Jet Rider

DIE STORY 

Wer hat sich nicht schon immer gewünscht, die Straße hinter sich zu lassen und auf einem Jet-Bike einen alpinen Gletscher hinunterzurasen oder durch die Everglades zu düsen? Hmmm? Na schön, vielleicht nicht in Wirklichkeit, aber am Bildschirm doch ganz bestimmt, oder? Na also. Genau das bietet Jet Rider (ursprünglich Jet Moto): Auf einer Mischung aus Jet-Ski, Motocross-Maschine und Raketenantrieb darf man sich hier über zehn Kurse hermachen, wie sie nicht unterschiedlicher sein könnten. Vom eingangs erwähnten Alpenrennen über lauschige Brackwasserfahrten und tropische Strände bis hin zu einer futuristischen Strecke in luftigen Höhen ist alles vorhanden, was sich ein lebensmüder Gleiterpilot nur wünschen kann. Dazu kann man sein digitales Konterfei aus einem Repertoir von 20 Comic-Charakteren aussuchen (vier Teams à fünf Fahrer), die allesamt leicht unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Wer gar einen zweiten Mitspieler findet, darf sich auch am vertikal geteilten Splitscreen auf die Jagd nach Meisterschaftspunkten machen.

DAS GAMEPLAY 


Einen ersten unangenehmen Eindruck hinterläßt die Steuerbelegung: Zwar werden diverse Alternativen angeboten, frei belegen läßt sie sich jedoch nicht, was sich besonders bei Verwendung eines Joysticks negativ bemerkbar macht. Hat man dann endlich seine Lieblingsvariante gefunden, lassen sich noch Schwierigkeitsgrad und Rundenzahl den eigenen Vorlieben anpassen, bevor man sich ins mehr oder weniger nasse Element begibt. Anfangs stehen nur drei der Rundkurse für eine Probefahrt zur Verfügung, im Verlauf des Spiels erobert man jedoch nach und nach auch die weiteren sieben (für Ungeduldige gibt es auch entsprechende Cheats). Im Rennen selbst ist das riesige Fahrerfeld beileibe nicht das einzige Hindernis: Die eigentlichen Gegner sind Haarnadelkurven, 180-Grad-Wendungen, halsbrecherische Sprünge und enge Tunnels. In Strandkursen spielt außerdem der Wellengang eine große Rolle, da die Bikes - obwohl sie in der Luft schweben - seltsamerweise nur am Boden bzw. auf dem Wasser beschleunigen.

Die Handhabung krankt leider etwas am alten "WipEout"-Syndrom: Obwohl das Pad mit den ganzen Knöpfen für Querlagen, Turbos oder der magnetischen "Fangleine" für enge Kurven fast schon überbelegt wurde, ist es praktisch unmöglich, die verschlungenen Kurse ohne Anecken zu bewältigen. Schwerer wiegt jedoch, daß manche Streckenabschnitte für den Spieler nur im Schleichgang durchfahren werden können, während die Computergegner munter an einem vorbeirasen. Glaubt Ihr nicht? Hier ein Beispiel: Auf späteren Strecken geschieht es öfters, daß auf ein plötzliches Gefälle eine scharfe Kurve folgt. Das eigene Gefährt springt logischerweise weit über den Abhang hinaus und landet folgerichtig im Leeren, da die Strecke längst zur Seite abgewichen ist. Tastet man sich nun vorsichtig diesen Steilabschnitt hinab, fegen die Rechenraser wie auf Schienen rechts und links an einem vorbei. Interessant auch, daß der simulierte Spieler im Demomodus exakt die gleichen Probleme wie der Mensch vor dem Bildschirm hat! Ein anderes Beispiel wären die Tunnelpassagen auf einigen Alpenstrecken. Hier heizt man munter einen Berghang hinauf und taucht in einen der zahlreichen Tunnels ein. Dummerweise folgt dieser gleich darauf einer Krümmung nach unten, so daß der Spieler ohne Vorwarnung an die Decke knallt. Zu allem Überfluß ist das Computerfahrerfeld auch ohne diese Vorteile rasend schnell, wodurch man selbst auf den niedrigsten Schwierigkeitsstufen lange Zeit auf keinen grünen Zweig kommt.

DIE TECHNIK 


Über die Grafik an sich kann man nicht meckern: Die Fahrer sind brauchbar animiert und die Strecken selbst sehr abwechslungsreich gestaltet. Ob auf dem Meer die Dünung heranrollt, sich in Sumpftümpeln die Umgebung spiegelt oder auf der Wolkenstrecke hübsche Lichteffekte (Jet-)Roß und Reiter beleuchten, dem Auge wird einiges geboten. Auch die netten Schräglage-Effekte bei engen Kurven verbreiten den Anschein von Dynamik. Anschein? Tja, wenn man genau hinsieht, sind die Flitzer eben doch nicht so schnell, und die Landschaft zieht die meiste Zeit über recht gemächlich am Fahrer vorbei. Das wird besonders deutlich, wenn einmal nicht ein ganzer Pulk Gegner in Sichtweite ist. Dennoch hinterläßt Jet Rider insgesamt einen sehr positiven optischen Eindruck, was ebenfalls für die Soundbegleitung gilt. Hier nerven lediglich die immer gleichen Schmerzensrufe der Piloten bei großen Sprüngen oder Stürzen. Die fetzigen Musiktracks können diese kleine Schwäche jedoch problemlos ausbügeln.

DAS ERGEBNIS 


Tja, soviel Spaß das eigentliche Fahren auf den verschiedenen Untergründen auch macht, im Rennbetrieb nervt die oben angesprochene Benachteiligung des Spielers doch gewaltig. Nur im Zweispielermodus sind wirklich faire Rennen möglich, da der menschliche Kontrahent natürlich mit den gleichen Widrigkeiten zu kämpfen hat. Hier wiederum fehlt das gesamte Computerfeld, was ebenfalls an der Motivation knabbert. Trotz der guten Ansätze bleibt Jet Rider somit ein durchschnittliches Rennspiel, das sich vom Mittelmaß allein durch seine gute Grafik abhebt. (Markus Ziegler)

WERTUNG



 
System Playstation
Grafik
8,5
Sound
7,5
Spielspaß
6,5
GESAMT
7 (von 10)