Lylat Wars

Entwickler:  Nintendo
Vertrieb:  Nintendo
Genre:  Shoot'em Up
Spieler:  1-4
System:  Nintendo 64

Die Story



Das titelgebende Lylat-System ist eine kleine Planetengruppe im Delta-Quadranten und wird von sehr menschenähnlichen Tierwesen bevölkert. So gibt es auch hier Helden wie das Starfox-Team und Schurken wie den geistesgestörten Wissenschaftler Andross, welcher das gesamte System mit Krieg überzieht und einen Planeten nach dem anderen erobert. Nachdem auch der Anführer der Starfox-Staffel verschollen ist, liegt es nun an seinem Sohn Fox McCloud sowie den verbliebenen Kameraden Slippy Toad, Peppy Hare und Falco Lombardi, die Schergen Andross' zu besiegen und somit den Frieden zu sichern.

Der Quasi-Vorgänger "Starfox" sorgte auf dem SuperNES seinerzeit für großes Aufsehen, erlaubte der auf dem Modul untergebrachte FX-Chip doch erstmals ruckfreie Vektorberechnungen in Echtzeit. Natürlich steht die nicht-texturierte Polygonoptik von einst in keinem Vergleich zu den 3D-Fähigkeiten heutiger Spielkonsolen, wer jedoch beide Module zum Vergleich vorliegen hat, wird feststellen, daß sich am Spielprinzip zwischen "Starfox" und "Starfox 64" (so der japanische und amerikanische Name von "Lylat Wars") nicht viel geändert hat.

Das Gameplay



So rast man auch in 64bit-Zeiten auf größtenteils vorgegebenen Pfaden dem Levelende und damit einem monströsen Oberboß entgegen. Dabei steuert man hauptsächlich den bekannten Arwing-Gleiter, in einigen Szenarios wird jedoch auch mit einem wendigen Panzer oder sogar einem Mini-U-Boot gekämpft. In diesen Gefährten wollen insgesamt 15 umfangreiche Levels bewältigt werden, allerdings besucht man pro Spiel nur 7 davon. Nach fast jedem Abschnitt läßt sich nämlich eine von zwei möglichen Reiserouten wählen, wodurch der Spielverlauf bei jedem neuen Versuch variiert. Besonders geschickten Kampfpiloten eröffnen sich zudem versteckte Welten oder neue Endgegner.

Die einzelnen Levels lassen sich in zwei verschiedene Gattungen einteilen; zum einen gibt es die automatisch scrollenden Abschnitte. Hier fliegt/fährt/schwimmt der Spieler in den Bildschirm hinein, wobei ihm zum Manövrieren ein knapp über screengroßes Gebiet bleibt. Zwar läßt sich das eigene Gefährt hier nicht wenden, doch erlaubt ein Looping-Manöver, eine kurze Wegstrecke nochmals abzufliegen (und dabei den hartnäckigsten Verfolgern zu entkommen). Auf halbem Weg zum Levelende befindet sich ein Checkpoint, der im Falle eines Absturzes als Neu-Einstiegspunkt dient. Die zweite Möglichkeit besteht in der sogenannten "Offenen Formation" und tritt etwas seltener auf. Hier steuert man seinen Jäger innerhalb einer Arena, was freie Richtungsänderungen und Wenden ermöglicht. Einige Bossgegner oder auch ein Stargate-/Independence-Day-Level nutzen diese Technik, allerdings wird dabei nicht ganz der Spielspaß der Scroll-Abschnitte erreicht.

Der ab Werk eingebaute Standard-Laser läßt sich durch Einsammeln von Power Ups zu Doppel- und schließlich zum Hyperlaser ausbauen. Des weiteren existieren Sammelextras für mehr Schildenergie, zusätzliche Smart Bombs und (im besten Fall) Extraleben. A propos Leben: Da selbst Solo-Spieler nicht allein in die Schlacht ziehen, ist es wichtig, auch das Leben seiner Teamkameraden zu schützen. Sinkt deren Energiepegel nämlich auf Null, so verschwinden sie im nächsten Abschnitt zur Reparatur, was fatale Folgen haben kann: Schließlich ist Slippy in der Lage, die Restenergie eines jeden größeren Widersachers anzuzeigen, während Peppy seine verwundbaren Stellen ausmachen kann. Falco hingegen findet immer wieder versteckte Flugrouten, die zu neuen oder versteckten Spielabschnitten führen.

Wer hingegen lieber menschliche Freunde als CPU-Feinde zur Strecke bringt, darf sich am vierfach geteilten Fernseher mit maximal drei Schergen seiner Wahl duellieren. Genausoviele Arenen (nämlich drei) stehen für diese Dogfights im Angebot, allerdings lassen sich pro Spielvariante nur jeweils zwei anwählen. Diese drei (schon wieder) Varianten umfassen das klassische Match (der erste Spieler mit einer bestimmten Anzahl von Abschüssen gewinnt), ein Zeitmatch (innerhalb eines Zeitlimits müssen möglichst viele Gegner erlegt werden) und die "Battle Royal". Hierbei kämpft jeder Teilnehmer bis zum bitteren Ende, ist seine Schildenergie erschöpft, scheidet er aus. Natürlich lassen sich verschiedene Handicaps festlegen, um auch unerfahrenen Kontrahenten eine Chance einzuräumen.

Die Technik



Die wichtigste Meldung zuerst: Ja, Lylat Wars unterstützt das Rumble Pak, besser noch, es liegt dem Spiel gleich komplett mit Batterien bei. Zwar wird nie das Gefühl eines echten Force-Feedback-Joysticks vermittelt (wie beispielsweise am PC oder in der Spielhalle), doch steigern die Vibrationen das Spielgefühl doch merklich. Für alle, die mit dem Begriff nichts anfangen können: Das Rumble Pak ist ein Aufsatz für Standard-Pads, mit dessen Hilfe Treffer und ähnliche Aktionen auf dem Bildschirm in Stöße und Vibrationen am Pad umgesetzt werden. Kollidiert man beispielsweise mit einem anderen Schiff, springt einem der Steuerknochen fast aus der Hand. Leider ist das Gewicht des Teils nicht unerheblich, weshalb nach spätestens einer halben Spielstunde die Handgelenke taub zu werden beginnen. Doch zumindest ausprobieren sollte das Gerät jeder einmal!

Die Grafik läßt sich fast nur mit einem Wort beschreiben: Sie ist BUNT! Ansonsten variiert hier so ziemlich alles - mal flutschen die Gegner flüssig am Spieler vorüber, dann wieder stört ein merkliches Ruckeln den Gesamteindruck. Alles in allem wissen die liebevoll designten Boßgegner sowie die abwechslungsreich gestalteten Landschaften aber durchaus zu überzeugen, und wenn wie im Vorgänger gigantische Steinsäulen auf das Gefährt niedergehen, möchte man fast auf dem Sofa in Deckung gehen. Auch die Soundbegleitung trägt ihren Teil dazu bei, obwohl es ihr (modultypisch) letztlich an Masse und Klasse fehlt. Gleiches gilt auch für die etwas dünnen Soundeffekte, dagegen klingen die witzigen Sprachsamples (wahlweise englisch oder lylatianisch) immer wieder gut. Und für die deutschsprachige Bevölkerung lassen sich selbstverständlich Untertitel einblenden...

Das Ergebnis



Lylat Wars tritt erfolgreich in die Fußstapfen, die "Starfox" am SNES hinterlassen hat. Wer erst einmal die Analogsteuerung seiner Maschine im Griff hat, darf sich auf abwechslungsreiches Ballervergnügen mit einer überdurchschnittlichen Dauermotivation freuen. Einige Kritikpunkte gibt es dennoch: Wie bei etlichen anderen N64-Spielen gerät die Grafik immer wieder ins Stocken, wenn sich viele Objekte auf dem Screen befinden. Bei einem Referenzspiel für eine Referenzkonsole sollte es doch möglich sein, derartiges zu unterbinden. Des weiteren sind die Bildausschnitte beim Quadscreen schlicht und ergreifend zu klein, warum existiert kein extra Splitscreen-Modus für ein Spiel zu zweit? Und warum wird die Sichtweite durch lästigen Nebel so drastisch eingeschränkt? Trotz dieser Spitzfindigkeiten ist und bleibt Lylat Wars aber ein Höhepunkt in der noch immer sehr kargen Spielelandschaft des N64, nicht zuletzt mangels Konkurrenz... (Markus Ziegler)