Guardian's Crusade
Entwickler: |
Tamsoft |
Vertrieb: |
Activision |
Genre: |
Rollenspiel |
Spieler: |
1 |
System: |
Playstation |
Story
"Eines Tages macht ein
junger Ritter einen Botengang für den Bürgermeister. Doch dieser
Botengang ist nur der Anfang einer langen und gefährlichen Reise zur
Rettung der Welt. Das Abenteuer führt ihn durch Wüsten, Tropenlandschaften,
Gebirge und über viele Ozeane, die von hinterhältigen Monstern
und geheimnisvollen Bestien heimgesucht werden."
Soweit die gesamte im
Handbuch aufgeführte (Vor-) Geschichte dieses Spiels; dürftig,
aber durchaus zutreffend, denn die eigentliche Story entwickelt sich erst
im Laufe der Zeit aus unzähligen Kleinquests. Diese wirken nicht selten
stark an den Haaren herbeigezogen und drängen permanent das eigentliche
Ziel des (natürlich frei benennbaren) Ritters in den Hintergrund:
Ein kleines rosa Monsterbaby, welches erstaunliche Ähnlichkeiten mit
einem Mummin aufweist (kennt die noch jemand?), quer über die Welt
zu kutschieren und am "Turm Gottes" abzuliefern.
Gameplay
Ganz recht, das gesamte
Spiel wurde komplett ins Deutsche übertragen, und das noch nicht einmal
schlecht. So nervt die aus Zelda entlehnte Fee Nehani auf schätzungsweise
hundert verschiedene Arten, wenn der Held wieder einmal gar zu gründlich
jeden Winkel einer fremden Wohnung durchstöbert. Abgesehen von dieser
störenden ethischen Komponente (warum schließen die Leute ihre
Häuser nicht ab, wenn ich darin nicht herumwühlen soll?) bietet
"Guardian's Crusade" spielerische Standardkost (Rundenkämpfe, linear
aufgebaute Dungeons, diverse Fortbewegungsmittel) ohne allzuviel Tiefgang.
Quest reiht sich an Quest, Aufstieg an Aufstieg, die einzige Abwechslung
bietet das knuddelige Mini-Monster, das ganz wie in "Lufia" gefüttert
werden kann und mit der Zeit verschiedene Formen annehmen kann. Mit ihm
ist es später auch möglich, quer über die ganze Welt zu
fliegen, was den langatmigen Fußmärschen und Seefahrten per
Riesenwasserläufer deutlich vorzuziehen ist.
Halt, eine Besonderheit
bietet "Guardian's Crusade" noch: die Helferlein! Bis zu drei dieser aufziehbaren
Spielzeuge gleichzeitig können im Kampf beschworen werden, um an der
Seite des Spielers zu zaubern, zu heilen oder sonstigen Unfug (Taschendiebstahl,
Explosionen, Schadensbegrenzung) anzustellen. Leider können die meisten
jedoch wirklich nur in Kämpfen gerufen werden, wodurch es beispielsweise
nicht möglich ist, sich zwischendurch zu heilen. Alles in allem bildet
die Spielzeugbrigade aber einen durchaus unterhaltsamen Ersatz für
konventionelle Zaubersprüche.
Technik
Ganz im Zuge der Zeit
wurde auch hier das Geschehen in die dritte Dimension verlagert. Die Grafik
ist sehr sauber und zweckdienlich, davon abgesehen aber unspektakulär
ausgefallen. Meiner Ansicht nach ein Ärgernis stellt das Fehlen einer
separaten Weltkarte dar, wodurch zwar einerseits Städte und Wildnis
nahtlos ineinander übergehen (lediglich die Musik wechselt), Überlandmärsche
andererseits fast schon zur Tortur werden und den Eindruck aufkommen lassen,
daß mit ihnen nur die Story unnötig gestreckt werden sollte.
Darum kümmern sich die überall herumstreunenden Gegner, welche
die Party unaufhörlich in Kämpfe verwickeln. Auf der Landkarte
nehmen die Widerlinge stets die Form kleiner und großer Geister an
(je nach ihren Fähigkeiten, auf dem Wasser werden kleine Schiffe daraus)
und zeigen erst im Nahkampf ihre wahre Gestalt - seltsam!
Ebenfalls schade, daß
sich die Landschaft zwar jederzeit in 16 Stufen rotieren, doch leider nicht
zoomen läßt. So mangelt es oft am nötigen Überblick,
den die einblendbare Mini-Karte oder die komplette Weltansicht einfach
nicht bieten können. So, und wenn ich jetzt noch ein wenig über
die unauffällige Musik, die unspektakulären Soundeffekte sowie
die Tatsache gemeckert habe, daß sich mein Ritter einmal in einen
Eingeborenen verrannte und erst nach Minuten des Betens und Kameraverstellens
freikam, kommen wir ohne Umschweife zum...
Ergebnis
"Von den Entwicklern
von Toshinden" prangt deutlich lesbar auf der Verpackung. Das machte mich
sofort stutzig, denn
1.: Was hat ein Beat'em
Up mit einem Rollenspiel zu tun?
Und 2.: Nach dem damals
atemberaubenden ersten Teil der Serie folgten eine mittelmäßige
Fortsetzung und ein fürchterlicher dritter und hierzulande wohl letzter
Versuch, der Reihe neues Leben einzuhauchen.
Allerdings waren meine
Bedenken nur zum Teil gerechtfertigt, denn "Guardian's Crusade" bietet
gute, aber eben nur durchschnittliche Rollenspielerkost. Wer also schon
"Wild Arms" und die derzeitigen Import-Hits "Legend of Legaia" oder "Lunar"
gelöst und nun nichts mehr zu tun hat, kann sich die Wartezeit auf
"Final Fantasy VIII" ohne Reue mit diesem possierlichen Kreuzzug versüßen
- auch wenn die Wahrscheinlichkeit, daß das Ding nach einmaligem
Durchspielen für immer im Regal landet, durchaus gegeben ist. (Markus
Ziegler)
Wertung
System |
Playstation |
Grafik |
6,5 |
Sound |
6 |
Spielspaß |
8 |
Dauermotivation |
6 |
GESAMT |
7 (von 10) |