ISS
International Superstar Soccer
Entwickler: |
Konami |
Vertrieb: |
Konami |
Genre: |
Sport |
Spieler: |
1-4 (32) |
System: |
PS2 |
Story
Auch wenn mittlerweile
Snow- und Skateboarder das Bild der Sportspiele bestimmen, so ist und bleibt
doch der Fußball des Deutschen liebstes Kind. Aus dem langjährigen
Zwist um die Vorherrschaft auf dem Videospielsektor sind zwei Programme
siegreich hervorgegangen: EA Sports "FIFA"-Reihe und Konamis "International
Superstar Soccer". Während das erstere vor allem von PC-Besitzern
als Referenz angesehen wird, ist ISS speziell N64-Spielern in guter Erinnerung.
Nachdem sich beide Kontrahenten kräftig haben liften lassen, kommt
es auf der PS2 zu einem neuerlichen Showdown...
Gameplay
In Sachen Teamauswahl
hat ISS klar das Nachsehen, nicht umsonst beginnt der Titel mit dem Wort
"International". Folglich stehen keine Ligen und Vereinsmannschaften bereit,
lediglich 90 Nationalteams sind geboten, dank offizieller Lizenz übrigens
erstmals mit den Original-Spielernamen. Als Trostpflaster kommen außerdem
die in der europäischen FIFA-Version wegrationalisierten U23-Teams
zum Zug, was jedoch nur ein schwacher Trost für das Fehlen einer echten
Bundesliga darstellt. Folglich beschränken sich die Spielvarianten
auf eine Weltliga mit bis zu 32 teilnehmenden Mannschaften (daher auch
die theoretische Anzahl von 32 Spielern, allerdings können selbst
unter Verwendung eines Multitaps nur vier Padakrobaten gleichzeitig hinter
dem Ball herjagen) und die entsprechenden Pokalwettbewerbe, sprich: Weltmeisterschaften.
Gut, genaugenommen verdienen auch der wenig überraschende Trainingsmodus
sowie die zehn vorgefertigten Szenarien eine Erwähnung, doch hat man
sich an letzteren schnell sattgespielt. Die Aufgabenstellung ist erwartungsgemäß
stets die gleiche: Wende eine Niederlage ab und gewinne das Spiel...
Das allein wäre noch
kein Beinbruch, schließlich hat die Konkurrenz abgesehen vom Ligaspiel
nicht viel mehr zu bieten, doch fallen auch die Optionen reichlich spartanisch
aus. Ganze drei Halbzeitlängen (3, 5 und 7 Minuten) stehen zur Auswahl,
und die Schiedsrichterstrenge richtet sich ganz den drei gebotenen Kandiaten
(wie nicht anders zu erwarten, heißt der blonde Scherge Heinz:-).
Nun, zumindest lassen sich Fouls, Karten und Abseits deaktivieren und anhand
eines Stimmungsbarometers die Form einer Mannschaft festlegen. In puncto
Witterungsbedingungen hat ISS sogar die Nase vorn: Im Gegensatz zu "FIFA
2001" werden die Matches nicht nur bei Sonne und Regen, sondern auch im
Schneegestöber ausgetragen, was die Ballphysik nachhaltig beeinflusst.
Auch auf dem Rasen macht
ISS keine schlechte Figur: Die durchdachte, wenn auch in mancherlei Hinsicht
(flache Schüsse, Bananenflanken) etwas überkomplizierte Padsteuerung
lässt sich in drei Varianten den eigenen Vorlieben anpassen und erlaubt
simple Doppelpässe ebenso wie komplizierte Hackentricks. Der Clou
des ganzen: ISS nutzt die analogen Feuerknöpfe des Dual-Shock-2-Pads!
Wie hart man schießt, hängt also im Wesentlichen von der Stärke
und Schnelligkeit des Tastendrucks ab. Tacklings werden auf dieselbe Weise
zu Fouls, kurze Pässe gewinnen an Schärfe und so weiter. Diese
Steuermethode erfordert Einiges an Übung, hat man sie jedoch erst
gemeistert, sind die Vorteile nicht von der Hand zu weisen: Es muss nicht
mühselig ein Schussbalken aufgeladen werden, während einem die
Verteidiger zwischen den Beinen herumstolpern, vielmehr genügt ein
beherzter Druck, und der Ball ist unterwegs.
Leider fällt es der
KI oft schwer, freie Räume zu besetzen oder Verteidiger sinnvoll zu
positionieren, weshalb die Umschaltautomatik der Spieler tunlichst deaktiviert
werden sollte. Im halbautomatischen Modus darf direkt auf den nächsten
freien Teamkameraden umgeschaltet werden, was speziell die Abwehrleistung
deutlich erhöht. Oft positioniert die CPU nämlich gleich vier
Defensivspieler um einen Stürmer, jedoch keinen davon wirklich zwischen
ihn und das Tor, weshalb er mehr oder weniger ungestört zum Schuss
kommt. Bis der betreffende Angreifer jedoch in Ballbesitz gelangt, verstrickt
sich die KI selbst auf der höchsten der fünf Spielstufen in unzähligen
Kurzpässen, was das Spiel gegen die Konsole optisch nicht gerade attraktiver
macht. Glücklicherweise lassen sich jedoch die ausgezeichneten Torleute
separat abschwächen, wodurch zumindest eine ansprechende Torausbeute
gewährleistet ist.
Präsentation
Im Zeitalter der PS2
steht und fällt eine Fußballsimulation mit ihrer optischen Erscheinung,
und obwohl die meisten der angeblich deutschen oder argentinischen Kicker
seltsam japanische Gesichtszüge aufweisen, braucht sich ISS nicht
hinter der Konkurrenz zu verstecken. Die Motion-Capture-Animationen wirken
sehr realistisch, rotierende Bandenwerbungen und Fahnenschwinger sorgen
für Stadionatmosphäre. Auch die Zwischenanimationen (beispielsweise
die Vergabe einer Gelben Karte) tragen ihren Teil zu einem gelungenen Gesamteindruck
bei, nur hin und wieder trüben Clippingfehler und abgehackte Bewegungen
das Bild. Wenn z.B. zwei Spieler in einer Jubelszene glatt durcheinander
hindurchgreifen oder sich der Keeper in Erwartung eines Freistoßes
wie ein Frosch auf der Torlinie bewegt, wirkt das doch unfreiwillig komisch.
Ein letzter Kritikpunkt soll ebenfalls nicht verschwiegen werden: So maßt
sich ISS nämlich perfiderweise an, für den Spieler zu entscheiden,
ob ein Freistoß direkt oder indirekt ausgeführt werden soll,
bzw. ob er den Ball Richtung Tor schlagen kann oder nicht. Erst ab einer
bestimmten Distanz wechselt die Kamera nämlich auf die von FIFA gewohnte
Perspektive hinter dem ausführenden Kicker, ist man hingegen noch
25 Meter vom gegnerischen Tor entfernt, wird der normale Blickwinkel beibehalten.
Das ist allerdings fast nie die optimale Lösung, da weite Flanken
in die Spitze so zum reinen Glücksspiel werden.
Auch bei der Sounduntermalung
kann ISS dem großen Konkurrenten nicht ganz das Wasser reichen. Zwar
bemüht sich das Kommentatoren-Gespann redlich, doch wiederholen sich
die nichtssagenden Bemerkungen sehr schnell, und die Halbzeitkommentare
liegen qualitativ sogar noch unter denen der EA-Sports-Bolzerei. Da ist
es nur ein schwacher Trost, dass die Zuschauerkulisse recht ordentlich
klingt, denn auch die Menümusiken kommen über das übliche
Fernostgeklimper nicht hinaus. Kleiner Gag am Rande: In die deutsche Übersetzung
einiger Menüpunkte haben sich sensationell witzige Fehler eingeschlichen.
Was tut also ein Torwart beim Elfmeter? Genau: sparen. Naja, ein wenig
Fantasie braucht es schon, um hier das englische "save" wiederzuerkennen...
Ergebnis
Kein Zweifel: "International
Superstar Soccer" spielt sich gut und sieht schick aus. Allerdings muss
es sich in beiden Kategorien knapp dem Konkurrenten "FIFA 2001" geschlagen
geben, zumindest im Solomodus. Wer jedoch keinen großen Wert auf
langwierige Ligen und Vereinsmannschaften legt, sondern sich lieber in
Freundschaftsspielen mit menschlichen Kontrahenten misst, wird mit ISS
sicherlich ebensoviel Spaß haben. Nicht zuletzt die Unterstützung
analoger Feuertasten zeugt von der Ambition der Programmierer, das beste
Fußballspiel der Welt abzuliefern - und wer weiß? Wenn nächstes
Jahr auch die Optionen und Spielmodi stimmen, muss FIFA vielleicht ernsthaft
um seinen Thron zittern... (Markus Ziegler)
Wertung
System |
PS2 |
Grafik |
8,5 |
Sound |
7,5 |
Spielspaß |
9 |
Dauermotivation |
7 |
GESAMT |
8 (von 10) |