MotoGP

Entwickler:  Namco
Vertrieb:  Sony
Genre:  Rennspiel
Spieler:  1-2
System:  PS2

Story



Ob Formel 1, Sportwagen oder Offroad, Autorennspiele gibt es wie Sand am Meer. Anders sieht es mit der Zweirad-Fraktion aus, die auf den Next-Generation-Konsolen bislang so gut wie überhaupt nicht vertreten war. Mit der PS2-Konvertierung ihres hierzulande kaum bekannten Arcade-Racers „500 GP“ wollen die „Ridge Racer“ von Namco diese Dürreperiode nun beenden - Start frei für eine bemerkenswerte Motorradsimulation!

Gameplay



Obwohl nämlich einige Aspekte des PS-Spektakels noch stark an die Spielhallenwurzeln erinnern (beispielsweise sind Stürze selbst auf dem höheren der beiden Realismusgrade äußerst selten), überwiegen in der Heimumsetzung ganz klar die Simulationsfeatures. Dies beginnt schon bei der Auswahl der Rennstrecken: Zwar stehen lediglich fünf Kurse zur Verfügung, doch entsprechen sie ihren realen Vorbildern bis zur letzten Bodenwelle. Auch das zwanzigköpfige Fahrerfeld der 500ccm-Klasse ist komplett mit Originalporträts und -teamnamen vertreten, allerdings müssen etliche der hochklassigen Piloten (etwa John Kocinski) zunächst „erfahren“ werden.

Weniger üppig sieht es erwartungsgemäß bei den anwählbaren Spielmodi aus: Einzelrennen, Meisterschaft, Zeitfahren und Duell - das wars. Hinzu kommt, dass eine Saison aufgrund der mageren Streckenauswahl verhältnismäßig schnell absolviert ist, vorausgesetzt, man ändert die voreingestellte Rundenzahl nicht ab. Anderenfalls sind Rennen über die komplette Distanz (bis zu 31 Runden!) möglich, alternativ darf die Länge aber auch auf bis zu zwei Runden verkürzt werden. Zu einem großen Teil hängt der Zeitaufwand allerdings vom gewählten Schwierigkeitsgrad ab: Im einfachen Modus sind lediglich vier Rennen zu bestehen, während sich die beiden anderen Stufen über drei bzw. fünf Saisons zu je fünf Läufen erstrecken. Ziel ist das Erreichen einer bestimmten Platzierung, um sich im nächsten Jahr bei einem besseren Team bewerben und so nach vorne arbeiten zu können. Nur in den längeren Wettbewerben existieren auch Qualifikationsrunden sowie die Gelegenheit zum freien Training.

Von den anderen Spielmodi gibt es nicht viel zu berichten: Einzelrennen sind genau das, was der Name vermuten lässt, und die Splitscreenduelle zweier menschlicher Fahrer finden wieder einmal unter Ausschluss der CPU-Öffentlichkeit statt. Lediglich das Zeitfahren wartet mit einem netten Extrafeature auf. Alternativ zur eigenen (speicherbaren) Bestzeit dürfen hier die Ghostfahrer echter GP-Biker und Entwickler geladen werden - viel Glück beim Versuch, diese Jungs zu schlagen!

Um auf Dauer etwas mehr Abwechslung zu gewährleisten, packten die Entwickler noch einen zusätzlichen Spielmodus auf die DVD: die Herausforderung. Hier warten 54 kleine Belohnungen wie neue Fahrer, gespiegelte Strecken und (vornehmlich) Fotografien auf ihre Freischaltung. Hierzu müssen entweder vorgegebene Streckenabschnitte in einer knapp bemessenen Zeit absolviert oder bestimmte Kriterien in den anderen Spielmodi erfüllt werden. Der tatsächliche Nutzen der Fotos darf zwar angezweifelt werden, doch befinden sich unter den Bonuspiloten auch Witzcharaktere wie Jump’n’Run-Held Klonoa, und die Gran Turismo-ähnlichen Herausforderungen selbst sorgen für einen kurzen, aber intensiven Motivationsschub.

All die trockenen Optionen sind jedoch vergessen, wenn man sich tatsächlich auf die Piste wagt. Selbst erfahrene Rennspieler müssen hier komplett umdenken, erfordert ein Motorrad doch eine komplett andere Fahrlinie als beispielsweise ein Formel-1-Wagen. Früher anbremsen, früher einlenken, vorsichtiger beschleunigen - die Umsetzung der Fahrphysik ist den Designern vorzüglich gelungen. Speziell nach Aktivieren der Simulationsoption erfordert das Kurvenverhalten der Bikes ein ruhiges Händchen sowie einen vorsichtigen Umgang mit dem Gashebel. Dieser wird durch die Aktivierung der Analogfunktion der Feuerknöpfe gewährleistet, leider unterstützt das Spiel aber nicht Namcos hauseigenes NeGcon-Pad. Dennoch ist es durchaus möglich, beim Start die ideale Drehzahl zu treffen, und auch das digitale Wegrutschen in Haarnadelkurven kann durch den Gebrauch der analogen Beschleunigungsbuttons recht zuverlässig abgewendet werden.

Präsentation



Glücklicherweise wird das Schlingern der Maschinen nämlich einwandfrei visualisiert, wodurch der Spieler stets einschätzen kann, ob er das PS-Monster noch im Griff hat oder lieber vom Gas gehen sollte. Zu diesem Zweck stehen die unterschiedlichsten Kameraperspektiven zur Auswahl, leider können aber nur zwei davon im Rennen verwendet werden. Das ist umso unverständlicher, als ein schneller Blick über die Schulter nicht möglich ist - hierfür muss also eine der beiden Ansichten geopfert werden. Schade auch, dass keine voll bewegliche Helmperspektive nach dem Vorbild von EAs PC-Rennspiel „Superbike 2001“ geboten wird. Die On-Board-Kamera legt sich praktisch voll in die Kurven, was die Übersicht erheblich einschränkt.

Als Entschädigung bietet „MotoGP“ die vielleicht besten Replays im gesamten Renngenre: Wackelige Helikopterbilder, Hitzeflimmern mit kleinen Luftspiegelungen, Streckenkameras, die vom Luftzug der vorbeirasenden Motorräder erzittern - all das wurde noch selten so überzeugend in Szene gesetzt wie hier. Hinzu kommt eine unbeschränkte Sichtweite bei soliden 50 Bildern pro Sekunde, selbst wenn ein Großteil des 21-köpfigen Fahrerfeldes sichtbar ist. Wären da nicht die unschönen Flimmereffekte aufgrund der fehlenden Kantenglättung sowie einige uninspirierte Bodentexturen, welche sich ständig wiederholen, ließe sich die Optik nicht von einer Fernsehübertragung unterscheiden.

Weniger Erfreuliches gibt es von der Sounduntermalung zu berichten. Die hektischen Musikstücke versuchen vergeblich, an alte Ridge Racer-Zeiten anzuknüpfen. Keiner der Techno-lastigen Tracks vermag wirklich zu überzeugen, außerdem klingt das Motorengeräusch aller Maschinen gleich dünn. Hier und da sorgt Publikumsjubel für etwas Abwechslung, letztendlich bleibt jedoch ein schaler Nachgeschmack.

Ergebnis



Es muss nicht immer „Ridge Racer“ sein. Wer über den Tellerrand der Vierrad-Racer hinweg sehen kann, findet in „MotoGP“ ein herausforderndes, schnelles und vor allem erfrischend anderes Rennspiel. Das Fahrverhalten wurde hervorragend umgesetzt, ohne Neulinge völlig zu überfordern, und auch die Präsentation weiß zu gefallen. Mit Sicherheit werden sich nicht nur Hobby-Biker über die spannenden Rennen mit den Originalteams und -fahrern freuen.

Hat man sich allerdings in das Spiel eingearbeitet, an die ungewohnte Fahrphysik gewöhnt und an den Replays sattgesehen, bleibt auf lange Sicht zu wenig, um verwöhnte Konsolenspieler dauerhaft an den Bildschirm zu fesseln. Fünf Strecken sind nun einmal nicht die Welt, und auch die Reverse-Option hält nicht ewig vor. Die „Herausforderung“ ist eine nette Idee, letztlich können die Belohnungen aber nicht wirklich überzeugen. Ein Foto von einem Rennfahrer mit Gamepad? Ein nichtssagendes Bild einer unbefahrenen Kurve? Na toll.

Kurz und gut: MotoGP ist ein spannendes und schick in Szene gesetztes Game, dem es lediglich etwas an Optionen und Abwechslung mangelt. Speziell Freunde der 500ccm-Rennen sollten sich davon jedoch nicht abschrecken lassen, denn im Konsolenbereich ist Namcos Simulation absolut konkurrenzlos. (Markus Ziegler)

Wertung