Resident Evil 2

Entwickler:  Capcom
Vertrieb:  Virgin
Genre:  Actionadventure
Spieler:  1
System:  Dreamcast

Story



Just als alle Welt Capcom endgültig als Entwicker ewig gleicher Cartoon-Beat'em Ups abgestempelt hatte, überraschten die Japaner die Playstationgemeinde mit einem Horroradventure, dessen unglaubliche Atmosphäre alle bis dahin erschienenen Spiele in den Schatten stellte. "Resident Evil" (jap. "Biohazard") verkaufte sich millionenfach und legte den Grundstein für bislang zwei offizielle Nachfolger, die seit kurzem auch in Deutschland erhältliche Dreamcast-Version "Code Veronica" sowie natürlich etliche Nachahmer, darunter nicht zuletzt das sehr ähnlich gestrickte "Dino Crisis" von Capcom selbst.

Da die Playstationversion von "Resident Evil 2" bereits seit Jahren erhältlich (wenn auch meines Wissens indiziert) ist, will ich die Hintergrundgeschichte nur kurz umreißen: Nachdem im ersten Teil eine heldenhafte Sondereinsatztruppe das biogenetische Labor der dubiosen Umbrella Corporation in die Luft gesprengt hatte, schien es, als könnte die Bürger des friedlichen nordamerikanischen Städchens Raccoon City wieder beruhigt schlafen. Falsch gedacht, denn quasi über Nacht verbreitet sich der weiterentwickelte G-Virus über dem Ort und verwandelt alle Bewohner in Zombies. Nichtsahnend betreten die zwei neuen Helden die Totenstadt: Claire Redfield, die Schwester eines der beiden Ur-Helden, und Leon Kennedy, der seinen neuen Job als Polizist antreten möchte. Nachdem sich die beiden im Intro kennenlernen und umgehend wieder voneinander getrennt werden, schlägt sich jeder auf eigene Faust durch das unheimliche Szenario und versucht, das Geheimnis der Seuche zu ergründen.

Wie schon an der Playstation gibt es folglich vier Lösungswege: Zunächst entscheidet man sich für eine Spielfigur, welche daraufhin das erste Szenario spielt, welches für beide Charaktere leicht variiert. Ist der vermeintliche Endgegner bezwungen, wird ein Speicherstand angelegt, welcher es ermöglicht, das zweite Szenario mit dem jeweils anderen Helden in Angriff zu nehmen. Darüber hinaus warten auf besonders hartnäckige Spieler noch einige Zusatzabenteuer mit freizuschaltenden Bonushelden sowie eine Art Remix des Abenteuers. Hier darf Claire beispielsweise von Anfang an mit einer unbegrenzt munitionierten, aber relativ schwachen Uzi um sich ballern, außerdem sind Gegner und angeblich auch Dokumente und Hinweise etwas anders über das Spiel verteilt.

Gameplay



Nachdem die Einleitung doch etwas länger geworden ist, hier die ultrakurze Fassung des Gameplays: Man steuert seinen Polygon-Helden durch vorberechnete Szenarien, welche aus umschaltenden Kamerawinkeln gezeigt werden. Das ermöglicht in erster Linie überraschende Schockeffekte durch plötzlich auftauchende Gegner, erschwert jedoch anfangs etwas die Orientierung. Sobald man sich an die - frei belegbare - relative Steuerung (ein Druck nach oben auf dem Steuerkreuz läßt den Helden vorwärts gehen, egal, in welche Richtung er blickt) gewöhnt hat, kommt man auch mit kniffligen Passagen und Verschiebe-Puzzles gut zurecht.

Des weiteren erleichtert eine Autotarget-Funktion das Anvisieren der zahlreichen Zombies, Monsterhunde, Pflanzenmonster und anderer Mutationen, was bei der begrenzten Munition und dem knappen Inventory auch bitter nötig ist. Dieses dient nämlich nicht allein der Aufnahme von Waffen und Munition, sondern muß auch für Rätsel-relevante Gegenstände wie Schlüssel herhalten. Daß die Steuerung alles in allem sehr gut funktioniert, dürfte ebenso bekannt sein wie die Tatsache, daß "Resident Evil 2" eines der schweißtreibendsten Spiele auf dem Markt ist - ständig fürchtet man das leise Schlurfen von Zombiesohlen zu hören, vor jeder Häuserecke oder Tür holt man noch einmal tief Luft, und immer wieder schockiert einen der Auftritt des Tyrants (von uns liebe- und respektvoll "Der Dicke Mann" genannt).

Technik



Natürlich wurde für Segas 128bit-Maschine nochmals ein wenig an der Grafik gefeilt. Die selbst nach heutigen Maßstäben fulminanten Intros und Abspannsequenzen sehen besser aus denn je, alle Polygon-Figuren präsentieren sich in höherer Auflösung und mit feineren Texturen, und endlich gibt es den (60Hz-) Vollbildmodus, den die deutsche Playstationversion wie üblich schmerzlich vermissen ließ. Selbst die Hintergründe scheinen nochmals mit einem Filter minimal überarbeitet worden zu sein, können jedoch nicht mit den echten 3D-Szenarien eines "Code Veronica" mithalten. Dafür gibt es als Goodie nach dem Durchspielen die gesehenen Videos sowie etliche Illustrationen und 3D-Modelle in einer Galerie zu bewundern - auch ein nettes Feature.

Vermutlich um irgendeine Indizierungsklausel zu nutzen, wird in Deutschland leider die komplett englische Version des Spieles (optional mit französischen Untertiteln:-) verkauft. Das bedeutet durchweg englische Sprachausgabe und Bildschirmtexte, was für Ur-Teutonen natürlich eine große Enttäuschung darstellt. Ansonsten ist die technische Umsetzung jedoch durchaus gelungen: Die morbiden Musikstücke passen gewohnt gut zum Geschehen, und die Waffengeräusche klingen zumindest teilweise sehr lebensecht.

Ergebnis



Ein klarer Fall: Wer dieses Spiel bereits für die Playstation besitzt, kann sich die Neuanschaffung logischerweise sparen, es sei denn, er gehört zum ganz harten Fankreis. Wem der zweite Teil jedoch noch in seiner "Resident Evil"-Sammlung fehlt, sollte jetzt zuschlagen, da die Dreamcast einmal mehr die beste (wenn auch nicht mehr ganz zeitgemäße) Version abbekommen hat. Außerdem bildet "Resident Evil 2" die ideale Einstimmung auf "Resident Evil: Code Veronica", da hier die Hintergrund (fast) aller Protagonisten beleuchtet wird und der Arrange-Modus einen einfachen Weg ins Spiel bietet. Fazit: Spät aber doch erkämpft sich "Resident Evil 2" auch im Dreamcast-Regal einen Ehrenplatz.

Wertung