Street Fighter Alpha 3

(Street Fighter Zero 3)

Entwickler:  Capcom
Vertrieb:  Virgin/Import
Genre:  Beat'em Up
Spieler:  1-2
System:  Playstation/Saturn

Story



Man mag von der bereits legendären Capcom-Abzockerei bei "Street Fighter" halten, was man will, aber jede Neuauflage bringt stets auch kleinere oder größere Verbesserungen mit sich, und dieses Spiel ist keine Ausnahme: Alles, was in den SFA- und SF2-Welten Rang und Nahmen hat, findet sich diesmal zu den Straßenkämpfen ein. Insgesamt 33 (!!!) spielbare Charaktere werben um die Gunst des Spielers, darunter erstmals alle acht Ur-"Street Fighter" (Teil 2), die vier "new challengers" aus SSF2 sowie sämtliche Alpha-2-Neuzugänge. Wie gehabt ist die Story einmal mehr zwischen SF1 und SF2 angesiedelt und prinzipiell belanglos, während Bison (auf japanisch Vega) mit gewohnter Nonchalance den finalen Oberbösewicht gibt.

Gameplay



Theoretisch hat sich am klassischen SF2-Spielprinzip nichts geändert: In einer horizontal scrollenden 2D-Arena stehen sich zwei Straßenkämpfer gegenüber und versuchen, den Gegner durch schnelle Kombinationen der jeweils drei Schläge und Tritte sowie gelegentliche Würfe auszuknocken. Zudem verfügt ein jeder über charakterspezifische Specialmoves wie Feuerbälle, Teleports oder die legendären Dragon Punches, welche in Verbindung mit normalen Attacken besonders gesundheitsschädliche Combos (= Schlagkombinationen, die nach dem ersten Treffer nicht mehr geblockt werden können) ergeben.

Nach der Auswahl eines Prügelknaben bzw. mädchen dürfen jetzt allerdings drei Kampfmodi, die sogenannten "Isms" (englisches Suffix, wie z. B. in "capitalism"),  ausgewählt werden: Traditionalisten sollten sich für den X-Ism entscheiden, welcher sich weitgehend an den SSF2T-Prinzipien orientiert - nur ein Super Move und eine Superleiste, kein Air Blocking, keine Custom Combos etc.. Für Alpha-Freunde steht der A-Ism (am Saturn Z-Ism) mit den gewohnten Optionen (Alpha-Counter, zwei bis drei Super Combos, Air Blocking...) bereit, und Fans der Custom Combos aus SFA2 finden mit dem V-Ism einen Modus, der sich fast ausschließlich auf diese (überarbeiteten) Custom Combos verläßt. Kompliziert? Macht nix, nach einmaligem Durchspielen auf einem höheren Schwierigkeitsgrad werden noch weitere drei Optionen (darunter der SSF2-ähnliche Original Mode) freigeschaltet...

Wer das Spiel auf der härtesten der acht Stufen schlägt, erhält zusätzlich zu den üblichen Arcade-, Vs- und Trainingskämpfen sowohl die Möglichkeit, direkt gegen den Endgegner anzutreten, als auch die seit SFA legendäre Dramatic Battle. Hier tritt der Spieler entweder allein gegen zwei CPU-Fighter oder zusammen mit dem Rechner bzw. einem Freund gegen einen Widersacher an - ein Riesenspaß! Dank der 4MB-Erweiterung hat der Saturn hier die Nase klar vorn: Während an der Playstation aus Speichermangel immer zwei Spieler identisch sein müssen (Ausnahmen sind die ungleichen Brüder Ken und Ryu sowie die inoffiziellen Cammy-Clones Juni und Juli), bietet der Saturn die Möglichkeit, in beliebigen Kombinationen anzutreten - im Solomodus stellt die Konsole sogar automatisch den "passenden" Mitstreiter!

Während dieses Feature zweifellos der Hit für gesellige SF-Parties ist, finden Solisten sogar noch etwas Besseres: die World Tour! Hier werden frei nach dem Edge Master Mode aus Soulblade zahlreiche Lokationen auf dem gesamten Globus (mit Ausnahme Afrikas und Australiens:-) abgeklappert, wo es jeweils bestimmte Aufgaben zu erfüllen gibt: Schlage Deinen Gegner innerhalb des Zeitlimits, überlebe gegen vier Feinde, nur (Super) Combos zählen und vieles mehr. Der Lohn der Mühe sind Erfahrungspunkte, welche den gerade benutzten Ism in sechs Stufen steigern, und ein rundes Dutzend zusätzlicher Skills wie Autoblock, gesteigerter Schaden und Regeneration der Super-Energie. Maximal drei dieser Fähigkeiten lassen sich vor jedem Kampf neu konfigurieren, außerdem darf jederzeit abgespeichert bzw. (bei einer Niederlage) das zuletzt besuchte Land wieder angewählt werden. Schade nur, daß am Saturn durch gute Leistungen keine Extra-Goodies freigeschaltet werden, denn die an der Playstation erst zu erspielenden Bonus-Kämpen Guile und Evil Ryu sind schon von Beginn an anwählbar.

Technik



Machen wir es kurz: Dank des vorausgesetzten 4MB-Moduls bietet die Saturn-Version perfekte Spielhallenoptik (angeblich kommt das Game jedoch bei gleichzeitig ausgeführten Super Moves ins Stocken), während die Playstation wieder einmal nur eine abgespeckte Umsetzung erhält, was sich vor allem auf niedrigen Geschwindigkeitsstufen bemerkbar macht (weniger Animationen vor, während und nach dem Spiel). Auch die Ladezeiten sind auf Sonys Baby deutlich unangenehmer, doch das sind Playstation-Jünger ja mittlerweile gewohnt; genau wie die eingeschränkte Dramatic Battle (s. o) und die etwas blasser wirkenden Farben. Dafür sind jedoch sämtliche Screentexte in englisch gehalten, während Saturn-Fighter zumindest für die Charaktervorstellungen und Abspänne fundierte Japanisch-Kenntnisse benötigen.

Ergebnis



Ja, ich weiß, ich bin ein alter Capcom-Fan, der alles, was mit SF2 zu tun hat, erst einmal prinzipiell gut findet. In diesem Fall jedoch wird mir wohl jeder recht geben, der sich auch nur ansatzweise für 2D-Kloppereien interessiert, denn eine derart gelungene Kombination aus Solo- und Duell-Modi ist bislang noch nie dagewesen. Und auch wenn ich persönlich die Saturn-Konvertierung bevorzuge (übrigens der definitiv letzte Capcom-Titel für den Saturn, Sammler aufgepaßt!), heißt das noch lange nicht, daß die Playstation-Version nicht genausoviel Spaß machen kann - obwohl die alten SF2-Regeln (Hurricane Kick gegen aufstehende Gegner = Wahnsinn) in SFA3 nur noch mit Einschränkungen gelten. Doch vielleicht ist gerade diese Vereinfachung eine Methode, neue Spieler anzulocken, schließlich wurde auch "Tekken" durch seine Einsteigerfreundlichkeit hierzulande beliebter als "Virtua Fighter"... (Markus Ziegler)

Wertung