Entwickler: | Neversoft |
Vertrieb: | Activision |
Genre: | Action |
Spieler: | 1 |
System: | Playstation |
Story
Neversoft ist es nun nach langer Wartezeit gelungen, den Netzschwinger in eine dreidimensionale Welt zu versetzen. Natürlich tut er auch dort das, was er am besten kann: an Netzfäden von Wolkenkratzer zu Wolkenkratzer schwingen, senkrechte Wände erklimmen, Geiseln befreien sowie natürlich jede Menge böser Buben vertrimmen. Deren Aufgebot reicht vom dahergelaufenen Bankräuber über High-Tech-Diebe und Echsenklone bis hin zu den eigentlichen Superschurken: Rhino, Venom (der später zu den Helden überläuft), Scorpion, Mysterio, Carnage sowie dem allgemein beliebten Doctor Octopus. Ein hartes Stück Arbeit wartet also auf unseren Helden, zumal auch seine Frau Mary Jane stellenweise in die haarsträubenden Ereignisse verwickelt wird.
Gameplay
Dabei verfügt Spidey über erfreulich viele aus den Comics bekannte Fähigkeiten: Klettereinlagen stellen kein Problem dar, 15-Meter-Sprünge aus dem Stand ebensowenig, und im Angriffsrepertoire des Helden befinden sich neben zwei Schlag- und Tritt-Combos fünf Netz-Specials (Einspinnen, Netzbälle, Heranziehen, Netzfäuste, Schutzschild). Auch mit der Tastenbelegung und den automatisch auftauchenden Zielvorrichtungen kann man gut leben, weniger erfreulich ist dagegen die konfuse Kameraführung: Bleibt Peter stehen, bewegt sich die Kamera hinter ihn, wechselt er jedoch unterwegs die Richtung, muss er oftmals ins Ungewisse laufen und springen. Auch sind seitliche Ausweichmanöver bei der scheinbar nur digital funktionierenden Steuerung leider nicht vorgesehen, weshalb überraschende Angriffe aus dem Hinterhalt weitgehend Glückssache bleiben.
Dennoch macht es (fast) durchweg Spaß, in New York für Recht und Ordnung zu sorgen. Das liegt zwar hauptsächlich an den abwechslungreichen Aufgaben, zu einem kleinen Teil jedoch mit Sicherheit auch an den originellen Power Ups. Wer gegen die hitzeempfindlichen Symbioten Magnesium-Weblines benutzt, darf mit feurigen Resultaten rechnen, und die gute alte Spidey-Armor hält etliche Treffer aus, bevor sie in ihre Einzelteile zerfällt. Weiterhin erhält man für erfolgreiches Durchspielen auf den vier unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden nette Goodies wie beispielsweise zusätzliche Kostüme. Während einige (z. B. Ben Reillys Scarlet-Spider-Outfit) keine besondere Wirkung haben, sorgt Spider-Mans schwarzes Kostüm (das Alien) für einen unbegrenzten Vorrat an Netzflüssigkeit, als Spider-Man 2099 richtet er den doppelten Schaden an, und ein Auftritt als Captain Universe macht Spidey gleich völlig unverwundbar.
Technik
Etwas harscher fällt die Kritik beim Sound aus. Sicher, das gesamte Spiel (bis auf wenige vergessene Schnipsel) deutsch zu synchronisieren, ist ein lobenswertes Unterfangen, doch sind beim Casting einige völlige Fehlbesetzungen zu vermelden, da leider ziemlich viele Rollen offensichtlich von den selben Sprechern übernommen werden. So kann es einfach nicht angehen, dass J. J. Jameson, schrulliger Herausgeber des Daily Bugle (der übrigens "bjuugl" und nicht wie im Spiel "bagl" ausgesprochen wird) und Kettenraucher von Zigarren, jugendlich wie ein Mittzwanziger klingt. Auch einige von Spider-Mans Sprüchen lassen die Dramatik vermissen, die bei einer Superhelden-Versoftung eigentlich ständig in der Luft hängen sollte, von den Stimmen der üblichen Kleinkriminellen einmal gar nicht zu reden. Wirklich überzeugen kann nur der leicht überdrehte Erzähler, welcher die Levels tatsächlich genau so euphorisch einleitet, wie man sich das von der deutschen Sychronstimme eines Stan Lee (Marvel- Herausgeber und lebende Legende) erwartet.
Musiktechnisch gibt es nicht allzu viel auf die Ohren, von einigen hektischen Klängen bei Kämpfen einmal abgesehen, doch kann zumindest die Titelmusik überzeugen. Sie stellt einen Remix der 70er-Jahre-Serie dar ("Spider-Man, Spider-Man, does what every other spider can, spins a web anytime, catches a thief just like flies. Look out, here comes the Spider-man!" oder so ähnlich) und verbreitet von Anfang an eine unerwartet heitere Atmosphäre. Diese findet sich sporadisch auch im Spiel wieder und gipfelt im Abspann, dessen Schlusspointe hier jedoch noch nicht verraten werden soll.
Ergebnis
Aber, Überraschung: All diese Kleinigkeiten, die hakelige Steuerung, die Kürze des Spiels oder die Tatsache, dass New York ständig unter einer gelben Nebelschicht verborgen bleibt, all das stört mich nicht. Wenn ich die in jedem Level versteckten Comic-Cover betrachte, wenn ich gleich zu Anfang auf das Baxter Building (früher (?) Heimat der Fantastischen Vier) klettere oder Gastauftritte von Daredevil, Johnny Storm, dem Punisher oder Captain America miterleben darf, dann erinnere ich mich daran, dass ich auf just dieses Spiel gewartet habe, seit ich mein erstes Amiga-Spiel mit Vektor-Grafik gesehen habe.
Obwohl ich nicht erwarte, dass andere Leute schon Spaß daran haben, einfach so über die Dächer von New York zu schwingen (fragt gar nicht erst, woran sich die Seile befestigen), so bleibt "Spider-Man" doch auch objektiv betrachtet ein gutes Spiel mit viel Abwechslung und einem streckenweise erfrischenden Humor. Fans des Comics müssen hier einfach zuschlagen, alle anderen werden zumindest nicht enttäuscht. Jetzt warte ich nur sehnsüchtig auf einen PS2-Nachfolger - mit belebten Straßen, Originalgebäuden, Verfolgungsjagden über den Hudson River und nach Möglichkeit gezeichneten Zwischensequenzen. Excelsior! (Markus Ziegler)
Wertung
System | Playstation |
Grafik | 8 |
Sound | 7 |
Atmosphäre | 9,5 |
Spielspaß | 9 |
Dauermotivation | 7 |
GESAMT | 8 (von 10) |