Manx TT SuperBike

DIE STORY 

Die auf der Isle of Man abgehaltene Tourist Trophy (TT) ist eines der traditionsreichsten Motorradrennen der Welt. Nachdem Sega die Spielhallen bereits mit Stock Cars (Daytona USA) und Rallye-Fahrzeugen (Sega Rally) beherrschte, sollte auch im Motorradbereich eine Referenzsimulation geschaffen werden. Mit dieser Aufgabe wurde das interne AM3-Entwicklerteam betraut, das ja bereits mit Sega Rally für Furore gesorgt hatte. Die Arcade-Version von Manx TT kam wahlweise in Doppelkabinen oder mit einem überdimensionalen Projektionsbildschirm auf den Markt und wurde über eine aufmontierte Motorradkarosserie (sagt man das so?) gesteuert. Getrübt wurde die Freude hierüber (und über die schnelle und detaillierte Grafik) lediglich durch die fehlenden Auswahlmöglichkeiten: So hatte man einmal mehr nicht die Wahl zwischen verschiedenen Bikes, und was noch schwerer wog: Die Isle of Man beinhaltete dummerweise nur zwei Strecken, zwischen denen man sich entscheiden konnte. Und war das eine Rennen gewonnen, ging es nicht auf der zweiten Piste weiter, sondern das Spiel war vorbei und der Credit aufgebraucht.

DAS GAMEPLAY 


Die Heimversion empfängt den Spieler zunächst mit einem etwas nichtssagenden und nur mäßig in Szene gesetzten Full Motion Video, das jedoch bereits ein kleiner Vorgeschmack auf die Rasanz der eigentlichen Rennen ist. Im Hauptmenü steht der Spieler dann vor der Qual der Wahl: Der Arcade-Modus enthält exakt die gleichen Optionen wie die Spielhallenvariante, hinzu gesellen sich ein Duell am horizontal geteilten Splitscreen, die obligatorische Zeitfahroption (Time Trial) sowie der spezielle Saturn-Modus. Bei letzteren stehen nicht nur acht Motorräder zur Auswahl, die sich in Höchstgeschwindigkeit, Beschleunigung und Handling tatsächlich unterscheiden, sondern auch zwei zusätzliche Kurse. Dabei handelt es sich zwar nur um die zwei gespiegelten Grundstrecken, welche rückwärts befahren werden, doch stellen sie tatsächlich stellenweise ganz andere Anforderungen als die Originale. Der angesprochene Saturn-Modus bietet nun Gelegenheit, diese Rundkurse für drei, fünf oder sieben Runden trainingshalber unter die Räder zu nehmen oder sie alle nacheinander zu fahren - allerdings muß in diesem "Challenge-Mode" jedes Rennen gewonnen werden. Ist dies einmal nicht der Fall, scheidet man auf der Stelle aus. Nachdem auch diese Herausforderung gemeistert ist, steht endlich die letzte Option, das SuperBike-Rennen, zur Auswahl.

Während Manx TT in der Spielhalle ein knallhartes Rennen für knallharte Rennfahrer war, spielt sich die Saturn-Konvertierung fast schon eine Spur zu einfach: Kurven und Schikanen, bei denen man am Automaten unweigerlich in die Streckenbegrenzung gerast war, lassen sich nun ohne Probleme selbst von ungeübten Hobby-Bikern durchschlittern, teilweise sogar, ohne dabei vom Gas zu gehen! Und die diversen Rempeleien, Riesensprünge und Bandenkollisionen gingen ja schon anno Arcade glimpflich ab, im Höchstfall wurde ein Computergegner aus dem Sattel seiner Rennmaschine gehoben. Daß der (nicht wählbare) Schwierigkeitsgrad nicht ins Bodenlose absinkt, verhindern die saturngesteuerten Konkurrenten, die sich in Fahrtempo und Agressivität stets nach dem Spieler richten. So ist es relativ einfach, sich an die Spitze des Fahrerfeldes zu setzen, aber fast unmöglich, diese Position zu verteidigen. (Mein Verdacht geht dahin, daß hier wieder das bekannte Boost-System zum Einsatz kommt, welches zurückliegende Fahrer beschleunigt und die in Führung liegenden bremst.) Dank der besseren Lenkeigenschaften des eigenen Bikes spielt sich Manx TT am Saturn dennoch ein ganzes Eck einfacher als in der Automatenversion.

Zusätzliche Vorteile könnte der Arcade Racer, Segas analoges Lenkrad, mit sich bringen. Allerdings steht uns derzeit keiner zur Verfügung, weshalb wir auf diesen Punkt leider verzichten müssen.

DIE TECHNIK 


Manx TT bietet hübsch animierte Fahrer sowie rasant in Szene gesetzte und abwechslungsreich texturierte 3D-Strecken. Die Auflösung wurde im Vergleich zum Arcade-Original zwar deutlich reduziert, dafür weisen die Kurse jedoch fast alle Details wie Häuser, Zuschauer oder Schilder auf. Aufgrund des verschlungenen Streckenverlaufs fällt zudem die etwas verringerte Sichtweite nicht unangenehm auf. Besonders fies ist die Fahrerperspektive: Das wilde Motorradgeschaukel verhindert zwar effektiv ein kontrolliertes Steuern, versetzt den Spieler aufgrund der blitzschnellen Lagewechsel aber schon bald in eine Art Trance-Zustand.

Zumindest gilt das für die Einspieler-Modi, zu zweit sieht die Sache schon wieder anders aus: Wie schon bei der Championship Circuit Edition von Daytona USA taucht auch hier die Straße nur wenige Meter vor der eigenen Maschine "aus dem Nichts" auf. Wer den Kurs nicht wie seine Westentasche kennt, hat da meist von vornherein verloren. Außerdem wurden viele Details zugunsten eines schnelleren Rennverlaufs wegrationalisiert, was die Optik gleich viel kahler wirken läßt. Während sich dieses Problem auf den Duell-Modus beschränkt, ist der Sound die ganze Zeit über etwas schwach auf der Brust. Die Musikbegleitung ginge ja noch in Ordnung, doch das dünne Motorengebrumm und die ewig gleichen Rempelgeräusche (zwei Fahrer streifen sich mit dem Ellenbogen, aber es erklingt das selbe "Klang" wie beim Aufprall an der Bande) sind doch etwas enttäuschend.

DAS ERGEBNIS 


Trotz aller Kritik bleibt Manx TT ein gut spielbares und für eine gewisse Zeit auch recht unterhaltsames Rennspiel. Zwar kann die Motorradraserei sich in keiner Disziplin wirklich gegen Daytona USA CCE und vor allem Sega Rally durchsetzen, doch die gelungene Mischung aus beiden Spielen lockt einen immer mal wieder kurz vor den Fernseher. Was Sega jedoch wirklich in den Griff bekommen sollte, ist das Problem mit dem Grafik-Pop-Up beim Spiel zu zweit. Was dem Spieler hier zugemutet wird, kann einem auch die schönsten Rennduelle vermiesen. (Markus Ziegler)

WERTUNG



 
System Saturn
Grafik
8
Sound
6
Spielspaß
7,5
GESAMT
7,5 (von 10)