Ridge Racer V

Entwickler:  Namco
Vertrieb:  Sony
Genre:  Rennspiel
Spieler:  1-2
System:  PS2

Story



"Ridge Racer" ist eine Institution, und das nicht nur auf der Playstation: Schon bevor das erste der mittlerweile fünf Rennspiele seinerzeit als Launchtitel für die Playstation feststand, sorgte der schnelle Arcade Racer in den Spielhallen für Begeisterung. Während dort jedoch nur der halbherzige Aufguss "Rave Racer" erschien, erlebte Sonys 32-Bitter gleich drei Fortsetzungen: Da wäre zunächst das recht unspektakuläre "Ridge Racer Revolution", welches außer einigen neuen Streckenvarianten sowie dem heißersehnten Rückspiegel nicht viel zu bieten hatte. Besser machte es schon "Rage Racer": Zwar fiel auch hier die Kursauswahl relativ mager aus, doch erwarb man sich durch gute Platzierungen Preisgelder, welche den Kauf neuer und das Aufrüsten der bereits erstandenen Wagen ermöglichten. Noch einen Schritt weiter ging "Ridge Racer Type 4", der bis dato beste und mit Abstand umfangreichste Teil der Serie: In einer Art Story-Modus erwarb man sich abhängig von den erzielten Resultaten immer neue Autos - als 321stes Modell wartete gar ein rasender Pac-Man, der seine eigene Begleitmusik (ein Medley aller "Pack-Man"-Spiele) mitbrachte!

Gameplay



Nun geht also der fünfte Teil der Serie an den Start - und stellt in mancherlei Hinsicht einen Rückschritt dar! Story und Fahrzeugtuning gehören der Vergangenheit an, hier warten nur noch mehr oder weniger geradlinige Meisterschaften sowie einige freizuschaltende Bonus-Events. Nachdem man sich für einen von drei Schwierigkeitsgraden entschieden hat, ist der Rest des Weges vorgegeben: Zunächst wird mit einem von sechs Autos der Standard-Klasse der erste Grand Prix bestritten, was den betreffenden Wagen auch in der schnelleren Extra-Klasse zugänglich macht. Dort warten Herausforderungen wie das Sudden-Death-Rennen (Zeitlimit und Platzierung zählen), der Reverse-Modus, in welchem die Strecken in umgekehrter Richtung befahren werden, sowie ein Hochgeschwindigkeits-Oval. Nur wer all diese Hürden auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad überwindet, darf sich zur Belohnung am letzten Event versuchen.

Allen anderen bleibt nur der Griff zu den anderen, nach und nach verfügbaren Sonderprüfungen: Schlägt man beispielsweise im Zeitfahren die Bestmarken der vier Computergegner, darf man diese zu einem Duell herausfordern. Keine leichte Aufgabe, schließlich sind deren Karossen das mit Abstand Schnellste, was auf den Straßen von Ridge City zugelassen ist - alte Bekannte wie "Angel" und "Devil" aus "Ridge Racer Revolution" geben sich hier die Ehre! Hat man auch diese Elite-Piloten besiegt und somit Zugriff auf ihre Fahrzeuge, wartet noch die Battle Royal gegen alle vier Kontrahenten auf einmal.

Der mit Sicherheit anstrengendste Wettbewerb ist das 99 Runden umfassende Ausdauerrennen. Auf der Original-"Ridge Racer"-Strecke (Sunny Beach) kämpft man sich Stück für Stück an die Führenden heran, was durch zahlreiche Überrundungen nicht eben erleichtert wird. Freundlicherweise muss man diese Herausforderung aber nicht als erster beenden, um die begehrte Trophäe einzuheimsen; es genügt, die Bestzeit der Namco-Programmierer zu unterbieten, was deutlich einfacher ist. Der letzte Bonus-Event wird erst nach 3000 gefahrenen Kilometern freigeschaltet: das Pac-Man-Rennen! Zwar fährt sich das Spaßmobil des gelben Pillenfressers nicht sonderlich gut, doch ist allein der Anblick der vier transparenten Geister auf ihren Vespas die Mühe wert!

Soweit zur Theorie, doch wie sieht die Praxis aus? Nun, wie nicht anders erwartet, stellt auch RRV einen reinrassigen Arcade-Racer dar. Details wie realistische Fahr- und Schadensmodelle wurden zu Gunsten hoher Geschwindigkeit und spektakulärer Slides geflissentlich vernachlässigt. Das an sich wäre noch kein Problem, schließlich sind es genau diese Vorzüge, welche die Reihe bei den Fans populär machten. Leider scheinen die Designer den Bogen diesmal jedoch etwas überspannt zu haben: Selbst Grip-Cars müssen um enge Kurven schlittern (früher genügte ein beherzter Druck auf die Bremse), die Wagen aus der Drift-Kategorie sind nahezu unspielbar geworden - trotz der überraschend gut funktionierenden Analog-Buttons des Dual-Shock-2-Pads. Für ein optimales Fahrerlebnis sorgt somit nach wie vor Namcos NeGcon-Controller (der im Gegensatz zur japanischen Version des Spiels von Beginn an unterstützt wird), auch Lenkräder machen eine recht gute Figur. Speziell im direkten Vergleich mit dem verhältnismäßig einfach zu steuernden RRT4 wird deutlich, wie kritisch die Kontrolle des eigenen Gefährts geworden ist. Umso unverzeihlicher, dass RRV keinen Rückspiegel bietet und die Außenansicht noch nicht einmal das ganze Fahrzeug zeigt!

Technik



Wie eng Licht und Schatten beieinander liegen, zeigt auch ein Blick auf die Polygongrafik: Während die mit hübschen Spiegeleffekten verzierten Fahrzeuge ganz klar zum Besten gehören, was derzeit in Rennspielen geboten wird, kommen die eigentlichen Strecken nicht über guten PC-Standard hinaus. Das liegt zum einen an den relativ eintönigen Landschaftstexturen und zahlreichen harten Kanten, welche in Ermangelung einer Anti-Aliasing-Funktion ein störendes Flimmern erzeugen. Zum anderen sind jedoch selbst im Solo-Modus leichte Pop Ups am Horizont zu erkennen, vom Zweispieler-Splitscreen-Duell gar nicht zu reden: Hier fährt man stets in eine Nebelwand hinein, welche sich gerade mal hundert Meter vor der Stoßstange aufbaut! Schlimmer noch als diese technische Unzulänglichkeit ist jedoch die Lieblosigkeit der PAL-Umsetzung: Während "Tekken Tag Tournament" zwar etwas langsamer als das japanische Original wurde, aber zumindest seinen Vollbildmodus beibehält und darüber hinaus von hässlichen Flacker-Effekten befreit ist, kann RRV mit keinem einzigen dieser Vorteile aufwarten. Tatsächlich fallen die schwarzen Balken am oberen und unteren Bildschirmrand so fett aus, dass das Bild merklich gequetscht wird!

Soundtechnisch blieb dagegen wie erwartet alles beim Alten: Die größtenteils sehr gelungenen Techno-Musikstücke lassen sich in gewohnter Weise vor jedem Rennen auswählen, Motoren- und Bremsgeräusche gehen in Ordnung. Auch der als Radio-Moderator getarnte Sprecher bietet keinen Grund zur Klage. Was meiner Ansicht nach ebenfalls in die Kategorie "Präsentation" fällt, ist das obligatorische Ridge-Racer-Girl. Leider wurde die niedliche Reiko Nagase aus dem Vorgänger durch die deutlich unattraktivere Ai Fukami ersetzt, welche im kurzen Intro in Echtzeit ihr laszives Lächeln spielen lässt, anschließend aber nur noch als Schattenumriss zu sehen ist. He, wer hat da gerade "Korinthenkacker" gerufen?

Ergebnis



Tja, ich gebe zu, dass ich ein alter "Ridge Racer"-Fan bin. Trotzdem macht es auch mir der fünfte Teil nicht leicht, ihn zu mögen. Angesichts der harten Konkurrenz aus dem Dreamcast-Lager fallen einige technische Unzulänglichkeiten auf, die man bei einer derart übermächtigen Hardware wie der PS2 eigentlich nicht erwarten sollte, allen voran der fehlende 60-Hertz-Modus (wie z.B. in "Dead or Alive 2"). Zwar macht RRV durchaus eine Zeitlang Spaß, der erwartete Überhammer ist es aber beileibe nicht. Nur gut, dass sich nach langer Wartezeit "Gran Turismo 3" nun tatsächlich der Vollendung nähert... (Markus Ziegler)

Wertung