Ready 2 Rumble Boxing

Entwickler:  Pod 5/Midway
Vertrieb:  Konami
Genre:  Beat'em Up
Spieler:  1-2
System:  Dreamcast

Story



Als eines der ersten für die Dreamcast erhältlichen Spiele erfreute sich dieses Actionspektakel mit seinen Cartoon-Boxern bei den Fans großer Beliebtheit. Von Ansagerlegende Michael Buffer lautstark angekündigt, mischen insgesamt 17 bizarre Gesellen (anfänglich sind nur 13 anwählbar) wahlweise im Arcade-oder Meisterschaftsmodus den Ring auf.

Gameplay



Ähnlich simpel wie die Spielauswahl gestaltet sich das eigentliche Kampfgeschehen: Jeder Kämpfer verfügt über vier Standardangriffe, einige wenige Special Moves sowie zwei Blockhaltungen (oben und unten), welche mit Hilfe der Richtungstasten zusätzlich zum Ausweichen dienen. An dieser überkomplizierten Verteidigung krankt leider das gesamte Spiel: Während der Computer speziell auf den höheren der beiden Schwierigkeitsstufen keinerlei Probleme damit hat, Attacken des Spielers zu neutralisieren, steht man als Mensch aus Fleisch und Blut den oftmals ansatzlosen Angriffen meist machtlos gegenüber - in der Regel rät man lediglich wild drauflos, woher wohl der nächste Hieb kommen könnte...

Da zudem die Reichweiten- und Schlagkraftverteilungen nicht gerade optimal auf die Prügelknaben und -mädchen (immerhin zwei Amazonen sind vertreten) verteilt wurden, laufen die Kämpfe viel zu oft nach einem vorgefertigten Schema ab: Man beschränkt sich auf die ein, zwei Angriffe seines Charakters, die einigermaßen schnell ausführbar sind und vor allem schnell eine gewisse Distanz überbrücken, und zieht sich nach jedem Angriff wieder aus dem Nahkampf zurück, um seinen Ausdauerbalken wieder aufzuladen. Dieser entscheidet über die Wirksamkeit von Attacken, welche ab einem gewissen Schaden Bonusbuchstaben aufleuchten lassen. Bilden diese das Wort "R-U-M-B-L-E", kann eine Art Berserker-Modus aktiviert werden. Hierbei glühen die Handschuhe des Boxers auf, der Ausdauerbalken bleibt konstant auf Maximum, und eine besonders vernichtende Combo wird anwählbar.

Um trotz der obigen Schwächen auch Solospieler länger bei der Stange zu halten, weist der abspeicherbare Meisterschaftsmodus einige zusätzliche Features auf: Nach und nach sollen alle Boxer in maximal 20 Kämpfen zum Titel geführt werden, wobei das nötige Antrittsgeld erst durch Preiskämpfe eingefahren werden muss. Der erarbeitete Reichtum wird entweder durch weitere Kämpfe (und Wetten) vervielfacht oder in verschiedene Trainingsmodi investiert. Hier steigert der rhythmisch begabte Trainer nach dem Vorbild von "Senso" oder "Parappa the Rapper" Kraft, Geschicklichkeit und Ausdauer seines Schützlings, doch auch kleine Reflextests und Balance-Übungen sind an der Hantelbank gefragt. Das Erreichen neuer Klassen schaltet zusätzliche Athleten frei, die hernach ebenfalls trainiert werden können/dürfen/müssen.

Technik



Im Oktober '99 mag die Optik noch überzeugt haben, im Zeitalter von "Soul Calibur" und "Dead or Alive 2" allerdings rufen die grobschlächtigen Polygonmodelle und trostlosen Hintergründe nur noch ein müdes Lächeln hervor, die Qualität der im Intro gezeigten Sequenzen wird nicht einmal ansatzweise erreicht. Einzig die Animationen und Mimik der Akteure retten die Optik vor dem Absturz in die Amateurliga.

Auch beim Sound offenbart der Midway-Kandidat Schwächen: Das ewige "Let's get ready to rumble!" geht schon nach dem zweiten Mal selbst dem härtesten Boxfan auf die Nerven, ebenso der monotone Beat der Optionsmusiken. Im Spiel selbst ertönen nach der immer gleichen Charaktervorstellung lediglich die dumpfen Schlaggeräusche und Schmerzenslaute der Kontrahenten, welche hin und wieder durch die Ringglocke oder den zählenden Ringrichter unterbrochen werden.

Ergebnis



"Ready 2 Rumble Boxing" ist sicherlich ein interessanter Titel für Sammler kurioser Spiele und speziell im Zweispielermodus immer wieder mal eine Runde wert. Solisten sollten jedoch vor dem Kauf überlegen, ob ihnen die typische Midway-Politik zusagt: "Je lauter und penetranter, je überzogener und unrealistischer, desto besser ein Spiel!" Nun, dieses Prinzip funktionierte überraschend gut beim Arcade-Klassiker "NBA Jam" und seinen Nachfolgern, bei R2R jedoch verdirbt das Chaos in Verbindung mit dem unausgeglichenen Schwierigkeitsgrad, den unzeitgemäßen drei Continues (nur Arcade-Modus) sowie einigen störenden Realismusschwächen (der Niederschlag kann noch nach dem Gong erfolgen, außerdem wird man trotz Rundenende weiter ausgezählt) selbst ambitionierten Hobbi-Tysons die Lust am Prügeln. (Markus Ziegler)

Wertung