Time Crisis 2

Entwickler:  Namco
Vertrieb:  Sony
URL:  www.scee.net
Genre:  Lightgun-Shooter
Spieler:  1-2
System:  PS2

Story - Gameplay - Präsentation - Fazit - Wertung


Großkonzernen ist einfach nicht zu trauen – diese Weisheit aus Film, Funk und Fernsehen trifft auch auf den Kommunikationsgiganten Neodyne Industries zu. Dessen Satellitennetzwerk "Starline Network" erlaubt neben der weltweiten Übertragung von Telefongesprächen und Fußballspielen dummerweise auch den Abschuss thermonuklearer Waffen, was die Agenten von V.S.S.E. auf den Plan ruft. Nachdem die Infiltration von Christy Ryan aufgeflogen und die junge Dame als Geisel genommen wurde, entsendet der Geheimdienst die beiden jugendlichen Revolverhelden Keith Martin und Robert Baxter zum Krisenherd. Drei weitläufige Szenarien (mediterranes Städtchen, Eisenbahn und Satellitenabschussbasis, jeweils unterteilt in zwei Abschnitte und einen Bossgegner) müssen von Terroristengesindel gesäubert werden, bevor man es mit dem Killersatelliten selbst aufnimmt und die Welt ein weiteres Mal gerettet ist..

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Nachdem die indizierte Playstation-Version des Vorgängers viele Fans aufgrund blockiger Grafiken sowie des fehlenden Zweispielermodus' enttäuschte, gelobte Namco Besserung. Das Resultat: Abgesehen von einer perfekten technischen PS2-Umsetzung (s.u.) weiß auch das eigentliche Spiel auf ganzer Linie zu überzeugen. Die beste Nachricht vorweg: Besitzer der Original-G-con45 (sowie kompatibler Modelle) müssen nicht auf die neuen G-con-2-Lightguns umsteigen. Die alten Schießprügel funktionieren mit der gewohnten Präzision, und auch die Navigation durch die Optionsmenüs läuft ohne Probleme ab. Diese haben anfangs nicht viel zu bieten: Mit vier Lebensmarkern stehen die Überlebenschancen selbst auf dem niedrigsten der fünf Schwierigkeitsgrade eher schlecht. Abgesehen davon ist es jedoch lobenswert, dass sowohl die Einstellungen des Fernsehbildes als auch die Nachlade-Optionen nun frei wählbar sind. Wer also nicht wie in der Spielhalle auf Knopfdruck seine Deckung verlassen will, darf nun neben den Bildschirm zielen und den Abzug gedrückt halten – ähnlich wie in allen Lightgunspielen des großen Arcade-Konkurrenten Sega.

Erfreulich auch die Auswahl der Spielmodi: Zwar wurden dem Spiel keine neuen Waffen und sonstige Extras (wie z.B. in "The House of the Dead 2") spendiert, doch verlängern etliche kleine Trainings- und Bonusmodi das Spielvergnügen. Neben dem Retro-Tontaubenschießen "Shoot Away 2" und einer dreidimensionalen Neuauflage sind dies hauptsächlich typische Schießstand-Übungen. Dennoch, so viel Spaß wie hier hat es noch selten gemacht, zwölf Schuss auf zwei Scheiben abzugeben, was zum Teil sicher an den ausgezeichnet funktionierenden Lightguns liegt. Auch im Storymodus gibt es eine kleine Neuerung gegenüber der Spielhalle: Während man erwartungsgemäß als einer der beiden Protagonisten oder löblicherweise mit einem Kollegen über Linkkabel gegen die bösen Jungs antreten darf, existiert alternativ auch ein interessanter "Doppelpistolen"-Modus. Wie der Name vermuten lässt, kann man hier den Westernhelden spielen und mit zwei Lightguns gleichzeitig auf Gangsterhatz gehen. Alternativ ist es jedoch möglich (und erheblich effektiver), mit zwei Spielern an einem Screen draufloszuballern. Anderenfalls müssen sich die beiden Hobby-Sheriffs nämlich mit einem ziemlich kleinen Splitscreen begnügen.

Splitscreen? Ach ja, für alle, die die grandiose Spielhallenvorlage nicht kennen, hier eine kurze Erklärung: Das herausragendste und letztlich auch für den Erfolg verantwortliche Feature von "Time Crisis 2" ist der Umstand, dass jeder der beiden simultan agierenden Agenten eigene Wege geht. Das bedeutet zum einen, dass man seinen Kompagnon nicht nur die meiste Zeit über im Blickfeld hat, sondern ihm auch Deckung geben kann und muss. Dies wiederum heißt nichts anderes, als dass in der Arcade-Version auf zwei getrennten Displays gespielt wurde, was sich auf einem einzelnen Fernseher nur über einen Splitscreen-Modus realisieren lässt. Leider wurden die 4:3-Bilder nicht entsprechend nachbearbeitet, weswegen nun zwei relativ kleine Screens nebeneinander zu sehen sind, während der obere und untere Teil des Bildschirms von fetten schwarzen Balken eingenommen wird. Nun ja, wie erwähnt gibt es als Entschädigung einen ausgezeichneten Linkmodus, der den Spielspaß dank saftiger Beschimpfungen ("Was machst du da, Bursche? Gib mir Deckung, verd...!") in ungeahnte Höhen treibt. Außerdem ist es im Partnermodus theoretisch möglich, in Deckung zu bleiben und den Kollegen die Arbeit machen zu lassen, wodurch die eigenen schwindenden Lebenspunkte geschützt werden.

Dankenswerterweise wurde das Zeitlimit gegenüber dem gnadenlosen Vorgänger in menschenmögliche Dimensionen gerückt, außerdem treffen nur die wenigsten Schüsse der Gegner. Um dem dennoch saftigen Schwierigkeitsgrad endgültig den Zahn zu ziehen und die Dauermotivation weiter heraufzusetzen, erhält man nach (fast) jedem vorzeitig beendeten Spiel ein weiteres Continue hinzu, bis man schließlich im Freispielmodus beliebig oft weiterspielen darf. Mehrmaliges Durchspielen schaltet zudem weitere Spielmodi (Automatikwaffen – juhuu!) und Spielhilfen (größere Trefferflächen) frei, Hartnäckigkeit zahlt sich also aus.

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All die netten Einfälle wie Fässerlawinen, Bootsverfolgungsjagden und rotierende Satellitenarme wären jedoch nur die Hälfte wert ohne eine ansprechende technische Umsetzung. Auch hier lässt "Time Crisis 2" kaum Wünsche offen. Die grundsolide Bildwiederholrate von 50 Hertz gerät auch dann nicht ins Wanken, wenn bildschirmfüllende Explosionen Mensch und Maschine durch die Gegend schleudern. Die Animationen von Freund und Feind können mit Fug und Recht als sehr gelungen bezeichnet werden, und schöne Wasser- und Metalleffekte runden das Bild ab. Da stört es kaum, dass die Bossgegner bei den in Spielgrafik berechneten Zwischensequenzen durch dezentes Overacting "glänzen" und mehr an die Schurken eines Bruce-Lee-Films als an moderne Welteneroberer erinnern.

Auch die deutsche Sprachausgabe wirkt stellenweise überzogen, kann sich jedoch dank fehlender Alternativen (noch nie zuvor wurde ein Lightgun-Spiel deutsch synchronisiert) dennoch hören lassen. Dies gilt im Übrigen auch für die orchestralen Begleitmusiken. Ach ja: Wem das Stück zu Beginn des zweiten Aktes seltsam vertraut vorkommt, der sollte sich einmal den Film "The Rock" (mit Sean Connery und Nicolas Cage) genauer anhören – das gesamte Thema wurde aus dessen Soundtrack gekla... entnommen. Na, wenn schon kein Übermaß an Originalität, so haben die Sounddesigner doch zumindest Geschmack bewiesen...

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Das Ergebnis im Schnelldurchlauf: "Time Crisis 2" übertrifft den indizierten Vorgänger in wirklich jeder Beziehung um Längen und stellt einen absoluten Pflichtkauf für jeden Freund von Lightgun-Spielen dar. Speziell die Möglichkeit, alte PS-One-Peripherie weiterzunutzen, fällt positiv auf, schade nur, dass gegenüber der Spielhallenversion nicht noch mehr auf Dauer motivierende Features eingebaut wurden. Eine kleine Bemerkung zum Schluss: "Time Crisis 2" bietet Ballern ohne Reue: Da im gesamten Spiel keine der Genre-üblichen Geiseln auftauchen, gilt nur eine Regel – if it moves, it dies! Hart, aber gerecht... (Markus Ziegler)

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System:  PS2
Grafik:  9
Sound:  7,5
Spielspaß:  9,5
Dauermotivation:  8
GESAMT:  8,5 (von 10)