Record of Lodoss War

Entwickler:  Kadokawa Shoten/ESP
Vertrieb:  Swing!/Virgin
URL:  www.swing-games.de
Genre:  Hack'n'Slay
Spieler:  1
System:  Dreamcast

Story - Gameplay - Präsentation - Fazit - Wertung


Gute Nachrichten für alle Fans des japanischen Fantasy-Epos' und Dreamcast-Besitzer gleichermaßen: Basierend auf der 13-teiligen Anime-Serie, welche mittlerweile auch schon in Deutschland erschienen ist, programmierte Kadokawa Shoten einen astreinen "Diablo"-Klon. Die Vorgeschichte basiert auf einem alternativen Ende der Videoreihe: Finstere Mächte erwecken die böse Göttin Kardis zum Leben und bedrohen damit alles Leben im Inselreich Lodoss. Auch Wart, der mächtigste Magier des Landes, hat ihr nichts entgegenzustellen. Stattdessen erweckt er Beld (der Name darf bei Spielbeginn geändert werden), den stärksten Krieger der längst vergangenen Dämonenkriege, zu neuem Leben. Mit diesem Helden wandelt man nun auf den Spuren von Blizzards erfolgreichem Hack'n'Slay, um die bekanntesten Helden der Filmvorlage aufzuspüren und Kardis in ihre Schranken zu verweisen.

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Die Parallelen zu Diablo sind unübersehbar: Ein (meistens) einsamer Held metzelt sich durch mehrere, aus einer schrägen Vogelperspektive gezeigte Welten, löst (selten) einige Schalter-Puzzles, knackt Schatztruhen und erwirbt sich dadurch bessere Waffen, Rüstungen und Zaubersprüche. Dank der gelungenen Padsteuerung stellt die Handhabung von Heiltränken, Schriftrollen und Dietrichen kein Problem dar, auch die unzähligen Kämpfe ("Massenschlachten" wäre ebenfalls eine treffende Bezeichnung) funktionieren Prinzipiell sehr gut.

"Prinzipiell"? Nun ja, um es auf den Punkt zu bringen: "Record of Lodoss War" ist mitunter eisenhart und wendet sich ganz klar an gestandene "Diablo"-Veteranen. Schon im geschickt eingeflochtenen Tutorial (schließlich erinnert sich der Held nach hundert Jahren Abwesenheit kaum mehr an vergangene Ruhmestaten) kann ein falscher Schritt schon den Tod und damit das verfrühte Game Over bedeuten. Um dem entgegen zu wirken, darf an überall zu findenden Savepunkten jederzeit das Spiel gespeichert werden, außerdem sorgen schon recht früh im Spiel nützliche Artefakte für mehr Hitpoints und bessere Charakterattribute.

Auch sonst haben die Entwickler ihre Hausaufgaben gemacht: Das einfach zu bedienende Heiltranksystem lädt automatisch neue Flaschen in den Gürtel nach, welche sich nach Gebrauch stets in der Nähe der Speicherpunkte wieder auffüllen lassen. Für die Ausrüstungsgegenstände haben sich die findigen Japaner sogar etwas ganz Besonderes ausgedacht: Alle gefundenen Waffen und Rüstungen lassen sich beim Zwergenschmied einschmelzen und in neue Schwerter, Keulen, Helme und Schilde transformieren. Somit wird letztlich nur eine einzige Waffe gebraucht, da diese immer wieder umgeschmiedet werden und auch ihre Form ändern kann. Sobald der Schmied beispielsweise einmal ein Zweihänderschwert gesehen hat, kann er jederzeit ein neues anfertigen. Der Vorteil liegt darin, dass in diese Waffe mächtige Zauberrunen eingearbeitet werden dürfen, welche auch nach einem Umformen aktiv bleiben. Mit der Zeit wird aus dem anfangs noch nackten Held so eine Ein-Mann-Armee mit Kampf- und Schutzzaubern auf Schwert, Schild, Helm und Rüstung!

Leider wird dazu eine Menge Mithril (das Hauptzahlungsmittel auf Lodoss) benötigt. Dieses hinterlassen besiegte Gegner im Kampf, alternativ kann es von einem Gnom-Lakaien (die erste Mission ist das Erobern ihrer Festung, woraufhin man sich als ihr Herrscher etabliert) im Tausch gegen bestimmte Items erworben oder aus Minen gewonnen werden. In diese wie auch in alle anderen Regionen gelangt man mittels der gleichfalls aus "Diablo" bekannten Teleporter, welche direkt im Mittelpunkt des eigenen Dorfes angelegt wurden. Dummerweise werden die Minengebiete erst recht spät zugänglich, wodurch man sich stets überlegen sollte, welche Charaktereigenschaft als nächstes zu steigern ist – schließlich ist das Geld knapp bemessen!

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Was auf den ersten Blick nach einer brauchbar vorgerenderten, wenn auch etwas sterilen Iso-Optik aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als astreine Polygongrafik. Zwar lässt sich diese "nur" innerhalb eines 90-Grad-Winkels rotieren (von Nord nach West, voreingestellt ist die diagonale NW-Ansicht), doch hatte das PC-Vorbild noch nicht einmal das zu bieten. Die riesigen Areale werden von Unmengen sparsam animierter Gegner besiedelt (bei hohem Feindaufkommen geht die Engine auch merklich in die Knie), dafür erfreuen viele kleine Effekte das Auge: Bei Gewitter erleuchten Blitze die Nacht, gelegentlich fällt Regen, und wichtige Items stechen durch ein markantes Gleißen ins Auge. Zwischendurch halten hübsch gerenderte Videos den Spieler bei Laune, wie sich die Optik generell nicht vor dem großen PC-Vorbild verstecken muss. Dazu kommen sensationell kurze Ladezeiten zwischen den weitläufigen Gebieten – da wird sogar D2 blass!

Auch der Sound kann sich hören lassen, speziell die professionell deutsch synchronisierten Zwischensequenzen verdienen eine lobende Erwähnung. Im eigentlichen Spiel sind dagegen nur selten einige Sprachfetzen zu hören, hier dominieren gut übersetzte, gelegentlich allerdings etwas pathetische Untertitel. Für die Ohren hingegen gibt es atmosphärische Musikstücke, durchschnittliche Soundeffekte, seltsam klingende Zaubersprüche – und Schrittgeräusche. Wer denkt, dass die normalen Stiefel bereits einen nervtötenden Höllenlärm verursachen, sollte mal die eisernen Treter anprobieren, die der Zwerg als erste Hilfeleistung bereitstellt! Mal im Ernst: Es ist ja schön und gut, wenn die Schrittlautstärke (SLS ist ein Charakter-Stat!) darüber entscheidet, ob vorbeistreunende Monster auf den Helden aufmerksam werden, aber diesen Krach hätte man sich definitiv schenken können...

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Wäre da nicht der etwas uneinheitliche Schwierigkeitsgrad (man stampft ganze Horden von Fußvolk werden ohne Probleme ein, nur um dann von einem Monstergegner in die Flucht geschlagen zu werden), hätte "Record of Lodoss War" zweifellos das Zeug zum "Diablo"-Killer: Eine sehr anständige Pseudo-3D-Optik, intuitive Steuerung, gelungener Soundtrack inklusive exzellenter Sprachaufnahmen – alles da, was das Metzelherz begehrt. Was fehlt, sind jedoch eine populärere Spieleplattform sowie ein Mehrspielermodus (wer schon einmal "Diablo" oder "Phantasy Star Online" im Internet gespielt hat, wird mir Recht geben). Dennoch ist RoLW ein schönes, unterhaltsames Stück Software – nur eben etwas schwer und genau genommen nicht sehr originell... (Markus Ziegler)

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System:  Dreamcast
Grafik:  8
Sound:  7
Spielspaß:  8
Dauermotivation:  8,5
GESAMT:  8 (von 10)