Rollcage Stage II

Entwickler:  ATD/Psygnosis
Vertrieb:  Sony
Genre:  Rennspiel
Spieler:  1-2
System:  Playstation

Story



Über die echte Hintergrundstory dieser Zukunftsrennen schweigt sich das Handbuch leider aus, viel interessanter ist jedoch eine bislang einzigartige Eigenheit der verwendeten Boliden: Sie sind in der Lage, Wände und (in überdachten Abschnitten) selbst Überhänge zu erklimmen bzw. nach dem Zurückfallen auf die Strecke kopfüber weiterzufahren! Das erlaubt gewagte Überholmanöver sowie originelle Verstecke für Waffenextras und andere Power Ups, mit welchen das vierköpfige Verfolgerfeld auf die Plätze verwiesen wird.

Am Anfang war das W... nein, nicht das Wort, das "WipEout" natürlich. Zu einer Zeit, als Psygnosis noch der Haus- und Hoflieferant für Sonys 32-Bitter war, sorgte die futuristische Raserei allerorten für offene Münder. In die gleiche Kerbe schlägt auch die "Rollcage"-Serie: Rasante SF-Fahrzeuge, verschlungene Strecken und ein ganzer Sack voller High-tech-Waffen sind noch immer Zutaten, auf die Konsolenspieler abfahren.

Gameplay



So kann es nicht verwundern, daß sich auch beim Aufbau deutliche Parallelen zur "WipEout"-Reihe finden: Mit anfangs 3 der insgesamt 60 anwählbaren Buggies rast man in Ligen zu jeweils 3 Rundkursen dem Ziel entgegen. Mit einem guten Gesamtresultat qualifiziert man sich für ein spezielles Knock-out-Rennen, bei welchem in jeder Runde der jeweils letzte Fahrer ausscheidet. Gewinnt man auch dieses, winkt eine neue Liga mit anspruchsvolleren Strecken und härteren Gegnern.

Dieser "Serienmodus" kann auf zwei Arten gespielt werden: In der klassischen Variante zählt wie gewohnt lediglich die Plazierung, beim "Total Racing" spielen darüber hinaus noch der taktisch geschickte Einsatz der Bonuswaffen (zerstörte Gebäude und andere Streckenobjekte werden in Punkte umgerechnet) sowie die schnellste Rundenzeit eine gewichtige Rolle. Leider ist es hier zumeist lohnender, sich hinter das Feld zurückfallen zu lassen, um bessere Waffen zu erhalten und größere Verwüstungen anzurichten; der Sieg steht nur an zweiter Stelle.

Das ist insofern etwas kontraproduktiv, da ein erster Platz mit einem Bonuswagen belohnt wird und der Grand Slam (alle drei Rennen gewinnen) versteckte Goodies wie neue Spielmodi freischaltet. Daran herrscht jedoch von Beginn an kein Mangel: Außer an der beschriebenen Liga dürfen sich Solisten an einem Training sowie dem bärig schweren "Scramble"-Modus versuchen. Hier müssen immer schwierigere Parcours innerhalb vorgegebener Zeiten absolviert werden, wer von der Piste abkommt, landet wieder am Start. Auf gesellige Raser warten darüber hinaus diverse Splitscreen-Duelle: Neben dem üblichen Einzel- oder Zeitrennen (bis zu 99 bzw. unendlich viele Runden!) dürfen ganze Turniere ausgetragen werden, besonders nett sind jedoch die Verfolgungs- und Zerstörungsmatches, welche in eigenen Arenen ausgefochten werden.

Technik



Zwar wird der PAL-Bildschirm einmal mehr nicht zu 100 Prozent genutzt, dennoch hinterläßt die Optik auch im zweiten Rollcage einen sehr positiven Eindruck. Die verschnörkelten Tracks erinnern in ihrem Einfallsreichtum an Nintendos "F-Zero X", weisen jedoch erheblich mehr Grafikdetails auf, ohne in störendes Ruckeln zu verfallen. Auch im Zweispielermodus bleiben Sichtweite und Framerate konstant, allerdings sind hier wieder einmal keine CPU-Fahrer mit von der Partie. Als letzten Pfiff läßt sich außerdem ein Motion-blur-Effekt (vergleichbar mit dem der "Ridge Racer Type 4"-Replays) zuschalten. Obwohl die Spielgeschwindigkeit hier minimal abzusinken scheint, bleiben die Rennen doch gut spielbar.

"Gut spielbar" ist jedoch nicht unbedingt gleichbedeutend mit "gut steuerbar". Zwar wirft das Handling der kleinen Flitzer speziell mit Hilfe eines NeGcons keine großen Probleme auf, doch geschieht es nur allzu häufig (und mit Vorliebe in der letzten Runde), daß sich die eigene Kiste überschlägt und dann verkehrt herum auf der Piste steht. Da die Verfolgerkamera jedoch nicht mitschwenkt, sondern das Geschehen weiterhin aus der gewohnten Perspektive zeigt, kommt es leicht zu Panikreaktionen, wodurch die Karre tapfer durch die Gegend wirbelt, ohne in die richtige Richtung zu blicken. Daß so etwas wie gesagt immer und fast überall passieren kann, drückt etwas auf die Motivation, schließlich kann eine einzige derartige Aktion alle bis dahin unternommenen Anstrengungen zunichte machen.

Gutes gibt es dagegen standesgemäß vom Sound zu vermelden: Während die Explosions- und Motoreneffekte nur gutes Mittelmaß darstellen, fügt sich die Techno-lastige Begleitmusik sehr schön in die hektische Spielatmosphäre ein, allerdings ohne an die bereits legendären "Firestarter"-Tage von "WipEout 2097" heranzureichen.

Ergebnis



"Rollcage Stage 2" ist ein gut designtes und sehr schnelles Rennspiel, das den Käufer dank vieler versteckter Goodies und Spielmodi auch längerfristig bei der Stange hält. Auch wenn die Rollfähigkeit der Fahrzeuge hin und wieder unausweichlich zum Crash führt, ist sie doch ein Feature, welches das Spiel wohltuend aus der Masse der ordentlichen Playstation-Rennspiele heraushebt. Im Schlachtmodus haben zwar klassische Verschrottungsorgien wie die "Twisted Metal"-Reihe (eventuell auch "Vigilante 8 Second Offense", allerdings kenne ich davon nur die äußerst schicke Dreamcast-Version) noch immer mehr zu bieten, als Gesamtwerk startet "Rollcage Stage 2" jedoch direkt von der Pole Position. Wer auf futuristische Rennen steht, bei "WipEout" jedoch nie auf einen grünen Zweig kam, liegt hier genau richtig! (Markus Ziegler)

Wertung