Spyro 2

Gateway to Glimmer
Entwickler:  Insomniac
Vertrieb:  Sony
Genre:  Jump'n'Run
Spieler:  1
System:  Playstation

Story



Was ist klein, niedlich, schuppig und kann Feuer speien? Fast! Es ist nicht Grisu, der kleine Drache, sondern sein Kollege Spyro, der nun zum wiederholten Mal die Playstation unsicher macht. Neben der Crash-Bandicoot-Reihe ist Spyro nun endgültig die zweite Vorzeige-Jump'n'Run-Serie im Sony-Eigenvertrieb.

Gerade wollen sich der Jungdrache und sein Libellenfreund Sparx von ihren letzten Abenteuern am Strand erholen, da werden sie schon wieder in ein schuppensträubendes Abenteuer verwickelt: In der Fabelwelt Avalar hat der machthungrige Tyrann Ripto den rechtmäßigen Herrscher vom Thron gestoßen, was die köngistreuen Lakaien dazu veranlaßt, einen Konterplan zu schmieden. Dieser sieht vor, mittels eines Dimensionstors einen mächtigen Drachen zu beschwören, welcher mit Ripto kurzen Prozeß macht. Den Rest kann sich vermutlich jeder denken - statt wie geplant am Strand findet sich Spyro nun in Glimmer, in der Nähe Avalars, wieder. Doch kein Problem: Durch einige kleine Heldentaten läßt sich der Drache von Welt natürlich nicht die Laune vermiesen, und so machen sich Spyro und Sparx (mal wieder) unverzüglich an die Rettung der Welt.

Gameplay



Genau wie die Story ist auch das eigentliche Spiel zumindest anfangs stark auf ein jüngeres Publikum ausgelegt. Auf einer ewig flachen Lernkurve steigt der Spieler langsam zum erfahrenen Drachenlenker auf, übt den Umgang mit dem Gleiten (richtig fliegen kann Spyro nach wie vor nicht), dem Nasenstüber und dem Feueratem. Beim habgierigen Sir Geldsack dürfen im Laufe des Spiels noch zusätzliche Fähigkeiten wie Tauch- oder Kletterskills erworben werden, welche auch in bereits besuchten Welten nochmals angewandt werden sollten. Der Lernprozeß (bzw. Sir Geldsack) erfordert allerdings jede Menge Bares. Das findet sich in Form von verschiedenfarbigen Edelsteinen, welche allüberall in der Gegend herumliegen, manchmal aber auch in Vasen oder Kisten versteckt sind.

Glücklicherweise muß man nicht über jeden einzelnen Kristall laufen - Sparx sammelt nahe Steine selbständig ein. Überhaupt sollte man stets ein wachsames Auge auf seine Libelle haben: Wie im Vorgänger symbolisiert die Farbe des Flattermanns den momentanen Gesundheitszustand Spyros. Doch keine Sorge, wenn die Energie mal in den grünen Bereich (eigentlich paradox) abfällt: Grillt man die überall herumstreunenden friedlichen Wesen wie Frösche oder Schafe, so hinterlassen sie einen Schmetterling, welchen sich Sparx umgehend einverleibt. Je nach Farbe erhält man so einen von drei Trefferpunkten oder gar ein ganzes Extraleben geschenkt.

Auch andere Gesellen helfen Spyro auf seiner Reise: Fünkchen, die Fee, markiert Rücksetzpunkte, Elora, Jäger und der Professor (die drei eingangs erwähnten Avalari) stehen ihm mit Rat und Tat zur Seite. Vor allem in den späteren Levels muß sich der Spieler seinen Drachen ständig im Griff haben, da die immer fieseren Plattformkonstellationen pixelgenaue Sprünge verlangen. Falls jemand noch immer der Meinung sein sollte, er benötige keinen Analog-Controller, kann ich ihm nur viel Glück wünschen - er wird es brauchen! Dankenswerterweise gibt es in den weitläufigen Arealen immer wieder ruhigere Zonen, in denen ein Drache (bzw. seine Libelle) neue Kraft schöpfen und sich die weitere Vorgehensweise zurechtlegen kann...

Auch kleine Renneinlagen und Bonuslevels lockern den mühseligen Heldenalltag auf, für letztere muß jedoch in jedem Abschitt eine bestimmte Anzahl an Gegnern erledigt werden. Hierin liegt auch diesmal wieder einer der wenigen Schwachpunkte im Gamedesign: Ich lasse mir ja gefallen, daß Endgegner nur auf eine bestimmte Art und Weise zu besiegen sind, doch will mir nicht in den Kopf, warum die meisten Standardwidersacher ebenso anspruchsvoll sind. Weshalb kann ich einen anrennenden Ziegenbock nicht einfach wegrösten? Bei den Schafen klappt's doch auch! So muß ich mir ständig merken, welche Taktik bei welchem Gegner anzuwenden ist, und das hemmt mit fortlaufendem Spiel (und neuen Feindtypen) doch ziemlich das ansonsten unbeschwerte Spielvergnügen.

Technik



Bereits der Vorgänger konnte auf ganzer Linie überzeugen, da wirft der Nachfolger verständlicherweise nicht allzu viele Verbesserungen in die Waagschale. Noch immer ist die Grafik (sehr) bunt, (sehr) putzig animiert und (ziemlich) übersichtlich. Überall gibt es nette Details zu entdecken, doch auch kleine Altersschwächen zeigen sich bereits. So wirken die abstrakten Gegner stets etwas kantig, und man wird das Gefühl nicht los, daß der unbeschränkte Weitblick durch reduzierte Polygonmodelle erkauft wurde. Auch der Mangel an Texturen ist nicht zu übersehen, speziell im Vergleich mit der aktuellen Dreamcast-Konkurrenz. Kein Wunder, schließlich verfügt diese Konsole über ca. dreimal so viel Video- wie die Playstation über Gesamtspeicher. Daher soll noch einmal angemerkt werden, daß die optische Leistung Spyros ganz klar eine der besten auf dem PS-Jump'n'Run-Sektor ist - speziell, wenn man auf den verwendeten Knuddellook steht...

Weniger herausragend ist das Resultat beim Sound. Während die zumeist fröhliche Musik angenehm unauffällig im Hintergrund vor sich hinplätschert, klingen viele der deutschen Synchronstimmen enttäuschend. Mein persönlicher Favorit ist der Gepard Jäger, welcher immer genauso gelangweilt klingt wie - Pardon - die Sprecher der Gay-Chatline-Werbungen nach 23 Uhr im Fernsehen. Was ist nur so schwierig daran, eine gute Produktion durch gute deutsche Sprecher zu krönen? Activision schafft es doch auch immer wieder!

Was dagegen tadellos funktioniert, ist wie nicht anders zu erwarten die Steuerung des kleinen Drachen. Zwar rennt man speziell zu Beginn schon einmal aus Versehen gegen Wände oder verfehlt einen Gegner, doch macht hier schon kurze Übung den Meister. Dann läuft, hüpft, gleitet und grillt es sich dank des Analogsticks ganz intuitiv, die digitale Steuermethode sollte man allerdings wie schon erwähnt von vornherein vergessen.

Ergebnis



Tjaja, der gute alte Spyro. Der gute alte niedliche Spyro, den ich nicht ausstehen kann. Wieso nicht? Nun, das ist schwer zu sagen. Ich erkenne ja neidlos die spielerischen Qualitäten des Spiels an, es mangelt weder an Abwechslung noch an witzigen Einfällen. Aber genau da liegt der Hund (oder besser Drache) begraben: Für diese Art von Humor bin ich einfach 20 Jahre zu alt. Wer wie ich auf zynische Helden à la Cutter Slade (Outcast, PC) steht, der kann Spyro als Person einfach nichts abgewinnen. Und wenn meine "Identifikationsfigur" dann auch noch ständig neue Gegner trifft, die mindestens genauso putzig sind wie die neuen Freunde, frage ich mich doch, warum ich Spyro auf seinem Feldzug gegen das scheinbar Böse beistehen soll...

Ich denke, darauf läuft es letztendlich hinaus: Nehmen wir ein "Sonic Adventure", ein "Rayman 2" oder auch ein "Legend of Zelda": Immer gibt es einen echten Bösewicht, der dem Spieler unmittelbar an den Kragen will oder ihm schon etwas Übles zugefügt hat. Nicht so bei "Spyro 2": Mein Drache hüpft unbekümmert durch die Gegend, die einzig coole Figur ist Sparx, und erst mitten im Spiel zeigt sich, daß Ripto gar kein so netter Bursche ist. Und das kommt für meinen Geschmack einfach zu spät.

Bevor ich jetzt noch weiter in die Jammertour verfalle, ziehe ich lieber noch das nüchterne und durchaus positive Resümee: "Spyro 2: Gateway to Glimmer" ist ein technisch und spielerisch ausgefeiltes 3D-Jump'n'Run, das sich dank seines äußerst langsam steigenden Schwierigkeitsgrades auch an Anfänger und aufgrund seines bonbonbunten Ambientes vorwiegend an jüngere Spieler wendet. Wer also auf der Suche nach einem familientauglichen Spiel für die langen Winterabende ist, hat es hiermit gefunden! (Markus Ziegler)

Wertung