T'ai Fu

Die Rache des Tigers


Entwickler:  Dreamworks Interactive
Vertrieb:  Activision
Genre:  Action
Spieler:  1
System:  Playstation

Story



Die Hintergrundgeschichte könnte direkt aus einem der klassischen Kung-Fu-Filme stammen: Ein mächtiger Übelwicht versklavt das Land und rottet die Familie des jugendlichen Helden aus. Dieser zieht los, um von den verschiedensten Lehrmeistern zu lernen, bevor er seinem Erzfeind in einer alles entscheidenden Schlacht gegenübersteht. Hier jedoch werden sämtliche Charaktere von ihren (stark vermenschlichten) Entsprechungen aus dem Tierreich gespielt: Der Heißsporn T'ai Fu ist ein junger Tiger, der sanftmütige Mönch, welcher ihn aufgezogen hat, ein Panda. Unterwegs stößt T'ai auf schnelle Leoparden, einen weisen Gottesanbeter, Affen und eine entführte Kranichmeisterin, welche ihn mit neuen Techniken auf den Showdown vorbereiten.

Gameplay



"T'ai Fu" präsentiert sich als Mix aus klassischen Side Scrollern wie "Final Fight" und modernen 3D-Jump'n'Runs à la "Spyro". Leider schien man es bei Dreamworks etwas zu gut mit dem Helden zu meinen, denn außer unzähligen Schlagkombinationen (laut Packungsaufdruck 75, obwohl die Anzahl der sinnvollen Moves meiner Meinung nach deutlich niedriger liegt) kann T'ai springen, später sogar (fast) fliegen, sich ducken, blocken, rollen und vor allem seine Chi-Energie einsetzen. Dank verschiedener Schriftrollen (Unverwundbarkeit, Unsichtbarkeit, fünf Zaubersprüche) und seiner natürlichen (Lern-) Fähigkeiten kommt so eine fast endlose Zahl an Steuerkommandos zusammen, die in einem Kampf nicht selten für Verwirrung sorgen: "Oops, wieso bin ich jetzt gesprungen? Egal, schnell die Kranich-Combo hinterhersetzen. Mist, zu spät... Aua, was soll das? Na warte, du Drache! He, ich hab' doch geblockt! Grmpf, schon wieder tot..."

Dies ist zumindest bei den Endgegnern (und auf der härteren der zwei Spielstufen) ein Problem, in den normalen Stages lassen sich Nahkämpfe mit mehreren Feinden normalerweise locker vermeiden. Das ist denn auch mein Hauptkritikpunkt: Wer einigermaßen clever, sprich: langsam vorgeht, findet in den 23 Levels nur relativ wenig echte Gefahren. Verliert man doch einmal ein Tigerleben, so liegt das zumeist an den lästigen Hüpfeinlagen im Stil von "Apocalypse", bei denen schon ein Fehltritt zum Tode führen kann. Zum Ausgleich gibt es allerorten Extraleben und andere Power Ups zu finden, denen die äußerst linear aufgebauten Levels nicht viele Verstecke bieten.

Technik



Irgendwie wurde ich beim Testen das Gefühl nicht los, vor einem Fernost-Aufguß des ebenfalls von Activision vertriebenen Bruce-Willis-Spektakels "Apocalypse" zu sitzen. Die sauber texturierte und fast Clipping-freie Polygon-Grafik ist schick in Szene gesetzt, doch die automatisch schwenkende Kamera verändert alle paar Sekunden die Perspektive, wodurch der Tiger automatisch eine neue Bewegungsrichtung einschlägt. Die Animationen von Freund und Feind sind sehr ordentlich, doch durch die große Entfernung nie genau zu erkennen, außerdem hyperventilieren die Charaktere in den häufigen Cutscenes dergestalt, daß man glaubt, sie müßten gleich einen Tauchrekord brechen. In diesen von der Spielengine dargestellten Szenen sprechen übrigens sämtliche Viecher perfekt deutsch und zeugen einmal mehr von der Qualität der Activision-Lokalisationen. Während des Spiels gibt es dagegen nur wenige Grunzlaute und Sprachfetzen zu hören, dafür nervt die asiatisch angehauchte Begleitmusik aber auch erst bei wiederholtem Anspielen...

Ergebnis



Tja. Wie soll man ein derartiges Spiel bewerten? Ich versuch's mal auf die subjektive Tour: Mich konnte das Katzenvieh nicht begeistern, dazu war die Steuerung zu konfus und das Gameplay zu langweilig (und das sagt jemand, der noch immer mit Begeisterung "Final Fight" spielt). Dazu kommen kleine Ärgernisse wie die oft schwer einzuschätzenden Distanzen, Sprünge ins Ungewisse oder auch kleine Hänger an Steigungen. Dem gegenüber stehen die zugebenermaßen schicke Präsentation sowie das extrem coole Charakterdesign. Wer mehr auf diese Dinge Wert legt, könnte also durchaus seinen Spaß in T'ais Welt haben, zumal der niedrigere Schwierigkeitsgrad auch Anfängern schnell Erfolgserlebnisse beschert. (Markus Ziegler)

Wertung