South Park Rally

Entwickler:  Tantalus
Vertrieb:  Acclaim
Genre:  Funracer
Spieler:  1-4
System:  Dreamcast

Story



An South Park scheiden sich die Geister und erhitzen sich die Gemüter: Alles nur billige Geldmacherei oder geniale Gesellschaftskritik im minimalistischen Gewande? Nun, das selbe (in leicht abgewandelter Form) kann man sich auch bei diesem Rennspiel fragen...

Gameplay



Zunächst die Vorzüge: Wer jemals eine wichtige Rolle in dem weltbekannten Hinterwäldlerstädchen gespielt hat, geht auch in diesem skurrilen Kartrennen an den Start. Insgesamt 36 Charaktere von Jesus bis Satan stehen zur Auswahl, die meisten müssen allerdings zunächst im Meisterschaftsmodus freigespielt werden. Dieser umfasst so bizarre Events wie den Rinderwahnsinn (alle Fahrer sind verseucht, nur wer das Gegenmittel in seinen Besitz bringt und für zwei Minuten verteidigt, wird gerettet), die Truthahnjagd (Truthähne einfangen und an einem Kontrollpunkt abliefern) oder den allseits beliebten Valentinstag (finde Amors Bogen, finde Amors Pfeile, ballere damit die anderen über den Haufen). 13 dieser verrückten Events lockern die üblichen Renn-Wettbewerbe (mit oder ohne Power Ups) auf. Diesem überreichen Angebot stehen lediglich neun verschiedene Strecken gegenüber, allerdings sind die Rundkurse zumeist derart verschachtelt und weitläufig, dass allein die Erkundung schon einige Zeit in Anspruch nimmt.

Während also die Voraussetzungen für ein launiges Kart-Rennen durchaus gegeben wären, hapert es kräftig an der Steuerung: Die verschiedenen Fahrzeuge lenken sich allesamt ähnlich (gleich?) schlecht, die Handbremse ist kein nettes Gimmick, sondern unumgängliches Übel. Auf rutschigen Untergründen schleudern die Karren denn auch ziellos umher, was speziell im durch begrenzte Continues erschwerten Solomodus äußerst lästig sein kann. Ebenso lästig wird schon bald das unvermeidliche Touchieren von Häusern, Kisten und ähnlichen unverrückbaren Gegenständen, was die unbarmherzige Kollisionsabfrage mit sofortigem Stillstand des eigenen Karts bestraft.

Trotz dieser Erschwernis müssen ausgerechnet in der ohnehin recht schwierigen Meisterschaft noch versteckte Boni gefunden werden, mit deren Hilfe die restlichen Fahrer, Strecken und Wettbewerbe freigeschaltet werden. Ohne diese herrscht nämlich auch im Multiplayer-Wettbewerb erst einmal tote Hose, und das ist ja kaum Sinn der Sache, oder? Nun, zumindest die merkwürdigen Power Ups (Terrance-Fürze, Übergewicht, Unterhosengnome usw.) stehen von Anfang an zur Verfügung, und selbst die politisch korrekt übersetzte Horrorvision (Bilder von Saddam Hussein, welche die Sicht beeinträchtigen) fehlt nicht. Bei genauerem Betrachten stellt sich zwar heraus, dass fast all diese Extras in ähnlicher Form (Raketen, Minen, Schutzschilde) auch schon in Konkurrenzspielen zu finden waren, dennoch sind allein die netten (?) Soundeffekte schon den einen oder anderen Lacher wert.

Technik



Das Erstaunlichste (zumindest für Fans der Serie) zuerst: Die Figuren sind NICHT flach wie ihre Fernsehvorbilder. Das Zweiterstaunlichste: Der neue 3D-Look stört (fast) gar nicht! Das gilt allerdings nur für Spieler, welche sich bereits völlig an das primitiv-minimalistische Design der Vorlage gewöhnt haben. Alle anderen sehen vermutlich nur das krude Landschaftsdesign, welches sich aus relativ wenig Polygonen, noch weniger Texturen und fast überhaupt keinen Animationen zusammensetzt. Dazu kommt die bereits angeprangerte Kollisionsabfrage, welche es beispielsweise ermöglicht, wie Austin Powers mit minimalem Rangierraum zwischen zwei Häusern festzustecken. Hier hilft dann nur Vollgas bei angezogener Handbremse - auch nicht gerade ein Pluspunkt...

Soundtechnisch dürfen sich South-Park-Fans auf die (englische) Original-Sprachausgabe ihrer Helden freuen, mit der sie Zusammenstöße, Angriffe oder Überholmanöver kommentieren. Auch die Bürgermeisterin ist vor jedem Rennen mit einer Ansprache vertreten, welche das Ziel des Wettbewerbs erklärt. Dagegen fällt die Musikbegleitung deutlich ab; von der Genialität der Filmsongs ist nicht viel zu spüren, einmal abgesehen vom Original Vorspann-Lied (inklusive debilem Guitarrero).

Ergebnis



Die Katze beißt sich in den Schwanz: Im Solomodus macht "South Park Rally" nur sehr verhalten Spaß, allerdings ist dieser unumgänglich notwendig, um die unterhaltsameren Spielarten freizuschalten. Ohne diese verfällt nämlich selbst das angetrunkenste Spielerquartett schnell in Lethargie, denn mit nur acht Teilnehmern auf immer der gleichen Strecke nach immer den gleichen Checkpoints Ausschau zu halten, ist nicht gerade das, was man sich unter digitaler Unterhaltung vorstellt. Somit muss das Fazit für SPR erwartungsgemäß lauten: Für Fans der Serie ganz spaßig, für alle anderen eher nicht. (Markus Ziegler)

Wertung