SaGa Frontier 2

Entwickler:  Square(soft)
Vertrieb:  Sony
Genre:  Rollenspiel
Spieler:  1
System:  Playstation

Story



Auch wenn hierzulande nicht viel davon bekannt ist, so produziert Square (bzw. der nordamerikanische Ableger Squaresoft) doch viel mehr als nur die "Final Fantasy"-Reihe. Eine der Serien, welche dank der Eröffnung der europäischen Square-Niederlassung nun auch nach Deutschland kommt, ist "SaGa Frontier", genauer gesagt der zweite und (bislang) letzte Teil.

Der Spieler verfolgt die Abenteuer des Königssohnes Gustav XIII, welcher im Alter von sieben Jahren von seinem Vater verbannt wird, da er nicht über das für einen Thronfolger nötige magische Talent, genannt "Anima" verfügt. Verbittert wächst er im Exil zu einem echten Tunichtgut heran und verliert noch in jungen Jahren seine Mutter. Nur zwei Freunde halten zu ihm, während er Rachepläne - und Metallschwerter - schmiedet. Da es ihm nämlich weiterhin nicht möglich ist, auf Magie zurückzugreifen, erlernt er das Handwerk des Schmiedes, um sich mit Hilfe der Zauber-resistenten Eisenwaffen einen Vorteil im Kampf zu verschaffen.

Diese Intrigenspiele laufen nicht wie üblich in einer einzigen, linearen Storyline ab, sondern sind auf viele Episoden verteilt. Diese finden zum Teil gleichzeitig statt und können zu einem beliebigen Zeitpunkt absolviert werden. Zudem spielen gelegentlich auch andere Charaktere die Hauptrolle, was die Geschichte sehr verwirrend macht. Besonders irritierend sind Abstecher in abgelegene Ortschaften, welche scheinbar nichts mit dem Fortgang der Erzählung zu tun haben und nach dem Besuch wieder von der Weltkarte (und somit dem Auswahlmenü) verschwunden sind.

Gameplay



Die direkte Anwahl der verhältnismäßig kurzen Episoden hat jedoch auch einen klaren Vorteil: Mühsame Überlandreisen und Zufallskämpfe wie in den meisten anderen Japano-Rollenspielen entfallen, und die konfuse Handlung wird zumindest ein wenig gestrafft. Dies ist auch einer der Gründe dafür, daß man trotz der Unzahl an Pro- und Antagonisten nicht vollständig den Überblick verliert. Rein optisch ist die Unterscheidung der verschiedenen Charaktere nämlich nicht gerade einfach, doch dazu mehr im Technikteil...

Kehren wir lieber nochmals kurz zu den eigentlichen Episoden zurück: Ihr linearer Aufbau erleichtert dankenswerterweise die Orientierung, stets weiß der Spieler genau, was als nächstes zu tun ist - ja, einige Abschnitte bestehen vollständig aus erzählten Zwischensequenzen ohne Eingreifmöglichkeit! Zumeist leiten allerdings einige Dialoge den freien Part ein, in welchem die fast nach Belieben aufteilbare Heldengruppe durch die Gegend marschiert, um irgendwelche Gegenstände, Personen oder einfach nur Ausgänge zu finden. Dies geschieht in dem für japanische RPGs typischen, isometrischen Look, bei Kämpfen mit den schon zuvor sichtbaren Monstern wird auf eine Pseudo-3D-Ansicht (zweidimensionale Bitmapfiguren vor dreidimensionalen Hintergründen) umgeschaltet.

Diese Kämpfe laufen im klassischen Rundenmodus und deutlich komplizierter als die gewohnten "Final Fantasy"-Begegnungen ab. Am ehesten läßt sich das Kampfsystem als eine Mischung aus Konamis "Suikoden" und dem leider nicht in Deutschland erschienenen Square-RPG "Xenogears" beschreiben. So erlernen die Charaktere abhängig von ihren Aktionen neue Kampfskills (selbst Muay-Thai-Kickboxen ist vertreten) und Combos mit unterschiedlichen Waffen. In einigen Fällen wird auf einen speziellen Duellmodus umgeschaltet, in welchem nur zwei Gegner antreten. Hier kann dann jede einzelne Aktion vom Ausweichmanöver bis hin zum gezielten Schlag direkt in die Kampftaktik eingebaut werden.

Genauso verwirrend ist das allgemeine Menüsystem mit den verschachtelten Inventory-, Status- und Ausrüstungsscreens, und auch das Einkaufen in den reichlich vorhandenen Läden läßt die aus anderen Square-Werken gewohnte Eleganz vermissen. So wird vor dem Kauf eines Gegenstandes nicht automatisch angezeigt, ob er beispielsweise die Rüstklasse eines Charakters verbessert, und trotz der vollständigen und sehr gut gelungenen deutschen Übersetzung geht oft das Probieren über das Studieren eines neuen Objekts. So, und alle Profis, denen das nichts ausmacht, werden sich wohl auch von den irritierenden Life und Weapon Points nicht ins Bockshorn jagen lassen, deren Funktion aus dem engbedruckten Handbuch ebenfalls nur ansatzweise hervorgeht...

Technik



Im Zeitalter der geist- und seelenlosen 3D-Welten hält Square tapfer die 2D-Flagge hoch. Zwar kommen die handgezeichneten Figuren und Hintergründe nicht ganz an die opulente Farbenpracht des heißersehnten "Legend of Mana" (natürlich ebenfalls von Square) heran, doch geht von den pastellfarbenen Backgrounds eine sonderbar beruhigende Stimmung aus. Die abwechslungsreichen Szenarien und fast schon vergessenen Effekte (Parallax-Scrolling etc.) lassen auf der Playstation die Blütezeit der Japano-Rollis in einer zeitgemäßen Form wieder aufleben. Dazu gesellen sich die typischen Bitmap-Figuren, welche wie gewohnt aus acht Perspektiven dargestellt werden können.

Das gilt auch im Kampf, allerdings werden die 2D-Kontrahenten hierbei in eine mehr oder weniger schmucklose 3D-Arena verfrachtet. Das erlaubt kleinere Kameraschwenks und 3D-Effekte bei den Zaubersprüchen, reißt aber heute keinen mehr vom Hocker. Beim Design ließen sich die Grafiker offensichtlich vom hauseigenen "Final Fantasy Tactics" inspirieren, wodurch sich sämtliche Charaktere extrem ähnlich sehen: Nur ansatzweise erkennbare Gesichtszüge, überdimensionierte Hände und Füße - tja, die Japaner lieben eben ihre Kopffüßler...

Eine weitere (positive) Überraschung stellt die wunderschöne, beruhigende Musikbegleitung aus überwiegend orchestralen Stücken dar. Da kann man schon mal darüber hinwegsehen, daß wie üblich keinerlei Sprachausgabe vorhanden ist und die Effekte im Kampf genaugenommen ein schlechter Witz sind. Etwas enttäuschend ist auch die Tatsache, daß man zum vollständigen Spielgenuß eine Pocketstation benötigt - und diese Teile werden bekanntermaßen nur in Japan verkauft. Somit wird es nichts mit der großen Itemsuche als Bonusspielchen, was vor allem darum schade ist, weil man permanent irgendwelche originellen Gegenstände findet, jedoch weder erfährt, worum es sich handelt, noch sie abspeichern kann.

Ergebnis



Machen wir es kurz: "SaGa Frontier 2" ist ein höchst ungewöhnliches Exemplar der Gattung Japano-Rollenspiele, das aufgrund seiner komplexen (um nicht zu sagen komplizierten) Bedienung eigentlich nur Experten empfohlen werden kann. Und das auch nur, wenn sie keinen Wert auf 3D-Grafiken und/oder aufwendige Rendersequenzen legen. Schade eigentlich, denn die angenehme Atmosphäre sowie die aufwendige deutsche Lokalisierung hätten eigentlich einen größeren Bekanntheitsgrad verdient... (Markus Ziegler)

Wertung