Racing Simulation 2

Entwickler:  Ubi Soft
Vertrieb:  Ubis Soft
Genre:  Rennspiel
Spieler:  1-2
System:  Dreamcast

Story



Am PC ist Ubi Softs "Racing Simulation 2" (Nachfolger der "F1 Racing Simulation") schon längst ein großer Name, jetzt kommt auch Segas PC-nahe Konsole in den Genuß einer Umsetzung. Aufgrund der fehlenden Lizenzen mußte zwar das "F1" des Vorgängers aus dem Titel verschwinden, an Realitätsnähe bzw. Realismus mangelt es der Vorzeigesimulation jedoch keineswegs, eher schon an Aktualität: So fehlt zum einen der neue Malaysia-Kurs (welchen der Playstation-Konkurrent "Formel 1 99" bereits zu bieten hat) ebenso wie die neueste Version des F1-Fahrerfelds. Da diese Namen sich allerdings ohnehin nur sehr vage an ihren tatsächlichen Vorbildern orientieren (Michael Schumacher heißt nun M. Schmidtke), kommen ambitionierte Piloten ohnehin nicht am Namenseditor vorbei. Dieser hat allerdings zwei Haken: Zum einen lassen sich verständlicherweise die Wagentexturen nicht wie am PC ändern, zum anderen ist die Länge der einzugebenden Namen derart beschränkt, daß z. B. "M. Schumacher" bereits einen Buchstaben zuviel enthält...

Gameplay



Trotz dieses Schwachpunktes hat die "Racing Simulation 2" wirklich jedem Rennspielfreak etwas zu bieten: Im Arcade-Modus dürfen sich Einsteiger und Hektiker (wie ich) mit einer stark vereinfachten Steuerung, verbesserter Traktion und vor allem ohne Schadensmodell auf die 17 Strecken wagen, um entweder ein Einzelrennen, ein Zeitfahren oder eine komplette Meisterschaft zu absolvieren. Ist man so weit fortgeschritten, daß man sich zutraut, fünf Runden ohne Unfall hinter sich zu bringen, kann man sich vorsichtig an den Simulationsmodus wagen. Zu Beginn empfiehlt es sich, Fahrhilfen wie ABS oder ASR zu aktivieren bzw. den Schwierigkeitsgrad "Amateur" auszuwählen.

Bei voller Schadenssimulation ist es schon eine Leistung, seinen Wagen über 10% der Renndistanz zu retten - an die komplette Rundenzahl sollten sich nur absolute Vollprofis wagen. Diese dürfen auch optionale Regeln wie die Fehlstartwertung oder die maximale Rundenzahl bei Training und Qualifikation aktivieren, um sich das Leben weiter zu erschweren. Sind dann auch noch die potentiellen technischen Pannen (Abriß des Funkverkehrs, Bremsdefekte, Ölverlust...) oder realistische Witterungsbedingungen zugeschaltet, erhält man eine ungefähre Vorstellung davon, warum Formel-1-Piloten zu den bestbezahlten Sportlern überhaupt gehören.

Einen Mittelweg zwischen dem Streß der puren Simulation und den deutlich simpleren Arcade-Rennen bietet der sogenannte Retro-Modus. Auf einem Bonuskurs, der in groben Zügen den Rennstrecken der 50er-Jahre entspricht, lassen vier Teams à zwei Fahrzeuge die längst vergangenen Anfangsjahre des modernen Rennsports wieder aufleben. Diese Zigarren steuern sich vergleichbar den Wagen im Simulationsmodus, können jedoch generell nicht beschädigt werden und reagieren etwas gutmütiger auf Bremsversuche. Auf Dauer hat dieses Einzelrennen zwar außer einer wirklich coolen Vogelperspektive nicht viel zu bieten, eine nette Abwechslung zum üblichen Formel-1-Geschehen bietet es jedoch allemal.

Technik



Chic, was die Franzosen so auf den Fernseher zaubern: Im Vollbildformat flutschen detaillierte Landschaften aus Cockpit-, Spoiler- sowie diversen Außenperspektiven am eigenen Fahrzeug vorbei, das dank kleiner Lackspiegeleien ebenfalls glänzend dasteht (trotz der nicht originalgetreuen Lackierungen und Teamnamen). Lediglich bei sehr viel Verkehr sowie in einigen Abschnitten der Monaco-Strecke gerät das Bild etwas ins Stocken, was den sehr guten Gesamteindruck etwas schmälert. Dafür sind Clipping-Fehler ein absolutes Fremdwort, die Kollisionsabfrage ist präzise, und bei Unfällen kullert schon mal ein abgerissenes Rad ins Kiesbett.

Die Akustik hinterläßt da schon einen schwächeren Eindruck. Nehmen wir obiges Beispiel: Warum verkündet mir die Box, daß mein rechter Vorderreifen geplatzt sei, wenn sich gerade mein gesamtes linkes Vorderrad verabschiedet hat? Auch die Fahrzeuggeräusche klingen für meinen Geschmack etwas zu dünn, allerdings bin ich auf diesem Gebiet nicht gerade ein Experte. Was ich jedoch sehr wohl zu beurteilen weiß, ist die Musik im Arcade-Rennen, welche mir trotz der eingängingen Rhythmen schon nach kurzer Zeit mächtig auf die Nerven ging. Gut, daß sich alle Soundkomponenten einzeln in ihrer Lautstärke variieren bzw. ganz abschalten lassen...

Eine kurze Bemerkung zur Steuerung: Zwar funktioniert das gefühlvolle Analogspiel mit Gas und Bremse ganz ausgezeichnet, doch hätte eine Kalibrierung des Steuerknüppels dem Handling sicherlich gutgetan. Wie schon in "Sega Rally 2" ist es äußerst schwierig, mit dem kleinen Stick milimetergenaue Lenkbewegungen zustande zu bringen, nur zu schnell rutscht man wieder in den Vollausschlag, was im Simulationsmodus oft zu unnötigen Drehern führt. Eine weitere Eigenheit ist die Inkompatibilität mit Segas Arcade Stick - wenn der Analog-Controller nicht in Port 1 verankert ist, läßt sich das Spiel noch nicht einmal starten! Schade, daß Spieler mit einem Standardpad und einem Arcade-Stick so nicht in den Genuß der Zweispielerduelle am geteilten Bildschirm kommen...

Ergebnis



Ich muß zugeben, Ubi Softs Rennsimulation hat mich positiv überrascht! Es machte selbst mir als altem "Ridge Racer"-Fan erstaunlich viel Spaß, mich mit dem intelligenten Fahrerfeld herumzuschlagen; und wenn ich auch nie ein Simulationsrennen gewonnen habe (Ankommen ist alles:-), so war ich doch immer wieder motiviert, einen neuen Versuch zu starten. Tja, jetzt fragt sich nur noch, wieviel Wert die wirklichen Fans auf die Originallizenzen legen: Denn trotz geänderter Namen bleiben natürlich die "falschen" Fahrzeuglackierungen ein echtes Ärgernis. Eines steht jedoch fest: Weder Dreamcast noch "Racing Simulation 2" brauchen jetzt noch die technisch hinterherhumpelnde Playstation- und N64-Konkurrenz zu fürchten. (Markus Ziegler)

Wertung