Pro Evolution Soccer

Entwickler:  Konami
Vertrieb:  Konami
URL:  www.konami-europe.com
Genre:  Sport
Spieler:  1-8
System:  PS2

Story - Gameplay - Präsentation - Fazit - Wertung


Im diesjährigen Kampf um die Fußballkrone kommt Konamis neuestem Ableger der "International Superstar Soccer"-Reihe ein ganz besonders unangenehmer Startplatz zu. Während Vorjahresmeister "FIFA" in der 2002er-Variante mit neuen Steuermöglichkeiten sowie erstmals auch der seit Jahren geforderten Padkonfiguration aufwarten kann, drängt mit "TIF 2002" klammheimlich ein nicht zu unterschätzender Herausforderer auf den digitalen Rasen. Ehrensache, dass Konami da nicht nachstehen will und auch seiner Paradeserie einige neue Features spendiert.

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Dies macht sich bereits bei den Optionen bemerkbar, einem der Schwachpunkte des direkten PS2-Vorgängers. Zwar dürfen noch immer keine Begegnungen über die volle Länge von 90 Minuten ausgetragen werden, doch sind nun immerhin 30-Minuten-Matches möglich. Die üblichen Witterungsbedingungen und Tageszeiten sind jedoch nur ein Vorgeschmack auf das Herzstück des Programmes: Anhand eines umfangreichen Editors mit mehreren hundert vorgefertigten Gesichtern, Frisuren und Barttrachten darf das eigene Dream Team zusammengestellt werden – optional auch mit der maximalen Anzahl an Fertigkeitspunkten und Spezialfähigkeiten. Anschließend transferiert man die Goldjungen in das Team seiner Wahl und nimmt sie in den aktiven Kader auf.

Leider handelt es sich bei diesen Mannschaften jedoch einmal mehr fast ausschließlich um Nationalteams. Selbst wenn das Wort "International" nicht mehr im Spieltitel zu finden ist, kann "PES" seine Herkunft nicht verleugnen. So stellen die frei konfigurierbaren Liga- und Pokalwettbewerbe einmal mehr eine leichte Enttäuschung dar, lediglich eine Art Weltliga (zwei Divisionen, durch die man sich dank neu erworbener Spieler und Fähigkeiten emporarbeitet) erlaubt die Verwendung von 32 Vereinsmannschaften. An weiteren Spielmodi warten wie üblich ein eher unspektakulärer, Anfängern aufgrund seiner Erklärungen jedoch dringend empfohlener Trainingsmodus sowie die obligatorischen Freundschaftsspiele.

So weit, so "ISS". Die echten Unterschiede zum Vorgänger werden erst auf dem Rasen bemerkbar. So wurde die innovative, doch nicht allzu eingängige Analog-Button-Steuerung der letztjährigen Bolzerei durch eine traditionellere Variante mit Schussbalken ersetzt. Das fürchterlich ungenaue automatische Spieler-Umschalten ist ebenfalls passé, es existieren nur noch die ohnehin besseren halbautomatischen und manuellen Modi. Dumm nur, dass sich die konfigurierbare und prinzipiell sehr gut durchdachte Steuerung nur mit einer leichten Trägheitsverzögerung auf die Spielfiguren übertragen lässt. Statt wie bei der Konkurrenz ohne Verzögerung zu passen, verstolpern sich die Ballartisten mit unschöner Regelmäßigkeit, was im Spiel gegen den fast immer optimal positionierten Computergegner oftmals zu unnötigen Ballverlusten führt. Um dem entgegenzuwirken, darf der Rest der maximal acht Spieler nicht nur von menschlichen Kollegen (zwei Multitap-Adapter vorausgesetzt) übernommen, sondern auch mit CPU-Kickern besetzt werden. So lassen sich auch technisch überlegene Gegner vergleichsweise einfach in die Zange nehmen, und auch das vergleichsweise schwache Stellungsspiel der eigenen Mannen wird verbessert.

Das gilt allerdings nicht für die oftmals katastrophal schwachen Torleute. Während sich Flügelspieler im Sturm gekonnt freilaufen, Mittelstürmer schon mal auf eine nicht funktionierende Abseitsfalle spekulieren und überhaupt die KI sich auf allen fünf Stufen von ihrer besten Seite zeigt, unterlaufen Kahn & Co. immer wieder peinlichste Fehler, die nicht selten zu spielentscheidenen Eigentoren führen: Flache Flanken werden direkt ins Tor abgefälscht, Lattenabpraller mit der Schulter noch über die Linie gedrückt oder ein prinzipiell richtiges Herauslaufmanöver auf halbem Wege abgebrochen. Auch einige Schiedsrichter-Entscheidungen zeugen von der Wankelmütigkeit des Programms: Kleine Rempler in Strafraumnähe werden rigoros mit roten Karten geahndet, auch wenn in der automatischen Wiederholung klar ersichtlich wird, dass der Ball gespielt wurde. Doch keine Sorge: Mit dem Elfmeterschießen hat der Computer ebenfalls so seine Schwierigkeiten...

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Grafisch konnte sich "PES" nur leicht verbessern, doch konnte sich ja bereits der Vorgänger sehen lassen. Die eintönigen Gesichter und Frisuren der Vorjahreskicker wurden durch abwechslungsreichere Modelle ersetzt, die ihren (dank FIFPro-Lizenz) realen Vorbildern nun zumindest einigermaßen ähnlich sehen. Zudem schmücken kleine Effekte wie bengalische Feuer, Fahnenschwinger und Konfettiregen das Stadionrund, und auch die Arenen selbst wurden den Originalbauwerken (z.B. dem Münchner Olympiastadion) gut nachempfunden. Nach wie vor kommen die Animationen aber nicht an die des EA-Sports-Konkurrenten heran, und die Wiederholungen wirken trotz freier Kameraschwenks und automatischer Halbzeit-Highlights etwas bieder.

"Bieder" ist auch ein Attribut, das die beiden Kommentatoren Michael Schürmann und Stefan Buck auszeichnet. Einmal ganz abgesehen davon, dass die wenigen Sprüche nicht besonders gut ins Deutsche übertragen wurde ("Mexican Wave"? Ich vermute mal, die Jungs reden von einer "La Ola"-Welle...), wiederholen sich die Kommentare sehr schnell. Hinzu kommt oftmals eine leichte Verspätung, weshalb eine Situation meist schon bereinigt ist, während sich die Sprecher noch in bewundernden Ausrufen ergehen. Weitere Schwächen: Mehrmals direkt hintereinander gebrauchte, identische Redewendungen (z.B. bei Einwürfen), unpassende Statements bei Sofortwiederholungen sowie einige wirklich lustige Fehler – bei einem nächtlichen Flutlichtspiel brennt die "pralle Sonne" nun einmal nicht auf das Stadion hernieder... Dafür gibts gewohnt gute Stadiongesänge und brauchbare Effekte, und zumindest die Standardbemerkungen des Rednergespanns (Namensnennungen etc.) werden routiniert abgespult.

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Trotz aller Verbesserungen ist es gut, dass die Konami-Fankurve traditionell gut bestückt ist, denn viele neue Freunde werden sich die Japaner mit "PES" wohl nicht machen können. Nicht, dass das Spiel schlecht wäre, im Gegenteil: "Pro Evolution Soccer" ist ein rundum sehr solides Fußballspiel und wird "ISS"Freunde nicht enttäuschen. Allerdings dürfte es Neulingen schwer fallen, sich mit dem reichlich trockenen Gameplay anzufreunden. Realismus schön und gut, aber nur echte Hardcore-Fußballer wollen sich auch an der heimischen Konsole ein mageres 0:0 antun (was auf Grund der angesprochenen Torwartschwächen jedoch ziemlich unwahrscheinlich ist). Selbst nach Stunden des Übens verheddert man sich gegen den starken Computergegner nur allzu leicht in Mittelfeldgeplänkeln, erst in menschlichen Duellen kommt es wieder zu offenen Schlagabtäuschen. Zumindest von der Spielspaßwarte aus muss sich Konamis Werk dieses Jahr somit nicht nur dem EA-Konkurrenten, sondern auch dem Sony-Newcomer geschlagen geben. Und das, obwohl bereits einige Mängel des Vorgängers konsequent ausgemerzt wurden... (Markus Ziegler)

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System:  PS2
Grafik:  8,5
Sound:  7,5
Spielspaß:  8
Dauermotivation:  8
GESAMT:  8 (von 10)