Virtual On

Cybertroopers

DIE STORY 

Irgendwann in naher Zukunft: Bei Bergbauvermessungen auf dem Mond entdeckt das DN-Konsortium ein riesiges unterirdisches Höhlensystem unbestimmbaren Alters. Es enthält Maschinen und Technologie unbekannter Herkunft, mit der die DN-Gruppe schon bald an die Spitze der Weltwirtschafts-Konzerne vordringt. Die geheimen Forschungen gipfeln in der Entwicklung furchterregender Kampfdroiden, die den Waffen der Konkurrenzanbieter haushoch überlegen sind. Weniger erfreulich ist hingegen die Tatsache, daß die Techniker bei ihren Untersuchungen die automatischen Verteidigungsanlagen der antiken Mondbasis reaktivieren. Die daraufhin entfesselten Kämpfe richten auf dem Erdtrabanten ein heilloses Chaos an. Daraufhin wird die "Operation Moongate" eingeleitet, in deren Verlauf talentierte virtuelle Piloten getestet und rekrutiert werden. Sie durchlaufen zunächst ein Trainingsprogramm und erfahren danach eine "Bewußtseinsverschiebung" in Droiden, die tatsächlich am Kampfgeschehen beteiligt sind.

Diese hochtrabende Geschichte verbirgt ein recht schlichtes Spielprinzip: Wie in einem traditionellen Beat'em Up tritt der Spieler nacheinander gegen alle anderen Kämpfer an. Ungefähr in der Mitte des Spiels wechseln die Schauplätze auf den Mond, wo zuletzt auch der übermächtige Endgegner zu schlagen ist. Segas "Virtual On"-Automaten war im Mecha-begeisterten Japan ein überwältigender Erfolg beschieden, deutlich zurückhaltender fielen die Publikumsreaktionen in Amerika oder gar dem nüchternen Europa aus. So wird in Deutschland z. B. auch nicht der optionale "Twin Stick" vertrieben, mit welchem sich das Spiel exakt wie am Arcadevorbild steuern läßt. Die japanische Vorstellung von Robotern unterscheidet sich übrigens deutlich von den hierzulande (beispielsweise aus "Mechwarrior" und diversen anderen PC-Spielen bekannten) gängigen. Während die westlichen Kampkolosse nichts weiter als langsam gehende Waffenplattformen à la "Star Wars" darstellen, sind ihre japanischen Gegenstücke viel näher an menschlichen Vorbildern orientiert. Bei ihnen handelt es sich deshalb um agile Metallkämpfer, die auch vor Nahkampfattacken nicht zurückschrecken. Wer sich dafür interessiert, sollte sich einige Animes zu dem Thema (Patlabor, Macross, Gundam...) zu Gemüte führen!

DAS GAMEPLAY 


Wie eingangs erwähnt, läßt sich Virtual On mit einem überdimensionierten Prügelspiel vergleichen. Zunächst entscheidet man sich im Optionsmenü für einen von drei Schwierigkeitsgraden. Außerdem läßt sich hier das Zeitlimit von 10 bis 90 Sekunden einstellen oder gleich deaktivieren. Danach wählt man noch die gewünschte Anzahl der Gewinnsätze (1-5) und konfiguriert die Pad-, Stick- oder noch besser Twin-Stick-Belegung. Hierfür sollte man sich ruhig etwas Zeit nehmen, da die Steuerung der Blecheimer reichlich komplex ist. Sie können nicht nur vorwärts, rückwärts und zur Seite laufen, sondern sich natürlich auch drehen, springen und mittels Boosterpack sprinten. Zudem tragen sie an jedem Arm eine Waffe, werden beide gleichzeitig ausgelöst, kommt die wiederaufladbare Superwaffe zum Einsatz. Außerdem verfügen die Roboter über Nahkampfangriffe, welche selbstverständlich auch abgeblockt werden können.

Ist dies alles erledigt, wählt man sich im Arcade-Modus einen von acht Metallmännern (es gibt auch einen "weiblichen" Droiden) und stürzt sich ins Getümmel. Die frei begehbaren Arenen unterscheiden sich in Szenario, Größe und Deckungsmöglichkeiten. Kann man sich einer Arena noch hinter Gebäuden verschanzen und dann überraschend darüber hinwegspringen, bietet der nächste Schlachtplatz vielleicht nur ein paar virtuelle Bäume, die bestenfalls Sichtschutz bieten. Je nach Gegebenheiten kommen auch die unterschiedlichen Waffen und Fähigkeiten der Kombattanten zur Geltung: Gibt es keine Verstecke, sind Zielsuchgeschosse und schnelle Roboter im Vorteil. Kann man sich jedoch an den Gegner heranpirschen, ohne ständig seinen Angriffen ausweichen zu müssen, entscheidet nicht zuletzt die überlegene Feuerkraft.

Sind schließlich alle Widersacher und eventuell auch der versteckte Zwischengegner eingestampft, wartet ein fast unbesiegbarer Obermotz auf den Showdown. Dieser läßt sich nur sehr selten beschädigen (er wechselt zu diesen Zeitpunkten die Farbe), feuert aber selbst unentwegt Salven auf den Herausforderer. Gewinnt man durch Time Out gegen ihn, ist die Mission leider gescheitert, allerdings steht einem automatisch mehr Zeit zur Verfügung. Doch auch der normale Abspann verbannt den Helden-Robbi als Weltraummüll in eine mondnahe Umlaufbahn. Befriedigender ist es da schon, im Zweispielermodus einen menschlichen Widersacher vom Feld zu fegen. Dazu wird der Bildschirm horizontal oder vertikal unterteilt, was erstaunlich gut funktioniert. Ansonsten steht noch der Ranking Mode zur Auswahl, wo im Stile von "Virtua Fighter" oder "Virtua Cop" bis zum bitteren Ende gekämpft und hernach die Leistung bewertet wird.

DIE TECHNIK 


Virtual On bietet keine revolutionären, aber doch recht hübsche Grafiken und schnelle Animationen. Der eigene Kämpfer ist stets in einer Außenansicht (nicht unbedingt Verfolgerperspektive) zu sehen, was ein wenig zu Lasten der Übersichtlichkeit geht. Bei den hektischen Replays treten außerdem öfters unschöne Überschneidungsfehler auf, die bereits beim Automatenvorbild zu "bewundern" waren. Am Splitscreen wird die Detaildichte leicht reduziert, was allerdings nicht weiter stört und der Spielgeschwindigkeit sehr zugute kommt. Auch die Sounds tragen anfangs viel zur futuristischen Atmosphäre bei, bieten jedoch auf längere Zeit etwas wenig Abwechslung.

DAS ERGEBNIS 



Zwar wäre dieses Spiel in einigen Details noch verbesserungswürdig, doch ist die Spielidee bislang konkurrenzlos. Obgleich nämlich etliche Gladiatorenduelle existieren und auch die Roboter langsam in Videospielen Einzug halten, konnte keine Adaption bis heute ein derartiges "Mecha-Feeling" simulieren wie Virtual On. Zudem ist das Katz-und-Maus-Spiel mit den Riesenpanzern speziell zu zweit ein echter Adrenalinkitzel, kurzzeitig identifiziert man sich regelrecht mit seiner Maschine. Für Freunde der Materie ist Virtual On allein schon deswegen fast ein Muß-Kauf, andere Prügelfans sollten aber auf jeden Fall einmal ein Probespielchen wagen! (Markus Ziegler)

WERTUNG



 
System Saturn
Grafik
8
Sound
7,5
Spielspaß
8,5
GESAMT
8 (von 10)