Micro Machines V3

DIE STORY 
"Micro Machines" hat eine lange Erfolgsstory auf Amiga, PC, 8- und 16-Bit-Konsolen vorzuweisen. Die Idee, matchboxgroße Fahrzeuge über eine Vielzahl der seltsamsten Untergründe zu steuern, war noch nie zuvor derart spaßig umgesetzt worden. Ob man nun mit Mini-Trucks den Frühstückstisch unsicher machte oder mit kleinen Rennbooten über den Gartenteich jagte, jedes kleinste Detail wurde berücksichtigt. Nach über zwei Jahren Entwicklungsarbeit wagen die Codemasters nun den Schritt auf die Playstation und in die dritte Dimension. Diesmal stehen 48 abwechslungsreiche Strecken und 32 der unterschiedlichsten Gefährte auf dem Rennplan, welcher allein schon für Einzelspieler vier Optionen umfaßt: Das übliche Rennen gegen vier Computergegner, ein Duell gegen den Rechenknecht sowie zwei Zeitfahrmodi. Bei den ersten Möglichkeiten darf zudem zwischen leichten, mittelschweren und hammerharten Strecken gewählt werden. Für Sieger gibt es ein (speicherbares) Bonusauto, für Verlierer (ab dem dritten Platz) die Chance auf ein Continue. Wer seine Fahrkenntnisse vorher noch ein wenig aufpolieren will, darf sich zudem einer (reichlich lästigen) Fahrschule unterziehen.

DAS GAMEPLAY 


Wie gewohnt präsentieren sich die Winzmaschinen dem Spieler aus der Vogelperspektive. Dabei wird jedoch stets aus der Sicht des Fahrers gesteuert, was anfangs etwas Einarbeitungszeit erfordert, dann jedoch hervorragend funktioniert. Das ist allein schon deswegen erforderlich, weil viele Strecken auf irgendwelchen Tischen (Frühstückstisch, Schulklassenzimmer, Chemielabor etc.) plaziert sind und eine unfreiwillige Flugeinlage auf den Boden der Tatsachen mit einer gehörigen Zeitverzögerung verbunden ist. Doch auch sonst will das Schlittern gut geübt sein: Haarnadelkurven, schmale Rampen und hinterhältig positionierte Hindernisse erfordern ständige Konzentration. Wer sein Glück lieber mit unfairen Mitteln versuchen will, hat (erstmals in Micro Machines) Gelegenheit dazu: Auf der Strecke verstreut liegen Waffen in Form riesiger Holzhämmer, feuriger Minen, äußerst praktischer Teleskopzangen (der vorausfahrende Gegner wird kurzerhand geschnappt und hinter das eigene Fahrzeug verfrachtet) und ähnlicher Nettigkeiten. Hat man tatsächlich einige Bonusautos erspielt, lassen sich diese selbstverständlich auch probefahren. Leider ist es jedoch nicht mit jeder Rostlaube möglich, alle Pisten zu absolvieren, da beispielsweise der VW-Transporter für Sprünge von Tisch zu Tisch einfach zu schwach auf der Brust ist.

Seine wahre Stärke entfaltet das Programm jedoch erst im Wettkampf mit mehreren menschlichen Mitspielern. Auch ohne Linkoption kommen hier bis zu acht (8!) Hobbyrennfahrer zum Zuge, ohne Mehrspieleradapter jedoch nur hintereinander in Form eines Turnieres. Dennoch können selbst mit nur zwei Joypads noch vier Mikromaschinisten an den Start gehen: Hierzu teilen sich jeweils zwei Fahrer ein Pad, wobei das Programm automatisch aufs Gas tritt. So lassen sich normale (jeder gegen jeden) oder Teamrennen (zwei gegen zwei) austragen, was dank ständiger Schuldzuweisungen ("Er hat mir das Pad weggezogen!") dauerhaft für Unfrieden und infolgedessen auch beste Unterhaltung sorgt. Das einzige, was mir persönlich nach einiger Zeit auf den Geist ging, ist das Fehlen eines Splitscreens. So wird jedesmal, wenn einer der Kontrahenten einen Screen zurückgefallen ist, das Spiel unterbrochen, der Führende erhält einen Punkt, und beide starten wieder auf exakt gleicher Höhe.

DIE TECHNIK 


Wie bereits erwähnt präsentiert sich MMV3 aus der Vogelperspektive, dennoch wurden alle Objekte in Vektorgrafik erstellt und mit netten Shadingeffekten versehen. Der so hervorgerufene 3D-Effekt ist trotz der vergleichsweise einfachen Mittel grandios. Wenn man im Garten unter einer Pflanze hindurchfährt, duckt man sich instinktiv, und wenn gar eine (perspektivisch) riesige Hummel durchs Bild brummt, fällt es schwer, sich weiter auf das Spielgeschehen zu konzentrieren. Ähnliches gilt für die Oberflächeneffekte des Gartenteiches, wo die Boote bei jeder Bewegung kleine Wellen verursachen. Dabei bleibt das Spiel rasant wie eh und je, was natürlich zu einem gewissen Grad auch vom gewählten Fahrzeug abhängt. Diese sind oftmals realen Vorbildern nachempfunden, und kommen ihnen - wenn man einmal von den etwas eintönigen Motorengeräuschen absieht - auch sehr nahe. Der Sound ist denn auch eine der schwächeren Seiten dieser Fun-Raserei, speziell die nervige (deutsche) Stimme der Fahrschullehrerin hätte man sich auch sparen können.

DAS ERGEBNIS 


Micro Machines V3 bringt alle Vorzüge der hochgelobten Vorgänger sowie einige neue Features auf die Playstation. Die Waffensysteme sind erfrischend anders und die Multiplayermodi rechtfertigen die Anschaffung für gesellige Rennfahrer allemal. Dennoch kann ich mich auf Dauer nicht mit den ständigen Spielunterbrechungen durch das Explodieren des nachfolgenden Fahrzeugs anfreunden. Zu oft wird dadurch der Spielfluß empfindlich gestört bzw. kann erst gar nicht aufkommen. Kaum habe ich mich von meinem Gegner abgesetzt und eine weitere Kurve perfekt umschlittert, schon muß ich wieder bei Null anfangen. Irgendwie lästig! (Markus Ziegler)

WERTUNG



 
System Playstation
Grafik
8
Sound
6,5
Spielspaß
8,5
GESAMT
8 (von 10)