntlet Legends

Entwickler:  Midway
Vertrieb:  Konami
Genre:  Hack'n'Slay
Spieler:  1-4
System:  Dreamcast

Story



Hier die Eckdaten: Der bitterböse Dämon Skorne konnte sich aus seinem Gefängnis befreien und tut nun bitterböse Dinge. Oder so ähnlich. Ist ja auch egal. Jedenfalls bieten sich nun acht wackere Söldner in lustigen Primärfarben an ("Glück auf, Gelber Zwerg!" - "Nur weiter, Rote Walküre!"), um dem Unhold eins auf die Mütze zu geben. Dass in den rund 30 Levels, welche sich auf fünf Welten verteilen, nebenbei noch 13 Runensteine und vier Scherben gefunden sowie diverse Obeliske berührt werden müssen, interessiert da zunächst einmal niemanden.

Nur die ältesten Arcadegänger werden sich an die Zeiten erinnern, als Ataris "Gauntlet" die Spielhallen eroberte. Mit vier verschiedenen Helden stürzten sich ebensoviele Spieler in die Schlacht gegen wortwörtlich unzählige Monster. Diese strömten aus (zerstörbaren) Monstergeneratoren in die simpel gezeichneten Draufsicht-Levels und schieden nach ein, zwei Hieben unspektakulär aus dem Bildschirmleben. Schatztruhen, Schlüssel, Magietränke und Levelwarps lockerten die simplen Metzelorgien auf. Ein besonders nettes Feature war übrigens die Möglichkeit, durch Einwurf neuer Münzen direkt seine Lebensenergie zu erhöhen und so theoretisch unbegrenzt weiterprügeln zu können.

Gameplay



Ähnlich simpel wie die Spielauswahl gestaltet sich das eigentliche Kampfgeschehen: Jeder Kämpfer verfügt über vier Standardangriffe, einige wenige Special Moves sowie zwei Blockhaltungen (oben und unten), welche mit Hilfe der Richtungstasten zusätzlich zum Ausweichen dienen. An dieser überkomplizierten Verteidigung krankt leider das gesamte Spiel: Während der Computer speziell auf den höheren der beiden Schwierigkeitsstufen keinerlei Probleme damit hat, Attacken des Spielers zu neutralisieren, steht man als Mensch aus Fleisch und Blut den oftmals ansatzlosen Angriffen meist machtlos gegenüber - in der Regel rät man lediglich wild drauflos, woher wohl der nächste Hieb kommen könnte...

Da zudem die Reichweiten- und Schlagkraftverteilungen nicht gerade optimal auf die Prügelknaben und -mädchen (immerhin zwei Amazonen sind vertreten) verteilt wurden, laufen die Kämpfe viel zu oft nach einem vorgefertigten Schema ab: Man beschränkt sich auf die ein, zwei Angriffe seines Charakters, die einigermaßen schnell ausführbar sind und vor allem schnell eine gewisse Distanz überbrücken, und zieht sich nach jedem Angriff wieder aus dem Nahkampf zurück, um seinen Ausdauerbalken wieder aufzuladen. Dieser entscheidet über die Wirksamkeit von Attacken, welche ab einem gewissen Schaden Bonusbuchstaben aufleuchten lassen. Bilden diese das Wort "R-U-M-B-L-E", kann eine Art Berserker-Modus aktiviert werden. Hierbei glühen die Handschuhe des Boxers auf, der Ausdauerbalken bleibt konstant auf Maximum, und eine besonders vernichtende Combo wird anwählbar.

Um trotz der obigen Schwächen auch Solospieler länger bei der Stange zu halten, weist der abspeicherbare Meisterschaftsmodus einige zusätzliche Features auf: Nach und nach sollen alle Boxer in maximal 20 Kämpfen zum Titel geführt werden, wobei das nötige Antrittsgeld erst durch Preiskämpfe eingefahren werden muss. Der erarbeitete Reichtum wird entweder durch weitere Kämpfe (und Wetten) vervielfacht oder in verschiedene Trainingsmodi investiert. Hier steigert der rhythmisch begabte Trainer nach dem Vorbild von "Senso" oder "Parappa the Rapper" Kraft, Geschicklichkeit und Ausdauer seines Schützlings, doch auch kleine Reflextests und Balance-Übungen sind an der Hantelbank gefragt. Das Erreichen neuer Klassen schaltet zusätzliche Athleten frei, die hernach ebenfalls trainiert werden können/dürfen/müssen.

Technik



Grafisch kommt "Gauntlet Legends" nicht über das Mittelmaß hinaus. Gerade an der Dreamcast sind mittlerweile derart viele hochklassige 3D-Spiele erhältlich, dass die verwischten Texturen und groben Polygonmodelle von Freund und Feind hier deutlich abfallen. Zudem müssen bei jedem Neustart wieder die 50/60-Hertz-Einstellungen festgelegt sowie die Wahl der Bildschirmgröße getroffen werden - und das nervt.

Der Sound hinterlässt ein zwiespältiges Bild: Zum einen passen die mittelalterlichen Begleitmusiken ganz hervorragend zum martialischen Geschehen, zum anderen langweilen die immer gleichen Soundeffekte schon nach rekordverdächtig kurzer Zeit. Die gelegentlich eingestreute Sprachausgabe klingt zudem unfreiwillig komisch und wurde nicht gerade professionell ins Deutsche übertragen: "Gelber Zwerg hat ein Niveau erreicht!" ist irgendwie nicht gerade das, was ich bei einem Levelaufstieg hören möchte... Überhaupt scheint die Übersetzung nur eine untergeordnete Rolle gespielt zu haben, was sich besonders im ebenso umfangreichen wie umständlichen Optionsmenü bemerkbar macht.

Ergebnis



"Gauntlet Legends" bietet fürwahr ein archaisches Vergnügen. Solisten dürfte das ewig gleiche Monsterschlachten trotz der vier Schwierigkeitsgrade und der Speichermöglichkeit schon bald auf den Geist gehen, im Multiplayerspiel sorgen jedoch allein schon die Statistiken nach jedem Spielabschnitt für nette Streitereien: Wer hat das meiste Gold eingesackt, wer die meisten Monster erschlagen? Die untenstehende Note stellt somit einen Mittelwert für Spieler dar, die zumindest hin und wieder Besuch von heldenhaft veranlagten Freunden erhalten. Solisten dürfen getrost nochmals zwei Punkte abziehen, chronische Viererbanden ebensoviel addieren - sofern sie sich nicht an der bereits jetzt
wieder veralteten Technik stören. (Markus Ziegler)

Wertung