MDK 2

Entwickler:  Bioware
Vertrieb:  Interplay/Virgin
Genre:  Action
Spieler:  1
System:  Dreamcast

Story



Nein, wie Helden sehen sie tatsächlich nicht aus, und dennoch sollen sie (bereits zum zweiten Mal) die Welt retten: Kurt Hectic, seines Zeichens phlegmatischer Hausmeister, der sich mit Hilfe eines Kampfanzuges in den Alptraum eines jeden Aliens verwandelt, Doktor Fluke Hawkins, welcher aus gewöhnlichen Haushaltsgegenständen todbringende Waffen zu basteln vermag, sowie Max, der robotische Wunderhund, dessen vier Arme ebensoviele großkalibrige Waffen tragen können. Kaum hat dieses Trio Infernale den ersten Ansturm der Außerirdischen unter Führung des grobschlächtigen Gunter Glut zurückgeschlagen, kündigt sich neuer Ärger an. Die Aliens sind zurück, und ihr neuer Kommandeur Shwang Shwing macht kurzen Prozeß mit allem, was sich ihm in den Weg stellt.

Gameplay



Während Kurt im ersten Spiel (damals noch unter den Fittichen von Dave Perry und Shiny) weitgehend auf sich allein gestellt war, sind diesmal also alle Crewmitglieder gleichermaßen gefordert, wobei jeder der aus einer Verfolgeransicht gezeigten Akteure ganz spezielle Fähigkeiten hat. Diese werden in den ersten der insgesamt zehn riesigen Spielabschnitte Schritt für Schritt erklärt. Erst im allerletzten Level darf der Spieler seinen Lieblingshelden wählen, bis dahin hat jeder Protagonist seine eigenen, speziell auf ihn zugeschnittenen Gefahren zu bewältigen:

Kurt ist der Flexibelste im Bunde. Mit seinem Gleitfallschirm kann er große Strecken zurücklegen, eine Tarnvorrichtung (Sammelextra) entzieht ihn den Blicken seiner Feinde, und sein Sniperhelm eignet sich nach wie vor exzellent für hinterhältige Überraschungsangriffe auf nichtsahnende Gegner. Des weiteren kann er sich im Gegensatz zum schwächlichen Doktor an Plattformen hochziehen und nebenbei noch einige nette Power Ups (Schwarzes-Loch-Granaten, Sniper-Mörser, Kurt-Dummies...) gegen die Alienschar einsetzen.

Publikumsliebling Max verfügt über die meisten Hitpoints und definiert das Wort "Feuerkraft" völlig neu. Jeder seiner vier mechanischen Arme kann individuell mit Waffen ausgerüstet werden, wobei die Palette von der schlichten Magnum (eine davon ist als Standardwumme unbegrenzt aufmunitioniert) bis zur zerstörerischen Gatling Gun reicht. Mit Hilfe seines Jetpacks überwindet er schwierige Flugpassagen, allerdings muß zumindest das Anfangsexemplar regelmäßig aufgetankt werden.

Dr. Hawkins dagegen ist das Hirn der Truppe. Aus allerlei herumliegenden Gegenständen bastelt er sich neue Waffen und Hilfsmittel (Kabel + Röhren = Leiter, Atomtoaster + Brot = Plasmawaffe etc.). Trotz all dieses Erfindungsreichtums bleibt der gute Doktor eher ein Schwächling, weshalb vornehmlich Rätsel-, Kletter- und Hüpfeinlagen auf seinem Programm stehen.

Leider macht ihn das zum frustrierendsten der drei Charaktere, denn die nur marginal umkonfigurierbare Steuerung läßt ihn mit unschöner Regelmäßigkeit in bodenlose Abgründe oder andere Fallen stürzen - zumindest gilt dies für Spieler, die nicht mit N64-Shootern im Stile von "Turok" oder "Golden Eye" aufgewachsen sind. Im Bemühen, die am PC übliche Maus/Tastatur-Steuerung auf ein Pad zu übertragen, wurde nämlich auch bei "MDK 2" die Fortbewegung auf die A-, B-, X- und Y-Tasten gelegt, was für gewohnheitsmäßige L- und R-Sidestepper (wie ich es einer bin) extrem ungewohnt ist. Schade, eine Alternative wäre hier sehr willkommen gewesen.

Trotzdem ist es mit etwas Übung durchaus möglich (wenn auch beileibe nicht einfach), den jeweils nächsten Speicherpunkt innerhalb eines Levels zu erreichen. Neben Geschick und Reaktionsvermögen ist dabei in erster Linie Hirnschmalz gefragt, denn oftmals versteckt sich ein Türschalter in einem abgelegenen Winkel, oder es fehlt ein wichtiges Item, das der Doktor an einer bestimmten Stelle zu benutzen hat. Wer jedoch genau genug sucht und auch die taktisch plazierten Power Ups nicht verschmäht, findet immer einen Weg aus seiner Misere - wenn er sich nicht von den zahlreichen kleinen Gags (Gegner mit Zielscheiben, Alien-Fensterputzer...) ablenken läßt.

Technik



Kein Zweifel, "MDK 2" setzt neue Maßstäbe im Bereich "PC-Look auf Konsole". Denn mögen auch Spiele wie "Sonic Adventure", "RE - Code: Veronica" oder natürlich "Soul Calibur" auf ihre Art mit phantastischen Effekten glänzen, so war doch bislang kein Dreamcast-Spiel erhältlich, welches das typische PC-Feeling vermittelt hätte. Nun, das Warten ist vorbei, und wenn dies bei einer Auflösung von 640 x 480 Pixeln überhaupt möglich ist, sieht die DC-Version nochmals besser aus als die zeitgleich entwickelte Umsetzung für Windows-Rechner: Hochauflösende Texturen, hübsche Licht- und tolle Schatteneffekte erfüllen die phantasievollen Szenarien mit Leben, und das alles bei einer konstant hohen Framerate im 60Hz-Vollbildmodus. Lediglich die (vermutlich:-) bewußt eckigen Animationen von Max und Dr. Hawkins stören ein klein wenig, sind jedoch angesichts der witzigen Charakterdesigns schnell vergeben und vergessen.

Auch die abwechslungsreiche Musikbegleitung sowie die bis auf die fürchterliche Kurt-Stimme (klingt für mich verdächtig nach einigen mißlungenen Playstation-Synchronisationen der Vergangenheit) durchweg gelungene deutsche Sprachausgabe wissen zu überzeugen, auf Wunsch darf auch während des Spiels die Sprache gewechselt bzw. der Text per Untertitel eingeblendet werden. So lassen sich die automatisch gespeicherten und in Spielgrafik dargestellten Zwischensequenzen nachträglich auch auf englisch bewundern, was zumindest streckenweise noch einen Tick besser klingt.

Ergebnis



Um es auf den Punkt zu bringen: "MDK 2" ist schnell, schön, abwechslungsreich, kurz: einfach klasse - aber auch bockschwer. Dies mag in meinem Fall von dem Umstand herrühren, daß es mir nicht gelungen ist, mich an die verwendete Steuermethode zu gewöhnen, doch behaupte ich, daß selbst N64-Veteranen ihre Schwierigkeiten mit einigen der Jump'n'Run-Einlagen haben dürften. Nun ja, zumindest erleichtern die automatischen Rücksetzpunkte das Vorwärtskommen, und die immer neuen Herausforderungen liefern genügend Motivation, um auch den größten Endgegner irgendwann in die Knie zu zwingen. Wer also auch nur ein bißchen auf originelle 3D-Shooter steht und nicht vor harten Kämpfen zurückschreckt, kommt als Dreamcast-Besitzer nicht um "MDK 2" herum. Schade nur, daß die Entwickler nicht noch ein Multiplayer-Modus implementieren konnten, dann wäre das Action-Vergnügen nämlich perfekt... (Markus Ziegler)

Wertung