Sega Extreme Sports

Entwickler:  Innerloop Studios
Vertrieb:  Sega
Genre:  Sport
Spieler:  1
System:  Dreamcast

Story



Ende 2000 sind sie beliebter denn je: Sportspiele. Und das gilt nicht nur für die traditionellen Fußball- und Tennismatches, nein, spätestens seit dem Siegeszug von "Tony Hawk's Skateboarding" sind auch Trendsportarten gewaltig auf dem Vormarsch. Mit wenigen vernachlässigbaren Ausnahmen war es bisher allerdings üblich, pro Spiel nur eine Verrücktheit zu präsentieren, jetzt schlägt Sega Sports eine interessante Marschrichtung ein: Sechs halsbrecherische Disziplinen zum Preis von einer!

Gameplay



So besteht jedes Rennen aus einer Aneinanderreihung von mindestens drei Sportarten. Das Snowboarden präsentiert sich relativ traditionell: Es geht einen Berg hinab, unterwegs wird mit simplen Stunts zusätzliche Boost-Energie gewonnen. Ähnlich läuft das Mountainbiking ab, und auch die ATVs (All-Terrain Vehicles, kleine Buggies mit vier Rädern) steuern sich mehr oder weniger unspektakulär. Origineller wird es schon beim Speedgliding - an einem leichten Drachen hängend, wird man von einem Sportflugzeug durch Canyons gezogen, wobei es blaue Ballons anzurempeln und roten Ballons auszuweichen gilt, um zusätzliche Geschwindigkeit aufzubauen. Erst freizuschalten sind die Wettbewerbe Bungeejumping (auf dem Weg nach unten werden Tricks ausgeführt, in Bodennähe klinkt man sich auf Tastendruck aus) und Basejumping (Fallschirmspringen, vor dem Auslösen lassen sich noch diverse Stunts hinlegen).

Die Steuerung der einzelnen Disziplinen ist prinzipiell recht gut gelungen, in Einzelfällen wie beim Mountainbiking jedoch etwas heikel. Schon nach einem einzigen Sturz fällt man hier oft weit hinter seine drei Computerkontrahenten zurück, ein Nachteil, den auch der Einsatz der eingangs erwähnten Boosts nicht immer wettmachen kann. Etwas ungeschickt gelöst sind auch die Übergänge zwischen den verschiedenen Rennabschnitten. Klar, wenn man mit dem Mountainbike etwas abseits des nächsten Startpunkts ankommt, legt man eben die letzten Meter zu Fuß zurück (Hämmern auf die A-Taste), landet man jedoch mit dem Hangglider oder dem Fallschirm zu weit vom oftmals schlecht auszumachenden Zielpunkt entfernt, heißt es automatisch "Game Over", und eines der anfänglichen drei Continues ist futsch!

Um dieses Manko auszugleichen, dürfen die gerade aktuellen Kurse im Einzelrennen geübt werden. Der Trainingsmodus ist hingegen weitgehend unbrauchbar, da hier zwar die Disziplin an sich geprobt werden kann, jedoch ausschließlich auf einer vorgegebenen Piste. Hat man es schließlich doch geschafft, den ersten von drei Wettbewerben siegreich zu absolvieren, wird der nächste freigeschaltet. Zuletzt gibt es auch noch einige Bonusgegenden zu erkunden, deren Checkpoints in jeder beliebigen Reihenfolge durchflogen oder -fahren werden können.

Das alles klingt sehr interessant und macht auch eine Zeitlang Spaß, doch leider krankt SES an einem schweren Mangel, der üblicherweise das Aus für jedes Sportspiel bedeutet: Es existiert kein Multiplayer-Wettbewerb! Es genügt einfach nicht, seine Highscores und Replays ins Internet zu stellen - ein derartiges Rennen erfordert schlicht und ergreifend den direkten Vergleich mit einem menschlichen Herausforderer!

Technik



Auch wenn alle Events die gleiche Grafikengine nutzen, hinterlassen sie doch abhängig vom Blickwinkel ganz verschiedene Eindrücke. Während die vollständig dreidimensionale Landschaft beim Speedgliding flott unter einem hinweggleitet und trotz einiger kleiner Ruckler fantastisch detailliert wirkt, offenbaren sich bei den Bodendisziplinen die Schwächen im Grafikaufbau. So kommt es zum aus "Snow Surfers" bekannten "Morph"-Effekt, bei dem scheinbar solide Polygone ab einer bestimmten Entfernung einfach aus dem Boden zu wachsen scheinen - sicherlich besser als ein echter Pop-Up-Effekt, jedoch noch immer störend. Auch den Animationen der vier Sportler hätte etwas mehr Abwechslung gut getan. Diese bewegen sich nämlich reichlich eckig durch die Gegend, von den lachhaften Jubelbewegungen im Ziel gar nicht zu reden.

Gemischte Gefühle auch beim Sound: Die im Vorspann angepriesenen "Funky Tunes" klingen tatsächlich cool, mellow, entspannend - und angesichts des rasanten Gameplays völlig unpassend. Schade auch, dass für die kurzen (englischen) Sprachsamples ein notorisch un-hipper (japanischer?) Sprecher verpflichtet wurde, der die Teilnehmer beispielsweise mit einem munteren "Get ready to the first race!" begrüßt.

Als letztes seien hier die schier endlosen Ladezeiten angeprangert. Zugegeben, es ist eine tolle Idee, das Hauptmenü mit einem kompletten Renn-Replay zu hinterlegen, und auch die in Echtzeit berechneten Sequenzen in den diversen Auswahlmenüs sehen schick aus, doch will ich eben keine Viertelminute warten, nur um feststellen zu müssen, dass es im Optionsmenüs keine einzige wirklich sinnvolle Einstellung festzulegen gibt!

Ergebnis



"Sega Extreme Sports" ist sicherlich ein respektabler Versuch, mehrere Extremsportarten unter einen Hut zu bringen. Die Grafik ist speziell in den Luft-Disziplinen sehr gut gelungen und auch in Bodennähe ganz akzeptabel. Selbst die kleinen Unstimmigkeiten beim Anfliegen von Landepunkten lassen sich (nach viel Übung) verzeihen, nicht jedoch der Verzicht auf einen Splitscreen- oder Linkmodus. Ein Sportspiel allein macht nun einmal bei weitem nicht so viel Spaß wie beispielsweise eine Partie "NBA 2K" zu viert, und da zusätzliche Ziele bzw. ein Karrieremodus vom Schlage eines "Tony Hawk's Skateboarding" komplett fehlen, sackt das Spiel auch in der Kategorie Dauermotivation ab. Schade um die netten Ansätze, vielleicht werden die Mängel ja nächstes Jahr in einer 2K1-Variante behoben... (Markus Ziegler)

Wertung