Tony Hawk's Skateboarding

Entwickler:  Neversoft/Treyarch
Vertrieb:  Crave
Genre:  Skateboard-Action
Spieler:  1-2
System:  Dreamcast

Story



Auf der Playstation läutete Tony Hawk bereits vor einem Jahr das Zeitalter der Skate-Simulationen ein, jetzt ist die grafisch aufgebohrte Dreamcast-Fassung da. Gleich zu Beginn schocken den Spieler gleich vier Hersteller-Logos: Crave (Publisher DC-Version), Treyarch (Programmierung DC-Version), Neversoft (PSX-Developer) und Activision (PSX-Publisher) buhlen um die Aufmerksamkeit des Käufers, bevor das eigentliche Introvideo abgespielt wird.

Gameplay



Prinzipiell untergliedert sich THS in zwei Hauptbereiche: den Karrieremodus für Solisten, bei welchem insgesamt zehn professionelle Skater an die Weltspitze geführt werden sollen, sowie die drei Duellmodi für zwei Spieler. Letztere sind schnell erklärt: Der nächstliegende und daher auch langweiligste Wettbewerb lässt die Kontrahenten am Splitscreen gegeneinander antreten. Wer nach einer bestimmten Zeit mehr Punkte durch Tricks erzielt hat, ist Sieger. Interessanter ist der Monster-Event: Hier starten die Spieler immer abwechselnd, um genau einen Trick auszuführen, gelingt es einem Teilnehmer nicht, die von seinem Widersacher vorgelegte Punktzahl zu überbieten, erhält er nach der alten "Hangman"-Methode einen Buchstaben. Ist das zuvor festgelegte Wort ausgeschrieben, hat der betreffende Spieler verloren. Am witzigsten ist allerdings der Graffiti-Wettbewerb. Hier toben sich die beiden Skater auf einem Areal aus, wo alle Schanzen, Rampen, Geländer und sonstwie für Tricks nutzbare Objekte eingefärbt werden, und zwar in der Farbe des Spielers, der am jeweiligen Hindernis die höchste Punktzahl erzielt hat. Nach Ablauf der Zeit werden die Zahlen der "eroberten" Objekte miteinander verglichen.

Der Hauptaugenmerk liegt allerdings klar auf dem Solo-Modus, schließlich lassen sich nur hier die insgesamt neun riesigen Areale sowie acht unterschiedlich lackierten Boards pro Charakter freischalten. Hierzu müssen pro Gelände fünf festgelegte Bedingungen erfüllt werden (Ausnahme: Wettbewerbe in Skate-Arenen, wo es stattdessen Medaillen zu verdienen gilt), um die benötigten Tapes (Videobänder) zu erhalten. Diese Bedingungen umfassen in der Regel zwei Mindest-Punktzahlen, das Aufsammeln der Buchstaben S-K-A-T-E, die Zerstörung von bestimmten Objekten oder das Abgrinden bestimmter Geländer, Tische etc. sowie das Auffinden eines versteckten Tapes. Jeder Level kann beliebig oft gespielt werden, um wirklich alle diese Bonus-Extras zu erhalten. Zur Belohnung gibt es zuletzt ein Video des gewählten Skaters zu bestaunen.

Die gelungene Analogsteuerung von "Tony Hawk's Skateboarding" trug sicherlich einen Großteil zum Erfolg des Games an der Playstation bei, und die Dreamcast-Variante steuert sich womöglich noch intuitiver: Die Skater holen automatisch Schwung, springen ebenso automatisch von Rampen ab (Ausnahme: Handstände, Grinds oder ein Joystickdruck nach vorne, um die Rampe zu verlassen) und selbst komplizierte Tricks lassen sich mit Hilfe der vier Buttons (Sprung, Grind, Halte- und Flip-Aktionen) komfortabel durchziehen. Die gelungensten Replays darf man selbstverständlich direkt auf der Speicherkarte verewigen, um seine Freunde zu beeindrucken.

Technik



Auch technisch gibt es nichts zu bemängeln, von einer leichten Farbarmut und relativ klotzigen Skatermodellen (vermutlich unverändert von der Playstation übernommen) einmal abgesehen. Dafür ermöglichen die spektakulären Animationen tolle Stunts und schmerzhafte Stürze, die Framerate bleibt stets hübsch flüssig, und die höhere Auflösung tut dem Spiel sichtlich gut.

Die Soundseite ist wie gehabt über alle Zweifel erhaben: Exzellente Musikstücke spornen die Spieler zu immer neuen Höchstleistungen an (auf etlichen Leinwänden im Spiel laufen die jeweils passenden Musikvideos ab, die es auch in den Credits zu bewundern gibt), und auch die realistischen Soundeffekte passen bis auf die anfangs öfter zu hörenden Schmerzenslaute ungeschickter Board-Artisten perfekt zum Geschehen.

Ergebnis



Ich gebs ja zu: Ich habe nicht viel für Snowboardspiele übrig und stand auch Tony Hawk zunächst sehr kritisch gegenüber. Abgesehen von meinen Converse All Stars habe ich so wenig mit Skateboardfahrern gemeinsam wie Paul mit Bruce Lee! Trotzdem: Nach fünf Minuten im Karrieremodus, den man trotz allem am besten zu zweit in Angriff nimmt ("Du Versager! Lass mich mal!"), hatte dieses Spiel all meine Zweifel zerstreut. Es macht einfach einen Heidenspaß, über Schuldächer zu holzen, zehn Meter hohe Sprünge/Stürze unbeschadet zu überstehen oder die Einrichtung eines Kaufhauses zu demolieren. Vor allem der sehr moderat ansteigende Schwierigkeitsgrad motiviert immer wieder zu einer Runde auf dem Board. Und sind Skateboards nicht auch heute noch viel cooler als Inline Skates, Kickboards oder die lächerlichen Mini-Roller? Na eben. (Markus Ziegler)

Wertung