Tiny Tank

Entwickler:  Appaloosa
Vertrieb:  Sony
Genre:  Shoot'em Up
Spieler:  1-2
System:  Playstation

Story



Tja, das hatte sich der Rüstungskonzern SenTrax schön zurechtgelegt: Ein neues Maskottchen, der intelligente kleine Panzer Tiny, sollte als Werbeträger die neuen Kampfroboter populär machen. Die Kampagne wird trotz der moralischen Bedenken des niedlichen Kraftpakets ein voller Erfolg, doch wie wir alle wissen, tut Übermut nur selten gut! Folgerichtig rebellieren die Kampfmaschinen unter der Herrschaft des despotischen MuTank gegen ihre menschlichen Erbauer. Diese flüchten in unterirdische Höhlen, und nichts kann die Blechrevolte stoppen - selbst Tiny wird verschrottet. Glücklicherweise verfügt der Gute jedoch über ein Selbstreparaturprogramm, und schon 100 Jahre später ist er wieder so gut wie neu.

Gameplay



Warum ausgerechnet er für die Aufgabe vorgesehen ist, die Menschheit aus der Unterdrückung zu befreien, bleibt zwar ein Geheimnis der Programmierer, doch ist der glubschäugige Panzer gut für die 13 Missionen gerüstet: Neben seiner drehbaren Turmkanone kann er bis zu vier weitere Waffensysteme aufnehmen, welche zerstörte Gegner auf dem Feld der Ehre zurücklassen. Die Wahl der Waffen reicht vom siplen MG bis hin zu ausgefuchsten Plasma-Blastern, welche sowohl zu Angriffs- als auch zu Verteidigungszwecken eingesetzt werden können. Diese Kanonen lassen sich wahlweise von Hand an den vier Ecken des kleinen Panzers positionieren und mit Künstlicher Intelligenz versorgen, wodurch sie autark feindliche Ziele bekämpfen.

Trotz dieser kleinen taktischen Komponente (die Gehirnleistung kann auch für Mini-Tinies verwendet werden, welche dann die Umgebung nach Power Ups absuchen oder ihrerseits Angreifer unschädlich machen) bleibt "Tiny Tank" ein sehr geradliniger Shooter. In den sehr abwechslungsreichen, frei befahrbaren 3D-Arenen weiß man stets, welcher Gegner als nächstes zu vernichten, welcher Generator auszuschalten oder welche Tür zu öffnen ist. Dennoch ist das Spiel durch die Bank herausfordernd: Erstens erfordert die komplexe Steuerung mit ihren Hüpf-, Roll- und sonstigen Manövern den ganzen Panzerfahrer, zweitens ist es ein Ding der Unmöglichkeit, der feindlichen Übermacht völlig unbeschadet zu entgehen, und drittens greifen einige der hinterhältigeren Kampfkonserven bereits aus der Distanz an!

Daß die Solomissionen zumindest auf dem niedrigsten der drei Schwierigkeitsgrade trotzdem durchaus lösbar sind, ist den kurzen, aber treffenden Briefings zu verdanken, welche vor jedem Einsatz Tips zur eigenen Vorgehensweise und gegnerischen Schwachstellen geben. Ebenso fair geht es logischerweise im Zweispieler-Splitscreen-Deathmatch zu, das jedoch keine großen Überraschungen birgt: Zwei Panzerpiloten beharken sich, bis einer von ihnen die weiße Fahne schwenkt - das war's.

Technik



Erinnert auch das Ambiente mit seinen originellen Endgegnern und dem putzigen Protagonisten etwas an Segas Kinderzimmerkrieg "Toy Commander" (Dreamcast), so tun sich bei der grafischen Umsetzungen doch die Schwächen der 32-Bit-Plattform auf: Relativ grobe Pixel bestimmen das Bild, sichtbare Pop Ups schmälern das optische Vergnügen, und das Ruckeln ist mitunter derart heftig, daß sogar die Steuerung des Panzers in Mitleidenschaft gezogen wird. Schade eigentlich, denn vom Design und Aufbau her unterscheiden sich die einzelnen Levels wohltuend voneinander. Dagegen sind die gelegentlich eingestreuten Render-Zwischensequenzen aus Tinys Jugend nicht nur witzig, sondern auch technisch gut in Szene gesetzt.

Auch die Soundbegleitung läßt nur wenige Wünsche offen. Im Stile einer Call-In-Radioshow wechseln sich hörenswerte Musikstücke und (deutsche) Sprachausgabe ab. Letztere wirkt im Gegensatz zu praktisch sämtlichen Sony-Publikationen der Vergangenheit erstmals wirklich professionell, was allerdings auch daran liegen mag, daß die meisten Akteure diesmal blasierter und überzogener sprechen dürfen als je zuvor. Auch die restlichen Explosionen und Soundsamples geben keinen Anlaß zur Klage, wenn sie auch schwerlich einen Originalitätspreis gewinnen dürften.

Ergebnis



Zu Spielen wie "Tiny Tank" pflege ich für gewöhnlich Kommentare wie "Netter Versuch" abzugeben. Die Ansätze für ein gutes Spiel sind vorhanden: ein sympathischer Held, witzige Einfälle (von Zukunftsängsten gequälte oder Ballett tanzende Roboter), und die technische Umsetzung ist ebenfalls nicht völlig daneben. Doch irgendwie will der Funke trotzdem nicht überspringen, der Anreiz, auch noch den nächsten Level zu absolvieren, hält sich in engen Grenzen. "Tiny Tank" ist somit ein echter Zielgruppentitel - Freunde gepflegter (und zum Teil recht kniffliger) Action dürfen also getrost zuschlagen, Gelegenheitsspieler dagegen sollten nach Möglichkeit zunächst einmal probespielen. (Markus Ziegler)

Wertung