The Mission

Entwickler:  EMG/Microids
Vertrieb:  Havas Interactive
URL:  www.microids.com
Genre:  Fußball-Action
Spieler:  1-2
System:  PS One

Story - Gameplay - Präsentation - Fazit - Wertung


Das Spiel zum Film - okay. Der Film zum Spiel - meinetwegen. Aber das Spiel zum Werbespot? Nein, danke! Wir erinnern uns: Zur Europameisterschaft 2000 brachte Sportartikelhersteller Nike eine hochkarätig besetzte Werbung ins Fernsehen und in die Kinos: The Mission. Edgar Davids, Oliver Bierhoff und einige andere Fußballgrößen wurden beauftragt, den "Geo Merlin"-Ball aus den Klauen einer Ninjagang zurückzuerobern ("It's just a ball..." - "No! It's rounder!"). Nun, auf Bierhoff müssen Playstation-Kicker leider verzichten, wenn sie sich nun mit neun digitalisierten Rasensportlern auf die Suche nach dem Leder machen - und leider auch auf all die Dynamik, Akrobatik und Unterhaltung, welche den Spot seinerzeit auszeichneten...

Story - Gameplay - Präsentation - Fazit - Wertung


Ob allein oder (vorzugsweise) zu zweit, die Aufgabenstellung in den rund 20 Levels ist stets die gleiche: Erreiche mit dem Fußball den Ausgang. Leichter gesagt als getan, denn zahlreiche Roboter-Ninjas, Feuerwände, Laserfallen und ähnliche Gemeinheiten behindern die Rettungsaktion, was schon auf der leichtesten der drei Schwierigkeitsstufen regelmäßig zu Frustsituationen führt. Dem haben die beiden gewählten Protagonisten (im Solospiel wird automatisch der zweite Mann festgelegt und von der CPU gesteuert) nur wenig entgegenzusetzen: Mit Tacklings tritt man die Ninjas über den Haufen, um sie hernach durch (Ball-) Schüsse außer Gefecht zu setzen. Nebenbei dienen wohlgezielte Heber auch dazu, Schalter zu betätigen, Barrieren zu deaktivieren oder Bewegungsmelder zu verdrehen. Klingt doch ganz unterhaltsam, oder?

Weit gefehlt: Selbst wenn man von der miserablen technischen Umsetzung (s.u.) einmal absieht, hapert es an allen Ecken und Enden. Den unrühmlichen Anfang macht die äußerst hakelige Steuerung. Offensichtlich haben es die Microids-Programmierer nicht für nötig befunden, eine Analogsteuerung zu integrieren, also wird der Stick von vornherein nicht unterstützt. Ballabgaben und Schüsse klappen nur widerwillig, wodurch man oft noch in der Ausholbewegung von den Füßen geholt wird. Über die theoretisch ausführbaren Powerschüsse, Doppelpässe und Fallrückzieher (mit Vorlage) breiten wir besser den Mantel des Schweigens. Des weiteren drehen sich die Akteure ständig im Kreis, um dem Ball, ihrem Partner oder den Gegnern hinterherzustarren, wodurch es mitunter nervtötend schwierig sein kann, zweimal in Folge dasselbe Ziel zu treffen. A propos nervtötend: Die KI des Computer-Kollegen entspricht in etwa dem Stand von 1995 - der Junge macht keinerlei Anstalten, sich von seinen "Bewachern" zu lösen oder sonstwie günstig zu positionieren (mitunter werfen sich die Kerle sogar mitten in die Schusslinie). Ein Abspiel bringt also nur selten Luft, viel öfter geschieht es, dass der Kompagnon direkt nach der Annahme umgerissen wird.

Dass es auch mit der spielerischen Abwechslung nicht zum besten steht, ist da nur noch reine Formsache: Die ständig gleichen Aufgaben ("Gehe von A nach B, eliminiere alle Gegner!"), die ständig gleichen Ninjas (toll, jetzt mit Laserkanonen) sowie das öde Leveldesign reißen höchstens ganz harte Trash-Fans vom Hocker. Dazu kommen Power Ups, die entweder unbedingt nötig zum Weiterkommen (Infrarotbrille) oder unerheblich (mehr Schusskraft, zurückkehrender Ball) sind. Offensichtlich waren sich auch die Designer der Tatsache bewusst, dass niemand einen Block auf der Speicherkarte für diesen Mist opfern würde, weshalb lediglich alle paar Levels eine 10-stellige (!) Codezahl eingeblendet wird. Ein völlig unbrauchbares Tutorial (es wird kein Wort erklärt, stattdessen darf man einige Pappkameraden umballern) rundet das Fiasko gebührend ab.

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Auch die optische Umsetzung mit ihren grobpixeligen Figuren, den abgehackten Animationen und der miesen Kameraführung erinnert an die Anfangstage der 32-Bit-Ära. Oftmals ist der ballführende Spieler noch nicht einmal im Bild zu sehen, wodurch man mehr oder weniger blind durch die Gegend trampelt! Dazu gesellen sich lieblose Texturen, detailarme Hintergründe und eine triste Farbpalette. Selbst die Rendervideos wirken uninspiriert, das magere Extro ist gar nur sage und schreibe 6 Sekunden lang! Dabei hätte man doch einfach den originalen Werbespot auf die CD packen können...

Selbst der Sound bekleckert sich nicht mit Ruhm: Wenige Effekte, repetitive Begleitstücke nach dem Vorbild der Originalmusik - das wars.

Story - Gameplay - Präsentation - Fazit - Wertung


Erinnert sich noch irgendjemand an "Soccer Kid"? Bei diesem Amiga- und Konsolen-Jump'n'Run steuerte man einen kleinen Jungen mit seinem Fußball durch kunterbunte Plattformwelten, erledigte mit gezielten Schüssen die nett gezeichneten Gegner - kurzum, man hatte seinen Spaß. Ganz anders bei diesem Desaster in CD-Form. Prinzipiell fragt man sich, für wen "The Mission" eigentlich gedacht ist: Durchschnittsspieler werden sich kaum noch an den letztjährigen Spot erinnern, Experten sich nicht auf diesen kruden Action-Fußball-Mix einlassen wollen. Für beide Gruppen kann das Urteil nur lauten: Finger weg! (Markus Ziegler)

Story - Gameplay - Präsentation - Fazit - Wertung


System:  PS One
Grafik:  4,5
Sound:  5
Spielspaß:  3
Dauermotivation:  1,5
GESAMT:  2,5 (von 10)