Ghost in the Shell

Entwickler:  Kodansha/Sony
Vertrieb:  Sony
Genre:  3D-Action
Spieler:  1
System:  Playstation

Story



In naher Zukunft bestimmt Elektronik das Weltbild. Cyborgs und Androiden sind ein gewohnter Anblick, und so kann es kaum verwundern, daß auch die Polizei hochgerüstete Kampfroboter einsetzt. Als Neuzugang in Sektion 9, der Abteilung für öffentliche Sicherheit, obliegt es dem Spieler, eine dieser "Fuchikoma" genannten Maschinen zu steuern. In zwölf Missionen entwickelt sich eine interessante, wenn auch etwas wirre Story um eine Terroristenorganisation, die es zu zerschlagen gilt.

Der japanische Künstler Masamune Shirow wurde vor allem durch die düster/komischen SF-Mangas "Appleseed" und "Dominion Tank Police" bekannt. In die selbe Kerbe schlägt auch "Ghost in the Shell", eine achtteilige Mini-Serie, die 1995 mit großem technischen Aufwand als Anime verfilmt wurde. Der Titel bezeichnet den Geist als letzten Funken der Menschlichkeit in einem ansonsten fast vollständig künstlichen Körper, wie zum Beispiel bei der Hauptfigur, Major Motoko Kusanagi. Auch alle anderen wichtigen Gesichter aus dem Anime finden sich im Spiel wieder, allerdings nur in den seltenen (aber dafür sehr ausgedehnten) Zwischensequenzen.

Gameplay



Das eigentliche Spiel präsentiert sich als eine Kreuzung aus herkömmlichen Ego-Shootern und dem Sega-Spiel "Virtual On". So besteht jeder Level aus einem Abschnitt voller "normaler" Gegner wie Androiden, Minipanzer und Geschütze sowie einem Endgegner. Spätestens hier ist man auf die außergewöhnlichen Fähigkeiten seines Fuchikomas angewiesen: Zum einen ist es dem spinnenähnlichen Roboter möglich, an fast jeder Wand und Decke entlangzulaufen, zum anderen verschießt er nicht nur MG-Salven und (streng limitierte) Granaten, sondern auch unbegrenzt vorrätige Zielsuchraketen. Bis zu sechs dieser Missiles schalten sich bei gehaltenem Feuerknopf auf ein Ziel auf und ermöglichen so indirekte Treffer um Ecken und Hindernisse herum.

Leider schwankt der nicht einstellbare Schwierigkeitsgrad dabei recht drastisch. Während der Weg zum Endgegner meist keinerlei Probleme aufwirft (das elektronische Navigationssystem weist dem Spieler stets die richtige Richtung), ist bereits der zweite Levelboß eine verdammt harte Nuß. Fast noch frustrierender ist das Training, welches durch ein reichlich knapp bemessenes Zeitlimit erschwert wird. Was außerdem etwas frustriert, ist das Fehlen jeglicher Spezialwaffen (die Sammelextras beschränken sich auf Schildenergie und Granaten). Noch im Intro darf der Fuchikoma auf Kletter- und Schwingseile sowie sein äußerst beeindruckendes thermo-optisches Tarnsystem zurückgreifen, im Spiel fehlen diese Features völlig. Daß es nicht an den technischen Fähigkeiten der Programmierer lag, beweist schon der erste Boßgegner, der sich des öfteren auf Predator-Weise unsichtbar macht. Warum darf man sich also nicht ebenso an seine Gegner anschleichen?

Technik



Die etwas detailarme, aber sehr saubere 3D-Grafik erzeugt schon bald eine kühle, angespannte Atmosphäre. Als Ergänzung liefern die technisch sehr gut gemachten Zeichentrick-Videos (das Intro kann man sich immer wieder ansehen) etwas vom Flair des "Ghost in the Shell"-Animes. Nur schade, daß die deutsche Synchronisation (!) ziemlich in die Hose gegangen ist. Die Möchtegern-Coolness und das Macho-Gehabe der Helden gehen einem schon bald heftigst auf den Geist. Ansonsten gibt es jedoch wenig zu meckern: Die erspielten Filme lassen sich jederzeit nochmals ansehen, die (Analog-) Steuerung ist hervorragend, der Dual Shock wird unterstützt, und die unauffälligen Begleitmusiken erzeugen eine unterschwellige Dramatik.

Ergebnis



Letztlich ist es ein einziges Feature, das "Ghost in the Shell" weit über die 3D-Dutzendware erhebt: die Kletterfähigkeit des Fuchikomas. Wer schon einmal vor feindlichem Sperrfeuer seitwärts geflüchtet ist und sich urplötzlich an der Decke wiederfindet, weiß, was ich meine. Ein simpler Sprung an die Wand eröffnet nicht selten völlig neue Angriffs- und Verteidigungstaktiken. Dazu kommt eine intelligente Kameraführung (die Cockpitperspektive ist nur für gute Mägen geeignet), an der sich Spiele wie "Deathtrap Dungeon" eine gewaltige Scheibe abschneiden könnten. Daß es dennoch nicht zu einer höheren Wertung gereicht hat, liegt zum einen an den äußerst fiesen Endgegnern (wo zum Henker sind meine Kollegen alle hin?), zum anderen sind 12 Missionen eben doch nicht die Welt. Schade, denn das Spielgefühl von "Ghost in the Shell" ist wirklich einmalig... (Markus Ziegler)

Wertung