Street Fighter EX plus Alpha

Entwickler:  Capcom/Arika
Vertrieb:  Virgin
Genre:  Beat'em Up
Spieler:  1-2
System:  Playstation

Story



Wer die "Street Fighter"-Erfolgsstory nicht kennt, hat entweder noch nie ein Beat'em Up gespielt oder interessiert sich zumindest nicht dafür. Seit fast zehn Jahren bekriegen die Straßenkämpfer Ryu, Ken und Co. nun schon den Oberübelwicht M. Bison (japanisch Vega). Nachdem sich Capcom standhaft geweigert hatte, "Street Fighter III" zu programmieren (Auswüchse wie "Super Street Fighter II Turbo - The Grandmaster's Challenge" sprechen für sich), durften sich die alten Haudegen in "Street Fighter EX" (japanisch "Street Fighter Gaiden") erstmals in der dritten Dimension austoben. Zwar existieren mittlerweile auch schon "Street Fighter III" und das Update "Second Impact", doch scheint die Zeit der reinen 2D-Prügler nun endgültig abgelaufen zu sein...

Gameplay



Prinzipiell basiert jedoch auch dieser Straßenkämpfer auf zweidimensionalen Angriffen, die lediglich (dank Vektorgrafik) räumlich umgesetzt wurden. Aus diesem Grund wird jeder SF-Veteran sofort mit der Steuerung vertraut sein: Angriffe werden nach wie vor mit sechs Buttons (jeweils drei Punches und Kicks) ausgelöst, die altbekannten Joystick-Kombinationen lösen die altbekannten Special Moves wie Feuerbälle, Dragon Punches etc. aus. Was ist also neu in der dritten Dimension? Nun, die Spieldesigner von Capcom (bzw. Arika, die für die Playstation verantwortlich zeichnen) haben aus sämtlichen Vorgängern die erfolgreichsten Features ausgewählt und viele "überflüssige" Neuerungen wie Alpha-Counters, Air Blocking oder Overhead Hits aus dem Spiel entfernt. Aus diesem Grund erinnert das Gameplay neuerdings eher an das klassische SSF2T als an die aktuelleren Alpha-Titel: Super Combos sind zwar noch vorhanden, lassen sich aber nicht mehr in mehreren Stufen ausführen. An die Stelle der Overhead Hits treten "Guard Breaker", die einen Balken Superenergie beanspruchen und nicht geblockt werden können. Wird ein Kämpfer von einem solchen (äußerst langsamen) Angriff erwischt, torkelt er einige Sekunden benommen umher, genau wie seinerzeit nach einigen besonders harten Treffern.

In Gedenken an selige SF2-Zeiten wurden auch einige alte Haudegen wieder aktiviert, genauer gesagt geben sich neben den unvermeidlichen Dragon-Punch-Brüdern Ken und Ryu auch Chun-Li, Guile (yeah!), Zangief, Dhalsim sowie Sakura aus SFA2 und die ewigen Oberbösewichte M. Bison und Akuma die Ehre. Zusammen mit den Newcomern ergeben sich so 23 spielbare Charaktere, von denen 7 allerdings erst freigeschaltet werden müssen. Das geschieht durch Absolvieren der im Trainingsmodus gestellten Aufgaben, wo Special Moves, Super Combos und ähnliche Übungen ("Bleiben Sie 10 Sekunden in der Luft!") warten. Alles in allem sind 304 Prüfungen zu bestehen, ich persönlich war schon mächtig froh, über 250 zu kommen. Falls es jemand in die 300er-Region geschafft haben sollte, würde ich mich über eine entsprechende Mail freuen, schließlich lernt man immer gern neue
Großmeister kennen. Der Rest in der Kurzfassung: Neben Arcade-, Practice- und VS-Modus existieren auch die mittlerweile üblichen Survival-, Team-Battle- und Time-Attack-Spielarten. Auch die sonstigen Optionen (Padkonfiguration, Spieldauer, 8 Schwierigkeitsgrade, 1 bis 3 Gewinnsätze) bedürfen eigentlich keiner näheren Erläuterung.

Technik



Die Kämpfer bestehen wie gesagt aus Polygonen, die Hintergründe aus Bitmap-Grafiken, und die Prügeleien finden wie in "Tekken" auf einer endlosen Ebene statt. Zwar scrollt der Screen gelegentlich nicht weiter, doch sorgen bestimmte Special Moves dafür, daß solche unsichtbaren Wände auch durchbrochen und Gegner aus dem Bild geschleudert werden können. In diesem Fall folgt der Widersacher automatisch nach, und die ursprüngliche Situation ist wiederhergestellt. Die Vektordarstellung der Kämpen ist genau wie ihre Animation im großen und ganzen sehr gelungen, wodurch man seine Lieblinge auf Anhieb wiedererkennt. Allerdings fehlt es einigen Moves etwas an Dynamik, was nicht zuletzt auch an der fürchterlich sterilen Soundbegleitung liegt. Vorbei die Zeiten, als man die Stages bereits an der Musik erkannte und bei krachen Schlägen mitzitterte, hier fehlen sämtliche Kanten und Ecken. Ähnliches gilt unglücklicherweise für die gerenderten Abspannfilmchen (ein weiteres Novum in der SF-Geschichte). Hier wird nicht die Story weitererzählt, stattdessen vollführen abscheulich glatte Renderpuppen sinnlose Aktionen vor häßlichen oder gar nicht vorhandenen Hintergründen. Dazu düdelt immer die gleiche Musik aus den Boxen, was besonders dann störend auffällt, wenn man seine erspielten Filme in der Galerie betrachtet.

Ergebnis



Ich geb's ja zu, ich bin ein alter Street Fighter Maniac. Auf den ersten Blick hielt ich Street Fighter EX plus Alpha denn auch für einen wahren Geniestreich, mit der Zeit machten sich jedoch auch einige Kritikpunkte bemerkbar. Da wäre zum einen das Spieltempo, das um eine winzige Kleinigkeit zu niedrig ist und sich leider auch nicht einstellen läßt. Des weiteren läßt das Design der neuen Charaktere doch stellenweise sehr zu wünschen übrig: War es nicht schon schlimm genug, daß seit jeher zwei fast identische Kämpfer (Ken und Ryu) die Riege anführten? Mußte man unbedingt noch ein halbes Dutzend weitere Klone in den Topf werfen? Manchmal sehne ich mich wirklich nach den Zeiten zurück, als sechs Spielfiguren noch für fünf vollständig unterschiedliche Kampfstile standen. Doch genug der Meckerei (über die Rendervideos habe ich mich ja schon ausgelassen): Street Fighter EX plus Alpha ist ein weiterer Eckstein in der unendlichen SF-Saga und wird durch den ungewohnten Look sicherlich auch einige Neueinsteiger in seinen Bann ziehen. Und wer es einmal gespielt hat, der kommt auch so schnell nicht mehr davon los! (Markus Ziegler)

Wertung