Tekken Tag Tournament

Entwickler:  Namco
Vertrieb:  Sony
Genre:  Beat'em Up
Spieler:  1-4
System:  Playstation 2

Story



Die Tekken-Erfolgsstory ist eng verbunden mit dem Aufstieg der Playstation 1: Als 1995 der erste Teil der Beat'em-Up-Reihe aus dem Traditionshaus Namco für die Playstation umgesetzt wurde, hatte das Spiel seinen Siegeszug in den Spielhallen bereits angetreten. Obwohl optisch längst nicht so ausgereift wie der direkte Sega-Konkurrent "Virtua Fighter 2", scharte "Tekken" doch schnell eine treue Fangemeinde um sich. Originelle Charaktere, krachende Würfe und abgefahrene Special Moves sowie nicht zuletzt eine revolutionäre Steuerung (jede der vier Tasten kontrollierte einen Arm bzw. ein Bein des Kämpfers) faszinierten Prügelveteranen und Neulinge gleichermaßen. Hinzu kam eine technisch solide Konsolenumsetzung mit (für damalige Verhältnisse) fulminanten Rendersequenzen - keine Chance für den Playstation-Konkurrenten "Battle Arena Toshinden", die Weichen für den kommenden Siegeszug waren gestellt.

Seither wurde die Serie konsequent weiterentwickelt: Nach dem technisch wesentlich saubereren, inhaltlich jedoch kaum veränderten zweiten Teil durchlief die Story einen Zeitsprung: "Tekken 3" spielte Jahre später und erlaubte dadurch eine stark erweiterte Heldenriege. Dass die vierzigjährige Anna noch immer auf Girlie machte (nur weil sie mit ihrer Schwester cryogenisch konserviert wurde), nahm man da billigend in Kauf, ebenso den animierten Holzkämpfer Mokujin oder einige ihren Eltern doch verblüffend ähnlich sehende Nachfahren. Schluss damit, "Tekken Tag Tournament" löst sich endgültig von Kleinigkeiten wie Kontinuität oder logischen Zeitfolgen, hier werden (fast) alle Charaktere nochmals zu einem großen Tag-Team-Match versammelt - lediglich die Bonuscharaktere Gon (ein Manga-Dino) und Dr. Boskonovitch aus "Tekken 3" sowie Marshall Law aus dem Ur-"Tekken" fehlen.

Gameplay



Summa summarum ergibt das stolze 39 Prügelknaben, -mädchen und -monster, auch wenn fünf davon nur Varianten des Originals darstellen (Devil/Angel, Kuma/Panda, Eddie Gordo/Tiger etc.). Aus dieser Auswahl bildet man nun nach dem Vorbild von "Dead or Alive 2" ein Tag-Team aus zwei Kämpfern, wobei bestimmte Kombinationen (z.B. King & Armor King oder Hwoarang & Baek) über besondere Siegesanimationen und Combo-Angriffe verfügen. Anschließend prügelt man sich wie gewohnt durch eine immer härter werdende Riege an Gegnern, bis man im Finalkampf einer reizvollen Unbekannten gegenüber steht. Doch aufgepasst: Im Gegensatz zu anderen Vertretern des Tag-Genres ist bei den hiesigen Matches schon Schluss, wenn einer der Kombattanten auf der Matte liegt, weshalb dem Auswechsel-Feature besonderes Augenmerk und ein eigener Button zugedacht wurde. Wie gehabt wird mit jedem Durchspielen des Arcade-Modus' (auch auf dem leichtesten der fünf Schwierigkeitsgrade, bei nur einem Gewinnsatz und wahlweise mit oder ohne variables Zeitlimit) ein neuer Kämpe freigeschaltet, zu Beginn lassen sich nur 20 anwählen.

Als weitere Goodies dürfen die erspielten Movies wie schon im dritten Teil jederzeit erneut betrachtet werden, allerdings sind sie allesamt recht kurz, in Spielgrafik berechnet (Ausnahme: die exzellent animierte Rendersequenz der Endgegnerin) und werden von der vollkommen unpassenden (da äußerst ruhigen) Abspannmusik begleitet. Dennoch sind auch diesmal wieder einige echte Highlights vertreten, speziell Forest Laws "Fehltritt" weiß immer wieder zu entzücken. Weiterhin dürfen nun während des Spiels Screenshots angefertigt und auf die Memory Card abgespeichert werden (die Programmierer allein kennen wohl den tieferen Sinn dieses Features), und natürlich darf auch ein Bonusspiel nicht fehlen. Im Unterschied zu "Tekken Ball" und "Tekken Force" beim Vorgänger wartet hier zwar nur ein Game, doch das hat es in sich: "Tekken Bowl" stellt ein ausgezeichnet umgesetztes und sehr unterhaltsames Bowling-Spielchen dar, das dank unterschiedlicher Tag-Teams immer wieder Spaß macht.

Ansonsten hat sich nicht viel getan - warum auch? Noch immer stehen Survival-, Team-Battle- und (für Nostalgiker) ein 1:1-Modus zur Auswahl, die eigentlichen Matches gestalten sich wie immer. Der Mangel an neuen Moves sowie das Fehlen echter 3D-Arenen wird Fans nicht weiter stören, vielmehr setzt Namco just auf diesen Wiedererkennungseffekt - und natürlich auf die gewohnt eingängige Steuerung. Per PS2-Multitap kommen diesmal übrigens bis zu vier Mitspieler gleichzeitig zum Zuge (zwei Teams à zwei Kämpfer), wodurch sich jeder Couch-Karateka auf seinen ganz persönlichen Favoriten konzentrieren kann.

Technik



Das Intro lässt die Herzen der "Tekken"-Veteranen höherschlagen: Detailliertere Rendervideos in einer derartigen Qualität hat man bisher bestenfalls in den neu berechneten (640 x 480 Pixel) "Final Fantasy VIII"-Cutscenes auf dem PC gesehen. Schade nur, dass die Charakterabspänne wie erwähnt fast ausschließlich in Spielgrafik gehalten sind. Doch was heißt hier eigentlich schade? Dank eines wahren Polygon-Overkills bietet TTT die plastischste 3D-Optik, die man sich für ein prinzipiell noch immer zweidimensionales Beat'em Up vorstellen kann: Jeder Grashalm ist animiert, jede Bodenplatte ein echtes 3D-Objekt, das den Spielerschatten korrekt wiedergibt. Auch im (vom Schlachtfeld durch einen kaum merklichen Zwischenraum getrennten) Hintergrund tummeln sich zahlreiche Vektorfiguren, ragen dreidimensionale Gebäude empor oder wiegen sich Palmen in einer leichten Seebrise.

Schön auch, dass das augenfeindliche Flimmern der originalen Japan-Version für den PAL-Release beseitigt wurde, weniger schön hingegen, dass nicht wie zum Beispiel bei den meisten Dreamcast- Spielen an einen 50/60-Hertz-Umschalter gedacht wurde. So schleichen die Kämpfer um 17 Prozent langsamer über den Screen - sicherlich kein großes Problem für Spieler, die auch bisher nur die 50 Hertz gewohnt waren, für alle anderen jedoch eine echte Enttäuschung - nun, zumindest wurde das Fullscreen-Format beibehalten, wodurch die aus vielen PS-One-Spielen bekannten schwarzen Balken hier keine Rolle spielen.

Unverändert blieb hingegen die Soundbegleitung, welche stark an die vorhergehenden "Tekken"-Spiele erinnert. Die meisten Sound- und Sprachfetzen wurden unverändert übernommen, die Musikstücke lehnen sich stark an ihre direkten Vorbilder aus Teil 3 an, sprich: bewährte Qualität, aber nichts Neues. Eine kurze Erwähnung verdient auch die Streichung der Replays nach einer gewonnenen Runde. An ihrer Stelle ist jetzt nur noch die letzte, entscheidende Attacke eines Kampfes zu sehen, das jedoch im Halbsekundentakt aus drei verschiedenen Kameraperspektiven. Nett, doch wäre eine Mischung aus beiden Alternativen mit Sicherheit noch netter gewesen...

Ergebnis



Die "Tekken"-Reihe machte das Beat'em-Up-Genre in Deutschland salonfähig, und zweifelsohne wird auch TTT seinen Teil zum Erfolg der PS2 beitragen. Dennoch sollten sich Fans darüber im Klaren sein, dass dieses Spiel nicht den vierten Teil der Serie, sondern eher eine Weiterentwicklung von "Tekken 3" inklusive Tag-Team- Feature darstellt. Inhaltliche Neuerungen darf man sich daher kaum erwarten, wohl aber eine grundlegend überarbeitete Optik und ein bewährtes Gameplay. Gerade, wer auch bisher nur die PAL-Versionen kannte und mochte, wird von "Tekken Tag Tournament" begeistert sein! (Markus Ziegler)

Wertung