Last Bronx

Entwickler:  Sega
Vertrieb:  Sega
Genre:  Beat'em Up
Spieler:  1-2
System:  Saturn

Die Story



Warum dieses Spiel "Last Bronx" heißt, wissen wohl nur die Programmierer, schließlich finden die waffenbewehrten Zweikämpfe nicht in New York, sondern vor Originalschauplätzen in Tokio statt. Im Tokio der nahen Zukunft, wohlgemerkt, wo sich Jugendbanden blutige Straßenschlachten liefern. Um diesen Fehden ein Ende zu bereiten, treffen sich die Anführer (insgesamt acht Prügelknaben und -mädchen) der einzelnen Gangs zu Duellen in abgegrenzten Arenen. Wer alle sieben Widersacher schlägt, auf den wartet noch ein besonders hinterhältiger Endgegner, bevor wieder Ruhe auf den Tokioter Straßen einkehrt.

"Last Bronx" ist einer der Sega-Automaten, denen in deutschen Spielhallen kein großer Erfolg beschieden war. Umso erfreulicher, daß nun neben PC- auch Saturn-Besitzer in den Genuß einer erstklassigen Umsetzung kommen. Kleine Information am Rande: Zwar lassen sich am PC die Original-Detailstufe und -Polygonanzahl anwählen, allerdings verfällt das Spiel dann entweder in gnadenloses Ruckeln oder in astreine Zeitlupe. Alles weitere steht in unserem ungemein kompetenten Test auf Seite 77 der PC-Joker-Ausgabe 3/98...

Das Gameplay



Trotz der mannigfaltigen Schlagwaffen (Tonfas, Nunchaku, Sais, Bo, Vorschlaghammer usw.) orientiert sich das Gameplay stark an den großen Vorbildern "Virtua Fighter" und "Fighting Vipers". So wurde die traditionelle Guard/Punch/Kick-Steuerung ebenso beibehalten wie die bekannten Combos und Sidekicks. Leider entwickeln sich diese zur mit Abstand wichtigsten Attacke im Spiel, da die meisten anderen Angriffe fürchterlich lange Vorbereitungs- und Nachlaufzeiten aufweisen. Trotz des hohen Spieltempos bleibt dem Verteidiger so genügend Zeit zum Abwehren und Kontern, was speziell im Kampf gegen den CPU-Gegner recht frustrierend sein kann. So verlegt man sich schnell ebenfalls aufs Abwehren, gelegentliche Würfe und schwache, aber gefahrlose Angriffe...

Die Spieloptionen (Arcade, Vs, Survival, Time Attack, Practice usw.) dürften jedem Beat'em-Up-Spieler geläufig sein, erwähnenswert ist lediglich noch der Saturn-Modus: Hier wird die Story eines jeden Kämpfers durch kurze Anime-Schnipsel erzählt, die sich über einen speziellen Menüpunkt jederzeit erneut ansehen lassen. Noch interessanter ist ein Trainingsmodus, der das Üben von Luft-Combos gestattet. Leider ist dieser Punkt nicht so ausgereift wie beispielsweise bei "Fighters Megamix", weshalb manchmal trotz perfekten Timings Treffer ausbleiben oder umgekehrt trotz fehlgegangener Schläge der Versuch als Erfolg gewertet wird.

Die Technik



Auch diesmal haben die Sega-Konvertierer vorbildliche Arbeit geleistet: Vollbild, Hires-Darstellung und ein höllisches Spieltempo bei flüssigen Animationen - was will der Spieler mehr? Nun, genaugenommen hätte etwas weniger Geschwindigkeit der Spielbarkeit gutgetan. Gegen die hiesigen Hektiker sehen die flinken VF2-Kollegen aus wie Leihgaben aus dem Altersheim. Ansonsten gibt es nichts zu meckern: Trotz aufwendiger Animationen halten sich die Clipping-Fehler in engen Grenzen und sind eigentlich nur bei Würfen sichtbar. Die Stages sind abwechslungsreich, die Kämpfer hübsch (wenn auch nicht so hübsch wie am PC), und die Bewegungsspuren, welche die Waffen nach sich ziehen, nur anfangs störend.

Passend zur Spieldynamik verbreiten auch die als Audiotracks vorliegenden Begleitmusiken gepflegte Hektik, während Soundeffekte und Sprachfetzen wieder einmal etwas dünn klingen. Und wo wir gerade bei Kritikpunkten sind: Auch die Videosequenzen hätten etwas länger ausfallen dürfen. Ein Wort noch zur Kollisionsabfrage: Während sie im übrigen Spiel perfekt funktioniert, wird sie aufstehenden Gegnern gegenüber dummerweise vollkommen ausgeschaltet. Das geht soweit, daß man einen schon stehenden Kontrahenten nicht trifft, obwohl der eigene Tritt mitten durch ihn hindurchgeht, woraufhin er natürlich ganz eindeutig im Vorteil ist. Seltsam, was?

Das Ergebnis



Obwohl nicht ganz die intuitive Spielbarkeit von "Virtua Fighter 2" erreicht wird, stellt "Last Bronx" ein weiteres sehr gutes Beat'em Up in der langen Reihe der Sega-Arcade-Konvertierungen dar. Dennoch ist es höchst fraglich, ob der Saturn noch ein Prügelspiel braucht, das seinen inoffiziellen Vorgängern derart ähnlich ist. Wie auch immer: Wer auf der Suche nach einem technisch und spielerisch starken Waffen-Kampfspiel für seine Sega-Konsole ist, wird hier fündig. (Markus Ziegler)