Ridge Racer Type 4

Entwickler:  Namco
Vertrieb:  Sony
Genre:  Rennspiel
Spieler:  1-2
System:  Playstation

Story



Über dieses Spiel wurde schon so viel geschrieben, daß ich mir hier wohl große Worte sparen kann. Nur soviel: "Ridge Racer" war eines der ersten, wenn nicht sogar DAS erste Playstation-Spiel überhaupt und maßgeblich am Erfolg der Konsole beteiligt. Nach dem nur schwach überarbeiteten Sequel "Ridge Racer Revolution" kam mit "Rage Racer" dann ein echter Nachfolger auf den Markt. "Ridge Racer Type 4" bildet nun den vorläufigen Höhepunkt der Serie und die heißersehnte Antwort auf Poly's "Gran Turismo".

Gameplay



Zunächst die offensichtlichste Neuerung: RRT4 verfügt über einen Meisterschaftsmodus! Wer jetzt jedoch an realistische Fahrmodelle, Budgets und Tuningsätze denkt, sieht sich getäuscht. "Ridge Racer Type 4" ist ein vollwertiges Mitglied der "Ridge Racer"-Familie. Das bedeutet zum einen übertriebene Slides und ein seltsames Kollisionsverhalten, zum anderen aber auch eine sofort beherrschbare Steuerung, ein exzellentes Fahrgefühl und natürlich eine haarsträubende Geschwindigkeit. Damit sich auch Neulinge schnell zurechtfinden, existieren vier als Rennteams getarnte Schwierigkeitsgrade, zudem wird das Tempo ganz behutsam von 170 auf über 300 Stundenkilometer gesteigert. Nach jeder bestandenen Rennrunde erhält der Spieler abhängig von seinen fahrerischen Leistungen ein neues Wägelchen, insgesamt werden die acht Strecken also mit vier verschiedenen Autos unter die Räder genommen.

Acht Strecken? Tja, jeder, der die Vorgänger kennt, ahnt es schon: Da einige davon nur Variationen anderer Pisten sind, kommt das Spiel letztlich auf vier eigenständige Rundkurse, drei Ableger und ein besseres Hochgeschwindigkeitsoval für das rasante Finale. Damit nicht genug: Auch die angekündigten 320 Wagen entpuppen sich bei näherem Hinsehen nur als unterschiedlich getunte Modelle, verteilt auf je vier Fabrikate und Rennteams. Dazu kommen allerdings nochmals vier vollkommen geniale Bonusfahrzeuge (beispielsweise ein über 300km/h schneller Kabinenroller), welche sich in einem extra Herstellerwettbewerb erfahren lassen, sowie ein rasender "Pac Man" als 321ster Bolide.

Leider kommen all diese umlackier-, bekleb- und abspeicherbaren PS-Träume nur in Zeitfahrten oder Duellen gegen einen menschlichen Mitspieler zum Einsatz, der Grand Prix muß mit den vorgegebenen Karren absolviert werden. Das wird trotz der vier unterschiedlich starken Rennteams mit ihren recht witzigen Stories (Texteinblendungen zwischen den Rennen) irgendwann langweilig. Zweispielermatches am horizontal geteilten Screen dürfen zwar mit maximal zwei Computerfahrern gewürzt werden, diese werden jedoch im Endresultat nicht berücksichtigt. Schlechte Neuigkeiten auch für die hierzulande ohnehin nicht gerade verwöhnten Linkkabel-Besitzer: Der in der japanischen Version noch vorhandene Linkmodus wurde für die PAL-Konvertierung gestrichen, spannende Viererschlachten (per Splitscreen) gehören damit der Vergangenheit an. Schade!

Technik



Wo Namco draufsteht, ist auch Namco drin. Das Renderintro um RR-Model Reiko Nagase ist einmal mehr ein wahrer Traum, und auch die Spielgrafik braucht sich nicht vor dem großen Konkurrenten "Gran Turismo" zu verstecken. Speziell die Streckenumgebung wurde um einiges liebevoller gestaltet, und daß an den Namco-Grafikern einige exzellente Auto-Designer verloren gegangen sind, wissen wir spätestens seit "Rage Racer". Auch die sonst oft zu sehenden PAL-Balken sind praktisch nicht existent, und das (soweit ich es beurteilen kann) ohne nennenswerte Geschwindigkeitsverlust gegenüber dem NTSC-Original.

Trotzdem ist nicht alles perfekt: So sind die traditionellen zwei Fahrperspektiven kaum mehr zeitgemäß und die Fahrzeuganimationen gerade mal durchschnittlich. Egal, schließlich ist die Cockpitperspektive nach wie vor erste Wahl, und die Replays fallen dank abgedrehter Kameraschwenks spektakulärer denn je aus. Der hervorragende Gesamteindruck wird durch kleine Details wie einen Extra-Grafikmodus während der Wiederholungen (auf Knopfdruck verwischen Mehrfachbelichtungen das Bild) und nachglühende Rücklichter (nebenbei der einzige Clipping-Fehler des ganzen Spiels) abgerundet. Schön, daß auch am Splitscreen nicht auf diese Spielereien verzichtet werden muß!

Dagegen fällt der Sound etwas ab. Die diversen Motorengeräusche jaulen zwar allesamt recht realistisch, aber generell etwas dünn aus den Boxen. Dazu erklingen 14 abwechslungsreiche Audiotracks zwischen Drum'n'Bass
und Techno. Kurzum - Kennern der Serie bietet sich das gewohnte Bild.

Ergebnis



Ich geb's ja zu, ich bin ein Ridge-Racer-Junkie. "Gran Turismo" (um es zum drittenmal zu nennen) ist ja schön und gut, den echten Geschwindigkeitskick findet man aber doch eher am Steuer eines Assoluto. Trotzdem konnte ich mich diesmal nicht dazu durchringen, die "9" bei der Bewertung zu zücken. Die Neuerungen sind nicht gerade revolutionär, der Spielumfang ist trotz der Auto-Inflation nicht mit GT zu vergleichen, und selbst bei der Grafik merkt man, daß die Grenzen der Playstation erreicht sind.

Dennoch ist unbestreitbar, daß RRT4 neue Maßstäbe bei den Arcade-Rasereien auf der Playstation setzt. Das Fahrgefühl ist speziell mit Namcos NeGcon phänomenal und läßt sofort das alte RR-Fieber wieder aufflackern. Fans der Serie müssen hier einfach zuschlagen! (Markus Ziegler)

Wertung