Disney's Tarzan

Entwickler:  Disney Interactive
Vertrieb:  Sony
Genre:  Jump'n'Run
Spieler:  1
System:  Playstation

Story



Edgar Rice Burroughs' Geschichte des Waisenkindes, das von Affen aufgezogen wird und zum König des Dschungels heranwächst, braucht man wohl niemandem mehr zu erzählen. Die neueste Verfilmung des Märchenstoffes stammt aus den Zeichentrickstudios von Walt Disney und ist derzeit im Kino zu bestaunen. Atemberaubende Computereffekte lassen den in schrecklichem Deutsch dahersingenden Phil Collins vergessen, Anke Engelke spricht die obligatorische Jane - was will man mehr?

Wie seit Aladin (wenn ich mich recht erinnere) üblich, schiebt Disney Interactive auch diesmal sofort ein Spiel hinterher, um den Erfolg an der Kinokasse zu maximieren. Selbstverständlich handelt es sich dabei um ein Jump'n'Run, und natürlich geht auch diesmal wieder (fast) alles ohne Gewalt ab, trifft also genau die Zielgruppe. So gesellt sich "Tarzan" zum illustren Kreise der Disney-Jump'n'Runs (ohne Garantie auf Vollständigkeit: "Aladdin", "Lion King", "Toy Story", "Hercules" und "A Bug's Life").

Gameplay



Dabei scheint sich der Gute spielerisch eher am legendären SNES-Hüpfer "Donkey Kong Country" zu orientieren: In den weitläufigen Levels kämpft sich der sportliche Affenmensch zunächst als Kind, später als Erwachsener durch 13 Levels (gelegentlich kommen auch andere Charaktere wie Gorillafreundin Terk und Jane zum Einsatz), sammelt Bananen für seinen Energiehaushalt, Münzen für Extraleben, Skizzen-Teile für Bonuslevels und Tarzan-Buchstaben für die Möglichkeit, die originalen Filmausschnitte direkt im Optionsmenü abzuspielen.

Obwohl die eigentliche Grafik mitsamt der Spielfiguren aus Polygonen besteht, kann sich Tarzan nicht frei im Raum bewegen, sondern folgt wie beispielsweise in der "Pandemonium"-Serie vorgegebenen Pfaden. Dennoch sind einige der zu findenden Bonusgegenstände derart gut versteckt, daß man die jederzeit anwählbaren Levels immer wieder durchforschen muß. Dabei ist das Überleben im Dschungel generell kein Zuckerlecken: Bodenlose Abgründe fordern bei einem Sturz sofort ein Heldenleben, die Fauna ist alles andere als friedlich und nicht immer mit den verschiedenen Arten von Wurfobst zu bekämpfen.

Die etwas träge Steuerung tut ein übriges: Spätestens beim Schwingen an den Lianen zeigt sich der echte Padakrobat, wobei man die analoge Steuermethode gleich von vornherein abhaken sollte - Tarzan reagiert dann derart schwammig auf die Befehle, daß man liebend gern zum digitalen Steuerkreuz zurückkehrt. Besonders deutlich wird dies bei den häufigen 3D-Abschnitten, welche für eine willkommene Abwechslung sorgen: Es ist fast unmöglich, mit dem analogen Knüppel gezielt auf den rutschigen Lianen zu agieren oder sich unter niedrigen Ästen wegzuducken. Andere 3D-Levels zeigen Tarzan auf der Flucht vor einer Elefantenherde oder auch Jane, die sich vor den Pavianen in Sicherheit bringt. Speziell in diesen Abschnitten verliert man leicht ein Spielerleben, woran die etwas eigentümliche Kollisionsabfrage nicht ganz unschuldig ist.

Trotzdem bleibt "Tarzan" im großen und ganzen gut spielbar, was zum einen an den drei Schwierigkeitsgraden, zum anderen aber auch an der Speicheroption nach jedem absolvierten Level liegt. Ein echtes "Kinderspiel" ist das eng an den Film angelehnte Abenteuer also zwar nicht, doch sollten selbst unerfahrene Hüpfer keine Probleme haben, irgendwann den Abspann zu erblicken - wenn auch nur den der einfachen Stufe.

Technik



Mit dem opulenten Film kann die Playstation-Adaption erwartungsgemäß nicht mithalten, doch schlagen einen die verschlungenen Dschungelpfade und zahlreichen Hintergrundanimationen sofort in ihren Bann. Die Disney-Grafiker verstehen es meisterhaft, die prinzipiell recht simple Landschaft so in Szene zu setzen, daß sich der Spieler selbst wie im Urwald fühlt. Auch die eingestreuten Filmschnipsel wurden ohne große Verluste herübergerettet, lediglich die gerenderte Game-Over-Animation setzt sich in ihrer Häßlichkeit deutlich vom restlichen Spiel ab.

Ein vom Film inspirierter Soundtrack rundet das fast kinoreife Erlebnis ab, nur die Soundeffekte wirken etwas altbacken. Schade (wenn auch verständlich) außerdem, daß für die Charaktere im Optionsmenü (z. B. Jane als Filmvorführerin) nicht die Originalsprecher gewonnen werden konnten. Naja, das läßt sich wohl verschmerzen, denke ich...

Ergebnis



So balgt sich "Tarzan" mit "Aladdin" (Mega Drive und Amiga, NICHT Super Nintendo) um den Titel des Jump'n'Run-Königs unter den Disney-Helden. Wenn die Kinder also gar nicht genug von Urwaldabenteuern und dem kantigen Disney-Tarzan bekommen können, bietet sich hier die optimale Gelegenheit, den Film nochmals Revue passieren zu lassen. "Tarzan" verbreitet echte Kino-Atmosphäre im heimischen Wohnzimmer! (Markus Ziegler)

Wertung