Hard Edge
Entwickler: |
Sunsoft |
Vertrieb: |
Infogrames |
Genre: |
Actionadventure |
Spieler: |
1 |
System: |
Playstation |
Story
"Die Hard" anyone? Im
Jahr 2046 hat eine schwer bewaffnete Terroristengruppe das Hochhaus eines
multinationalen Waffenkonzerns in ihre Gewalt gebracht. Alle Versuche der
Polizei, das Gebäude zu stürmen, scheitern kläglich. Nun
ja, das stimmt nicht ganz: Zwei Überlebende aus verschiedenen Special-Forces-Kommandos,
der Pistolero Alex und die Messerstecherin Michelle, entgehen den Sprengfallen
und mischen die üblen Schergen kräftig auf. Unterwegs treffen
sie noch auf Rachel, die mit Tonfas bewaffnete Tochter eines gekidnappten
Wissenschaftlers, sowie auf den baumlangen Privatdetektiv Burns Byford,
welcher sich in Prügeleien ausschließlich auf seine Fäuste
verläßt. Teils gemeinsam, teils getrennt kämpft sich dieses
Quartett durch insgesamt sechs Stockwerke des Togusa-Buildings, entschärft
Bomben und verprügelt reihenweise Roboter und sonstige Wachen.
Gameplay
"Resident Evil" anyone?
"Hard Edge" bietet mit seinen zahlreichen Nahkämpfen (Alex ist als
einziger im Besitz einer Fernwaffe) zwar ein nettes neues Feature, ansonsten
schimmert Capcoms Playstation-Meilenstein jedoch an allen Ecken und Enden
durch. Das bedeutet zum einen, daß man (auch als Truppe) nur eine
einzelne Spielfigur per relativer Steuerung (alle Steuerbefehle gelten
relativ zu Blickrichtung des Charakters) durch verwinkelte Gänge und
aufgrund ihrer vorberechneten Kameraperspektiven leicht unübersichtliche
Büros lenkt. Zum anderen resultieren daraus aber auch jede Menge Puzzles
des Typs "Besorge alle Medaillen der toten Wissenschaftler und wirf sie
in die Musikbox, um die System-Disk zu erhalten!" Ganz recht, gesprochen
wird wieder nur selten, und dann ausschließlich in selbst ablaufenden
Dialogen. Dafür gibt es jedoch bei jeder Gelegenheit kurze, technisch
sehr ordentliche Rendervideos zu sehen, die sich auch brav der jeweiligen
Party anpassen.
Wirklich neu ist eigentlich
nur, daß erledigte Gegner gelegentlich Munition oder Lebensenergie
hinterlassen, daß sich die eigene Energie mit Hilfe versteckter Power
Ups aufstocken läßt und es dafür im ganzen Spiel keine
zusätzlichen Waffen zu finden gibt. Weniger neu als vielmehr hochoriginell
(und völlig schwachsinnig) ist die Möglichkeit, jederzeit die
Partymitglieder durchzuwechseln. Beispiel gefällig? Nur Rachel paßt
durch einen engen Lüftungsschacht, also wird sie ausgewählt und
klettert in die Röhre. Auf der anderen Seite drückt man erneut
den Auswahlknopf, und voilà: Die ganze Gruppe befindet sich dort.
Witzig, nicht?
Technik
Ob der Effekt geplant
ist, läßt sich schwer sagen, doch ähnelt "Hard Edge" mit
seinen modernen Büros und kalten Gangsystemen eher dem letzten Sega-Saturn-Spiel
"Deep Fear" als dem deutlich morbideren "Resident Evil". Die so erzeugte
sterile Atmosphäre schlägt sich jedoch nicht nur in der Gestaltung
der vorberechneten Renderhintergründe, sondern vor allem in den insgesamt
neun Gegnertypen (jeweils drei humanoide Feinde, Minen und Robotertypen)
nieder: Höchstens die ausschließlich im Kellergeschoß
auftauchenden Klingenschwinger machen tatsächlich einen bedrohlichen
Eindruck, alle anderen dienen als bloßes Kanonenfutter. Abgesehen
davon gibt es jedoch wenig zu mäkeln: Die Kulissen sind detailliert,
die Spieleranimationen gehen in Ordnung und die Steuerung ist ebenfalls
guter RE-Standard. Lediglich die Zwischensequenzen in Spielgrafik scheinen
stets in Zeitlupe abzulaufen und wirken generell etwas laienhaft. Auch
beim Sound müssen leichte Abstriche gemacht werden - die Begleitstücke
klingen auf Dauer etwas fad, und einige der englischen Synchronsprecher
(auf deutsch nur Untertitel, und das noch nicht mal während des Intros)
klingen so theatralisch, daß es einem fast die Schuhe auszieht!
Ergebnis
Nichtsdestotrotz ist
"Hard Edge" ein schönes Spiel für zwischendurch, das vom Umfang
her ziemlich genau dem ersten "Resident Evil" entspricht. Leider erlischt
der Reiz nach einmaligem Durchspielen sehr schnell, ich zumindest verspüre
keine große Lust, mir dieses Abenteuer trotz kurzzeitig geteilter
Handlungsstränge und zusätzlicher Goodies (neue Kostüme,
ständig sichtbare Radarkarte, neue Waffen) noch ein weiteres Mal anzutun.
Das liegt einerseits daran, daß das Gameplay einfach zu wenig Überraschungen
und sehenswerte Passagen enthält, andererseits jedoch auch an den
stupiden Feinden, die schlichtweg keine Bedrohung darstellen, wenn man
einmal von den drei Endgegnern absieht. So hatte mein Revolverheld zu Ende
des Spiels mehr Munition als zu Beginn, was doch irgendwie auf ein unausgewogenes
Gamedesign schließen läßt.
A propos unausgewogen:
Beim Entschärfen der Bombe schlich sich in meiner (Verkaufs-) Version
des Spiels doch tatsächlich ein Bug ein: Die nach dem Zufallsprinzip
ausgewählte (aber korrekte) Klappe ließ sich nicht öffnen,
was mich fast um mein kleines bißchen Verstand brachte. Es stellte
sich heraus, daß meine Sorge unbegründet war, weil meine Teamkameraden
mich zu diesem Zeitpunkt noch vor jeder falschen Handbewegung warnten,
dennoch darf so etwas einfach nicht passieren. Naja, Schwamm drüber!
Wer sich für "Resident Evil" begeistern konnte und einen Nachmittag
lang nicht nur fernsehen will, wird an "Hard Edge" trotzdem seine Freude
haben... (Markus Ziegler)
Wertung
System |
Playstation |
Grafik |
8,5 |
Sound |
6,5 |
Spielspaß |
8,5 |
Dauermotivation |
7 |
GESAMT |
8 (von 10) |